Historische Landkarten und Stadtpläne für ganz Europa und darüber hinaus
Wien (studiobinaer) -MAPIRE - Maps of the Habsburg Empire - wurde mit dem Ziel gegründet, die historische
(Land-) Kartenserie des Habsburgerreiches und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie in einer gemeinsamen
Datenbank anzuzeigen. Diese und viele andere Archive sind nun für jeden Interessierten online zugänglich.
Die Basis von MAPIRE sind Militärkarten, Katasterkarten und Stadtpläne. Militärkarten sind im Maßstab
1:28.800 und 1:25.000 verfügbar, Katasterkarten und Stadtpläne sogar in einer mindestens zehnmal so großen
Auflösung. Diese Karten und Serien von Karten aus Tausenden von Segmenten hat ein Experten-Team von MAPIRE
in jahrelanger Arbeit zu einer einzigen Karte zusammengefasst und georeferenziert. Die Ergebnisse wurden auf die
Google-Karten von heute aufgetragen. Das erste Projekt stammt aus der Zeit von Kaiserin Maria Theresia (1740 bis
1780), das zweite aus der Zeit der Napoleonischen Kriege (1792 bis 1809) und das dritte Projekt ist mit dem Österreichisch-Ungarischen
Ausgleich datiert (1867).
Eine der wichtigsten Kartensammlungen der Welt
Die Karten der ungarischen Gebiete wurden vorwiegend mit Material aus Ungarn erstellt, die anderen Gebiete aus
der Habsburg-Monarchie wurden mit historischen Karten aus dem Österreichischen Staatsarchiv digitalisiert.
MAPIRE konnte bei diesem Projekt die Wiener Kriegsarchive-Sammlung, die vielleicht wichtigste Kartensammlung in
Europa und sogar auf der ganzen Welt, digitalisieren. Diese Kartenserien wurden zu einer großen europäischen
Karte zusammengefügt, sodass man erstmals das gesamte Europa des 18. und 19. Jahrhunderts detailliert sehen
kann.
Während der Arbeit stellte sich heraus, dass es im Kriegsarchiv detaillierte historische Karten auch anderer
Gebiete gibt. Mit dem MAPIRE-Projekt als Referenz meldeten sich auch weitere Länder, etwa Irland, Norwegen,
Finnland und Belgien, mit dem Wunsch nach einer digitalen Erfassung. Sie haben ihre historischen Karten ebenfalls
zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wurden auch viele Stadtpläne digitalisiert, die mit noch
höheren Auflösungen als die Länderkarten verfügbar sind.
Einzigartige Erkenntnisse und neue Details
Das Kartenmaterial enthält aufgrund seiner hohen Auflösung und seines größtenteils militärischen
Charakters auch grundlegende Informationen über diese Epochen, die in vielen Fällen nicht aus anderen
Quellen zu erschließen sind. Für Archäologen ist das spannend, weil die Karten in der Zeit vor
der Urbanisierung und der mechanisierten Landwirtschaft erstellt wurden. Daher sind viele antike Ruinen in den
Karten berücksichtigt, die heute nirgendwo mehr erfasst, geschweige denn zu sehen sind.
Weiters liefern diese Karten auch in der Siedlungsgeschichte einzigartige Erkenntnisse: Die Struktur und der Entwicklungsstand
der Siedlungen der jeweiligen Epoche können sehr gut rekonstruiert werden. Aus industriehistorischer Sicht
spannend ist etwa, welche Papierfabriken und andere Industrieanlagen zum Beispiel am Verlauf der Flüsse auf
diesen Karten eingezeichnet sind. Für Disziplinen von Ökologie bis hin zum Umweltschutz, Wasserforschung,
Forstwesen, sowie Straßenplanung, Architektur oder Familienforschung dienen diese Karten daher als wertvolle
Basis.
Vergangenheit und Gegenwart in einer Karte und in 3D
MAPIRE bietet interessierten Laien und Wissenschaftlern eine Reihe von Funktionen, die die Recherchearbeit unterstützen.
Einerseits werden die Karten von damals auf die Satelliten- und Vektorkarten von heute aufgetragen, so dass die
Vergangenheit und die Gegenwart unmittelbar verglichen werden können.
Zum anderen ist es möglich, zwei Karten aus zwei verschiedenen Zeiten in zwei separaten Fenstern zu vergleichen.
Dadurch kann zum Beispiel die Siedlungsstruktur einer Stadt oder eines Dorfes im Lauf von 100 oder mehr Jahren
dargestellt werden. Ebenso bietet MAPIRE einzigartige Informationen über Zustand und Struktur des einstigen
Straßen- und des Schienennetzes.
Die akribische und exakte Vermessungsarbeit der einstigen Kartographen - die Übertragung von Höhenunterschieden
und Steigungen erfolgte in verschiedenen Farben und durch Linien in den Karten - macht es möglich, das alte
Kartenmaterial heute dreidimensional und mit exakten Proportionen umzusetzen und somit beeindruckende Topographien
aus vergangenen Jahrhunderten zu erschaffen.
All die von MAPIRE verwendeten Karten waren zuvor nicht öffentlich zugänglich, es sei denn, jemand hatte
als Wissenschaftler Zugang in die kartographischen Sammlungen der Bibliotheken. Doch selbst dann konnte man gleichzeitig
nur ein kleines Detail von Europa betrachten. Dank digitaler und dreidimensionaler Darstellung ist praktisch jeder
Ort der heutigen Welt erschlossen, mit MAPIRE kann man jetzt auch uneingeschränkt in der reichen Vergangenheit
Europas stöbern.
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