Die Not hat sich verändert. Die Notwendigkeit zu helfen nicht! SOS-Kinderdorf informierte
über den Wandel der Organisation, aktuelle Themen und neue Herausforderungen.
Wien/Innsbruck (sos kinderdorf) - Am 25. April 1949 gründete eine Gruppe engagierter Frauen und Männer
rund um den Vorarlberger Medizinstudenten Hermann Gmeiner in Innsbruck die „Societas Socialis“. Mit ihrer für
die damalige Zeit revolutionären, sozial innovativen Idee legten sie den Grundstein für die Entwicklung
von SOS-Kinderdorf und leisteten auch einen wichtigen Impuls für die Kinder- und Jugendfürsorge: Statt
von der Gesellschaft unerwünschte Kinder in Heimen und Erziehungsanstalten zu verwahren, sollten sie im Schutz
und in der Geborgenheit einer Familie aufwachsen!
Bittere Not und Armut nach dem Krieg waren Anlass für die Gründung von SOS-Kinderdorf. Und heute, 70
Jahre später? Braucht es da das SOS-Kinderdorf überhaupt noch? JA! Weil es trotz vieler positiver Entwicklungen
und einem guten Leben für viele Menschen in einem der reichsten Länder der Welt Not immer noch gibt.
Die Ursachen sind heute andere als damals. Nur eines bleibt konstant. Der Bedarf an Hilfe! Das belegen die Erfahrungen
von SOS-Kinderdorf und auch die Zahlen der Kinder- und Jugendhilfe. So stieg in den letzten 15 Jahren die Zahl
der Fremdunterbringungen (volle Erziehung) von ca. 10.000 auf über 13.000 und die Zahl der Unterstützungen
der Erziehung von rund 25.000 auf mehr als 35.000.
SOS-Kinderdorf heute: vielfältige neue Angebote und Programme
Der gesellschaftliche Wandel, neue Entwicklungen und gesetzliche Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe sowie wissenschaftliche
Erkenntnisse spiegeln sich auch im Programmangebot von SOS-Kinderdorf, das heute viel breiter und vielfältiger
ist: „Viele Menschen verbinden SOS-Kinderdorf in erster Linie mit der SOS-Kinderdorf-Mutter und SOS-Kinderdorf-Familie.
Dass es heute viele andere Angebote gibt, ist weniger bekannt“, sagt Moser. „Etwa unsere Wohngruppen und Krisenpflegeplätze
für Kinder und Jugendliche oder dass wir im Rahmen von Mutter-/Eltern-Kind-Wohnen ganze Familien vorübergehend
aufnehmen.
Zusätzlich verstärkte mobile und ambulante Hilfen und mehr Prävention!
Ein immer wichtigeres Feld sind mobile und ambulante Angebote im Sinne der Prävention: Hier werden Kinder
und ihre Eltern direkt in ihren Familien unterstützt oder erhalten in den Ambulatorien von SOS-Kinderdorf
kompetente Beratung und Therapie. Ganz neue Perspektiven eröffnen Kooperationen mit anderen Trägern und
Partnern, z.B. das SOS-Krisenteam im Burgenland mit dem Roten Kreuz oder die Zusammenarbeit mit Rainbows für
die Betreuung von Kindern bei Verlusterfahrungen durch Tod, Scheidung oder Trennung.
Bilanz 2018: Unterstützung und Begleitung für 5.600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene
2018 wurden in Österreich in 14 SOS-Kinderdörfern mit Standorten in allen Bundesländern mehr als
1.800 Kinder /Jugendliche in Familien und Wohngruppen betreut und hatten dort ein stabiles Zuhause. Knapp 1.300
junge Menschen unterstützte SOS-Kinderdorf mobil und durch Begleiten von (Krisen)Pflegefamilien. Rund 2.500
kamen zur Beratung, Diagnostik und Therapie in die Ambulatorien von SOS-Kinderdorf (Wien und Klagenfurt). Nicht
zu vergessen: die mehr als 80.000 Telefon- und Chatberatungen und über 1 Million Besucher der Website von
Rat auf Draht - die wichtigste anonyme, kostenlose 24 Stunden Hotline für Kinder und Jugendliche in Österreich,
die SOS-Kinderdorf als Träger übernommen hat.
Kinder und Familien unter Druck
Neben der Ursprungsaufgabe, Kindern ein Zuhause zu geben, steht SOS-Kinderdorf heute vor ganz neuen Herausforderungen.
In Österreich leben 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche. Viele in Familien, die immer stärker unter
Druck geraten. Dieser Druck und tägliche Herausforderungen rund um Themen wie Erziehung, Vereinbarkeit von
Job und Familie, finanzielle Sorgen verursachen oft Folgeprobleme in Schule, Ausbildung, Beruf. Da genügt
eine einzige Zusatzbelastung wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsverlust, Krankheit oder ein Todesfall in der Familie
und die Welt bricht über ihr zusammen. Das führt rasch in die Überforderung. Erziehungsprobleme,
Vernachlässigung, Verwahrlosung, Gewalt in der Familie sind die Folge.
„Diese belastende Spirale zu durchbrechen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und auch Auftrag für uns
als SOS-Kinderdorf“, betont Christian Moser: „Diese Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, ihnen und ihren
Eltern wieder Halt und Stabilität zu geben als Basis für ein liebevolles Zuhause ist unsere tägliche
Aufgabe in Österreich und 135 Ländern der Welt“, sagt Moser. „SOS-Kinderdorf tritt für die gleichen
Rechte und Chancen aller Kinder ein. Das ist nicht nur eine Frage der Kinderrechte, sondern der Gerechtigkeit und
des gesellschaftlichen Zusammenhalts.“
SOS-Kinderdorf hat zum Thema „Kinder und Familien unter Druck“ eine Umfrage in Auftrag gegeben, um zu erheben,
welche Faktoren junge Menschen und ihre Familien besonders belasten und in Bedrängnis bringen. Die Ergebnisse
werden im Mai präsentiert!
Als kinderpolitische Kraft die Stimme für Kinder erheben
„Sich für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche einzusetzen, die Stimme für sie zu erheben und
ihnen eine Stimme zu geben, liegt tief in den Genen der Organisation“, erklärt Christian Moser mit Blick auf
die Anfänge: „Die Pionierinnen und Pioniere von SOS-Kinderdorf ließen sich trotz vieler Skeptiker, Kritiker
und Gegner nie entmutigen und verfolgten unbeirrt ihr Ziel und Anliegen. Das erfordert Mut und Ausdauer sowie ein
klares Bekenntnis, sich auf die Seite derer zu stellen, die keine starke Lobby haben“, so Moser. „Vieles hat sich
in der Gesellschaft und auch bei SOS-Kinderdorf in 70 Jahren verändert, eines sollten wir zeitlos bewahren:
Das klare, mutige Eintreten für die Schwächsten der Gesellschaft!“
Anlass Dank zu sagen an alle Freunde/innen, Förderer und Partner
„Ein runder Geburtstag ist immer ein guter Anlass Danke zu sagen: an die Kinder- und Jugendhilfe als wichtigen
Partner im öffentlichen Bereich. Trotz oft intensiver Diskussionen und Verhandlungen um Konzepte und Budgets
gelingt es immer wieder, neue Projekte gemeinsam auf die Beine zu stellen und damit Hilfe für nächste
Generationen zu sichern“, sagt Moser. Ein weiterer ganz spezieller Dank gebührt allen privaten Freunden/innen,
Förderern und Partnern von SOS-Kinderdorf, die mit ihren Spenden und Beiträgen die SOS-Kinderdorf-Arbeit
unterstützen. „Ohne diese starke Basis könnte SOS-Kinderdorf die Arbeit nicht in der Qualität und
dem Ausmaß leisten und neue Projekte, wie aktuell den Bau von fünf neuen Wohngruppen für Kinder
und Jugendliche in Tirol, nicht realisieren."
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