LH Platter: „Menschenmöglichstes unternehmen, um so ein Unglück in Zukunft zu verhindern“
Innsbruck (lk) - Am Samstag, dem 23. Februar 2019, läuten um 17 Uhr die Kirchenglocken in Galtür,
um den Opfern der Lawinenkatastrophe von Galtür und Valzur vor 20 Jahren zu gedenken. 38 Menschen verloren
dabei ihr Leben, dutzende wurden zum Teil schwer verletzt. Das Schicksal der Betroffenen löst auch heute noch
große Anteilnahme im ganzen Land und über die Grenzen hinweg aus. Und zugleich war das Unglück
ein Katalysator für die Schaffung umfangreicher Katastrophenschutzmaßnahmen:
„Wir erinnern uns an die Menschen, die vor 20 Jahren auf tragische Art ihr Leben verloren. Ihr Schicksal war und
ist für uns ein Handlungsauftrag. Aus den Ereignissen von damals wurden Schlüsse gezogen, die maßgeblich
für die Weiterentwicklung des Katastrophen- bzw. Lawinenschutzes in ganz Tirol waren“, betont LH Günther
Platter.
12,5 Millionen Euro in Schutzbauten investiert
In Folge des Unglücks wurde ein System aufeinander abgestimmter Vorrichtungen und Abläufe geschaffen,
um Galtür in Zukunft bestmöglich vor Lawinen zu schützen – dazu zählen etwa der 129 Meter lange
Lawinendamm „Egge“ und die Schutzmauer „Winkl“ mit einer Länge von 345 Metern. Zudem wurden an den Berghängen
rund 4.700 Laufmeter an Stahlschneebrücken, umgangssprachlich auch Lawinenzäune genannt, errichtet. „Wir
haben in Galtür seit 1999 239 Schutzbauwerke errichtet und 12,5 Millionen Euro in die Sicherheit der Galtürerinnen
und Galtürer sowie ihrer Gäste investiert“, so der für Katastrophenschutz zuständige LHStv
Josef Geisler. Tirolweit flossen in den vergangenen 20 Jahren 190 Millionen Euro in den Lawinenschutz. „Wir haben
in unserem Land höchste Sicherheitsstandards. Einen 100-prozentigen Schutz vor Naturgefahren kann und wird
es nie geben – auch wenn seit 20 Jahren im Siedlungsgebiet niemand mehr durch eine Lawine umgekommen ist“, betont
Geisler
Messnetz massiv ausgebaut
Auch im Bereich Kommunikation hat sich seit 1999 viel getan. Tirol war das erste Bundesland, das einen flächendeckend
funktionierenden Digitalfunk etablieren konnte. So wird sichergestellt, dass im Katastrophenfall ungehindert mit
den Einsatzkräften im Schadensraum kommuniziert werden kann. Weiter verbessert hat sich auch das Messnetz
des Lawinenwarndienstes. Konnte der Lawinenwarndienst 1999 noch auf Messdaten von 39 Messstationen zurückgreifen
sind es heute mit 259 Stationen mehr als sechs Mal so viele. Der Tiroler Lawinenwarndienst verfügt somit über
das weltweit dichteste hochalpine Netz an Messstellen. Das Datenmaterial steht auch den Lawinenkommissionen zur
Verfügung, um die aktuelle Lawinensituation vor Ort präzise einzuschätzen und daraus Maßnahmen
wie Straßensperren abzuleiten.
Wohn- und Urlaubsort Galtür
Trotz einer nie ganz auszuschließenden Gefahr: Die Galtürerinnen und Galtürer bleiben ihrem Heimatort
treu – ebenso die tausenden Gäste, die Jahr für Jahr ins Paznaun kommen, um die Schönheit der Region
zu bewundern. Die Ereignisse vor 20 Jahren haben die Menschen im Dorf noch enger zusammengeschweißt.
„Die Menschen in Galtür wissen, dass die Lawinengefahr für den Ort nie ganz beseitigt werden kann. Doch
zugleich leben sie an einem einzigartig schönen Flecken Erde, haben hier ihre Heimat, ihre Geschichte und
Zukunft“, weiß LH Platter. „Das Land Tirol hat und wird sein Möglichstes tun, dass sowohl den Tirolerinnen
und Tirolern als auch unseren Gäste im Winter wie im Sommer höchst mögliche Sicherheit geboten wird“,
so LH Platter abschließend.
Was hat sich seither im Bereich Naturgefahrenmanagement und Katastrophenschutz getan?
- Investitionen von 190 Millionen Euro in den Lawinenschutz
- 41.500 Schutzbauwerke an Wildbächen und Lawinenstrichen
- Jährlich weitere rund 40 Millionen Euro für die
Wildbach- und
- Lawinenverbauung
- Ausbau des digitalen Funksystems
- Ausbau des Tiroler Lawinenwarndienstes von 39 auf 259
- Messstationsstandorte
- Einrichtung der Leitstelle Tirol
- Ausbildungsprogramm für Gemeinde-, Bezirks- und
- Landeseinsatzleitung
- Bildung von Einsatzstäben und Bereitschaften in engster
- Abstimmung mit allen betroffenen Organisationen
- Engste Vernetzung zwischen den Behörden,
- Blaulichtorganisationen und dem Bundesheer
- Anschaffung eines landeseigenen Hubschraubers
Die Kombination aus enger Zusammenarbeit, fundierter Ausbildung und wichtigen Investitionen in Schutzbauten
sind Kern des Naturgefahrenmanagements in Tirol. Auch wenn Naturkatastrophen nie ausgeschlossen werden können
- alle Organisationen und Verantwortlichen in Tirol geben täglich ihr Bestes, um die Bevölkerung so gut
wie möglich zu schützen.
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