Beschäftigungszuwachs entfällt bei Frauen vorwiegend auf Teilzeit; Lohnunterschied
trotz Rückgang über EU-Durchschnitt
Wien (statistik austria) - Im Jahr 2017 waren laut Statistik Austria 68,2% der Frauen erwerbstätig,
47,7% arbeiteten in Teilzeit. Die hohe Teilzeitquote bei den Frauen spiegelt sich auch in niedrigeren Einkommen
wider. Insgesamt verdienten Frauen 2017 um 37,3% brutto pro Jahr weniger als Männer. Bei ganzjähriger
Vollzeitbeschäftigung lagen die Bruttojahreseinkommen der Frauen im Mittel um 15,6% unter jenen der Männer.
Beim Gender-Pay-Gap nach EU-Definition liegt Österreich trotz eines leichten Rückgangs des Lohnunterschieds
zwischen Frauen und Männern über dem europäischen Durchschnitt.
Immer mehr Frauen sind erwerbstätig; Trend zu Teilzeit hält an
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat 2017 weiter zugenommen. Lag die Erwerbstätigenquote der 15- bis
64-jährigen Frauen 1997 noch bei 58,4%, stieg sie bis 2007 auf 63,5% und erreicht mittlerweile 68,2% (2017).
Der Anteil erwerbstätiger Frauen war damit 2017 um fast 10 Prozentpunkte höher als vor 20 Jahren und
nähert sich damit der Erwerbstätigenquote der Männer (76,2%) schrittweise an.
Die verstärkte Teilnahme der Frauen am Arbeitsmarkt ist jedoch in erster Linie auf die steigende Zahl von
Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen. Im Zeitvergleich erhöhte sich die Teilzeitquote der Frauen
von 28,7% (1997) auf 41,2% (2007) und 47,7% (2017), das ist ein Anstieg von insgesamt 19 Prozentpunkten. Bei Männern
hat Teilzeitbeschäftigung langfristig ebenfalls zugenommen, sie ist mit einem Anteil von 11,9% (2017) aber
von vergleichsweise geringer Bedeutung.
Der Trend zu Teilzeit setzt sich bei den Frauen auch aktuell fort: Im 3. Quartal 2018 waren 8.900 mehr unselbständig
erwerbstätige Frauen vollzeitbeschäftigt als im 3. Quartal 2017; bei den Teilzeitstellen gab es dagegen
ein Plus von 22.700. Im Gegensatz dazu verzeichneten unselbständig erwerbstätige Männer im Jahresvergleich
einen Rückgang bei der Teilzeitbeschäftigung: Einem Zuwachs von 61.800 Vollzeitstellen stand ein Minus
von 17.100 Teilzeitjobs gegenüber. Mit rund 44.700 zusätzlichen Stellen profitierten Männer damit
insgesamt stärker vom Beschäftigungszuwachs als Frauen mit rund 31.600 Stellen.
Frauen verdienen im Mittel weniger und sind häufiger in unteren Einkommensklassen vertreten
Die hohe Teilzeitquote bei den Frauen spiegelt sich auch in niedrigeren Einkommen wider. Insgesamt verdienten
Frauen 2017 um 37,3% brutto pro Jahr weniger als Männer. Gegenüber einer Differenz von 40,7% im Jahr
2007 hat sich der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern zwar verringert, liegt aber nur um einen
Prozentpunkt unter dem Niveau von 1997 (38,3%). Beschränkt man den Vergleich auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte,
dann lagen die mittleren Bruttojahreseinkommen der Frauen 2017 um 15,6% unter jenen der Männer; 2007 waren
es noch 21,6%.
Deutliche Unterschiede zeigt auch ein Blick auf die Einkommensverteilung. Frauen waren selbst bei ganzjähriger
Vollzeitbeschäftigung in den unteren Einkommensklassen überdurchschnittlich oft vertreten, während
der Anteil der Männer bei den höheren Einkommen deutlich überwog. Bezogen auf jene 10% ganzjährig
Vollzeitbeschäftigter mit den niedrigsten Einkommen (unter 24.906 Euro brutto pro Jahr) lag der Frauenanteil
2017 bei 57%. Unter den 10% mit den höchsten Einkommen (mehr als 80.865 Euro brutto pro Jahr) waren Frauen
mit 19% dagegen klar unterrepräsentiert; umgekehrt war der Anteil der Männer hier mit 81% am höchsten.
Lohnunterschied trotz Rückgang über dem EU-Durchschnitt
Im EU-Vergleich liegt Österreich weiterhin deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Vergleicht
man gemäß der Definition von Eurostat die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und
Männern in der Privatwirtschaft, dann betrug der Gender Pay Gap in Österreich 2017 19,9% (EU: 16,0%).
2007 lag der geschlechtsspezifische Lohnunterschied noch bei 25,5%.
Die Verwendung der Stundenverdienste hat im Vergleich zu Jahresverdiensten den Vorteil, dass Voll- und Teilzeitbeschäftigte
unabhängig von der jeweiligen Arbeitszeit miteinander verglichen werden können. Andere strukturelle Unterschiede
werden nicht berücksichtigt, wobei nur ein Teil des Gender Pay Gap darauf zurückzuführen ist, dass
Frauen beispielsweise öfter in schlechter bezahlten Dienstleistungsberufen und Branchen mit geringeren Verdienstmöglichkeiten
arbeiten, während Männer häufiger in besser bezahlten technischen Berufen und in Führungspositionen
zu finden sind.
Statistik Austria hat zuletzt auf Basis der Daten aus dem Jahr 2014 den Einfluss unterschiedlicher Faktoren auf
den Lohnunterschied von Frauen und Männern analysiert. Ausgehend von einem Gender Pay Gap von 22,2% konnte,
unter Berücksichtigung von Merkmalen wie Branche, Beruf, Bildungsniveau, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit,
Voll-/Teilzeit, Art des Arbeitsvertrags, Region und Unternehmensgröße, im Modell weniger als die Hälfte
des Gender Pay Gap erklärt werden. Das heißt, auch wenn sich Frauen und Männer hinsichtlich der
genannten Merkmale nicht unterscheiden, bleibt ein großer Teil des Gender Pay Gap (13,6%) unerklärt.
Soziale Risiken treffen Frauen stärker als Männer
In Summe führen die niedrigeren Erwerbseinkommen – sowie Versicherungsverläufe, die vor allem durch
Kindererziehung Lücken aufweisen – auch zu niedrigeren Pensionen und anderen sozialen Risiken. Laut der Erhebung
EU-SILC 2017 waren 22% der alleinlebenden Pensionistinnen, aber nur 13% der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet.
Ein-Eltern-Haushalte – das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 31% das höchste
Armutsrisiko aller Haushaltstypen.
Detaillierte Ergebnisse sowie weitere Informationen zur Gender-Statistik finden Sie hier >
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