Wien (impulstanz) - Rradikal, grenzüberschreitend, bildgewaltig, berührend und kein Stück an
Aktualität eingebüßt: das deutsche Tanztheater. Zwei Stücke seiner wichtigsten Wegbereiter_innen
sind diesen Sommer beim ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival zu erleben. Die Eröffnung bestreiten
am 11. und 13. Juli Johann Kresnik, Kurt Schwertsik und Gottfried Helnwein mit Macbeth im Volkstheater. Im Burgtheater
schließt das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch am 16., 18. und 19. Juli mit Masurca Fogo an.
Nicht ohne Grund wird Johann Kresnik auch der "Berserker des choreografischen Theaters" genannt, denn
kaum einer ist so provokativ, radikal und brutal wie er. Sein Werk Macbeth, basierend auf William Shakespeares
Tragödie, feierte 2018 dreißigsten Geburtstag – Anlass für die Rekonstruktion gemeinsam mit dem
Ballettensemble des Linzer Landestheaters. Sein Tanz um die Macht vereint wuchtige Bilder, kühnes Bewegungsmaterial,
erschütternde Intensität und ist grausam und verspielt zugleich, was sich sowohl im aufwändigen
Bühnenbild des Malers und Grafikers Gottfried Helnwein als auch in der Musik des vielfach ausgezeichneten
Komponisten Kurt Schwertsik widerspiegelt.
Nicht vor Tragik, sondern vor purer Lebensfreude strotzt hingegen die feurige Mazurka von Pina Bausch. Musikalisch
reiste die Kultfigur der internationalen Tanzszene und wohl bedeutendste Choreografin ihrer Zeit nach Lissabon.
In ihrem vor 20 Jahren uraufgeführten Gruppenstück vereint sie Fado mit Elementen von Jazz, Blues und
brasilianischen Rhythmen. Passend zum portugiesischen Flair ähnelt die Bühne einer Farbexplosion mit
hellen Tönen und blumigen Projektionen. Aber Masurca Fogo wäre nicht von Pina Bausch, wenn dieser visuellen
Sinnlichkeit und dem blühenden Leben nicht auch tief empfundene Melancholie gegenüberstehen würde.
Die 19 Tänzer_innen des Tanztheater Wuppertal erwecken eine Sehnsucht nach Zärtlichkeit, Geborgenheit
und Wärme, begleitet von Musik von Duke Ellington über Gidon Kremer bis Amália Rodrigues.
Die Sehnsucht nach seinem verstorbenen Lebenspartner Elu veranlasste den Performer und bildenden Künstler
aus Südafrika, Steven Cohen, zu der wunderschönen, performativen Zeremonie put your heart under your
feet ... and walk! Die Bühne des Odeon ist bedeckt mit Spitzenschuhen als Anspielung auf Elus Tanzleidenschaft.
Er kombiniert unterschiedlichste künstlerische Mittel und schafft ein Bühnenmonument, das als Symbol
für ewige Liebe steht, und ein berührendes Requiem für alle, die geliebte Menschen durch den Tod
verloren haben. Zu sehen am 17. und 19. Juli.
Darüber hinaus kehren DD Dorvilliers Trio No Change, or „freedom is a psycho-kinetic skill“ und Akemi Takeyas
ZZ remix in Neubearbeitungen als [ImPulsTanz Classics] nach Wien zurück und drei Wiener Compagnien kündigen
Uraufführungen an. Das Kollektiv Liquid Loft rund um den Choreografen Chris Haring entwickelt eine neue Arbeit
für das Leopold Museum, beeinflusst vom Expressionismus Egon Schieles, und toxic dreams & WTKB versprechen
Gags, Gags, Gags von Yosi Wanunu und Roland Rauschmeier. Ein sowohl musikalisches als auch tänzerisches Highlight
bieten Jam Rostron aka Planningtorock und Ian Kaler mit Powerhouse. Gemeinsam mit Tänzerin Maija Karhunen
entwerfen sie ein Bühnenstück zum gefeierten gleichnamigen Album, das nach der Premiere im Berliner Berghain
bei ImPulsTanz zu sehen und hören sein wird.
Der Vorverkauf startet mit 6. Juni 2019 auf impulstanz.com sowie an den ImPulsTanz-Tageskassen im MuseumsQuartier
und im Volkstheater.
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