Regierung plant Maßnahmen wie Einsetzung von Integrationsbotschaftern zum Thema Antisemitismus
an Schulen
Wien (bmi) - "Die Tatsache, dass Antisemitismus bei Menschen, die zu Hause Türkisch oder Arabisch
sprechen, weit verbreitet ist, zeigt klar auf, dass wir den Kampf gegen Antisemitismus intensiv verstärken
und gezielt bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund ansetzen müssen", sagte die Staatssekretärin
im Innenministerium, Karoline Edtstadler, zu jüngst veröffentlichten Zahlen aus einer IFES-Studie. Die
Bundesregierung plane dazu ein Bündel an Maßnahmen, das zeitnah im Ministerrat beschlossen werde.
"Ich selbst setze weiterhin alles daran, dass allen Schülerinnen und Schülern ein Besuch in der
KZ-Gedenkstätte Mauthausen ermöglicht wird. Einen besonderen Fokus wollen wir in Zukunft dabei auf muslimische
Jugendliche setzen", sagte Edtstadler. "Außerdem werden wir unser Projekt Zeitzeugengespräche
an Schulen fortsetzen. Denn nur wenn man selbst gesehen und gehört hat, welches Leid Antisemitismus erzeugt
hat, wird man resistent gegen diese furchtbare Wertehaltung", zeigte sich die Staatssekretärin geschockt
von den heute bekannt gewordenen Zahlen.
Die umfassende Studie des IFES-Instituts im Auftrag von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka belegt, dass
zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung antisemitische Einstellungen haben. Diese Zahl sei zwar
rückläufig, doch die Studie zeige auch auf, dass junge, gebildete Menschen resistenter gegen Antisemitismus
seien, sagte Edtstadler. "Allerdings deckt die Studie auch auf, dass Antisemitismus bei Österreichern,
die zu Hause Türkisch oder Arabisch sprechen, massiv verbreitet ist." Knapp 70% der arabischsprachigen
und 50% der türkischstämmigen Bevölkerung stimmten etwa der Aussage zu, dass im Nahen Osten Frieden
herrsche, wenn es den Staat Israel nicht mehr gebe.
„Dieser Entwicklung müssen wir entschieden entgegentreten. Antisemitismus bekommt auch durch die verstärkte
Migration nach Europa wieder einen Aufwind, den wir nicht akzeptieren werden. Es kann nicht sein, dass sich Jüdinnen
und Juden in ihrer eigenen Heimat nicht mehr sicher fühlen. Daher muss der Kampf gegen Antisemitismus vor
allem in Schulen und Bildungseinrichtungen verstärkt thematisiert werden", sagte die Staatssekretärin.
Die Bundesregierung plane in Zusammenarbeit mit den Glaubensgemeinschaften die Einsetzung von Integrationsbotschaftern
zum Thema Antisemitismus an Schulen. "Außerdem soll der Kampf gegen Antisemitismus als Querschnittsmaterie
nicht nur verstärkt im Geschichtsunterricht, sondern auch im geplanten Ethikunterricht verankert werden. Und
wir müssen die islamische Glaubensgemeinschaft verstärkt in die Pflicht nehmen", sagte Edtstadler.
|