Trotz Nachfrageeinbußen im Jänner deutlich positives Ergebnis in der ersten Winterhälfte
2018/19
Wien (wifo) - Enorme Schneemengen und unterdurchschnittliche Temperaturen in den Nordalpen dämpften
im Jänner 2019 das in der Wintervorsaison bisher kräftige Wachstum der Tourismusnachfrage. Dennoch fällt
die Bilanz zur Halbzeit der Wintersaison 2018/19 deutlich positiv aus (Gästeankünfte +3,1%, Übernachtungen
+2,9%).
In den ersten drei Monaten der Wintersaison 2018/19 (November 2018 bis Jänner 2019) erreichten die Gesamteinnahmen
im österreichischen Tourismus nominell 6,63 Mrd. € (WIFO-Schätzung). Damit wurde der bisherige Höchstwert
der Vergleichsperiode 2017/18 um 3,0% übertroffen (real +1,0%).
Regional entwickelten sich die Tourismusumsätze im Analysezeitraum vor allem in der Städtedestination
Wien sehr dynamisch (nominell +17,9%), aber auch in Ober- und Niederösterreich (+6,0% bzw. +5,0%) sowie Kärnten
(+5,8%) wuchsen die Einnahmen kräftiger als im Österreich-Durchschnitt. Die anderen Bundesländer
verzeichneten zu laufenden Preisen entweder eine nur geringe Steigerung (Salzburg +1,1%, Tirol +0,5%) oder sogar
Einbußen (-0,1% bis -1,4%); in realer Rechnung bedeutet dies Einnahmenverluste gegenüber November 2017
bis Jänner 2018 von rund 1% bis 4%).
Auf Basis erster Hochrechnungsdaten erhöhte sich die Zahl der Ankünfte in der ersten Winterhälfte
2018/19 um 3,1% und jene der Übernachtungen um 2,9%. Die Aufenthaltsdauer blieb mit 3,4 Nächtigungen
pro Gast praktisch unverändert, nachdem sie in der Vergleichsperiode 2017/18 erstmals seit 2012/13 wieder
gestiegen war; damals war die Verweildauer bei durchschnittlich 3,7 Übernachtungen gelegen. Ob dies bereits
eine Abkehr vom seit 1992/93 beobachteten Trend zu kürzeren, aber häufigeren Reisen bedeutet - die Gäste
nächtigten damals im Durchschnitt 4,9-mal in Österreich -, bleibt abzuwarten.
Von November 2018 bis Jänner 2019 wurden in österreichischen Beherbergungsbetrieben 31,74 Mio. Nächtigungen
registriert. Mit 76,4% entfielen mehr als drei Viertel auf internationale Gäste, deren Nachfrage sich zudem
wesentlich dynamischer entwickelte als jene aus dem Inland (+3,8% gegenüber +0,4%). Nachdem die Zahl der Nächtigungen
im November und Dezember 2018 insgesamt noch kräftig gestiegen war (+7,9% bzw. +8,0%), brach die Nachfrage
im Jänner um 2,1% ein. Ursache dieser Entwicklung dürften der ergiebige Schneefall in einigen Regionen
und die daraus resultierenden Maßnahmen (Sperre von Pisten und Straßenverbindungen sowie ganzer Schigebiete,
Lawinenwarnungen) gewesen sein, die von vielen Gästen subjektiv als Gefährdungslage wahrgenommen wurden.
Die vor allem in den Bundesländern mit Wintersportregionen empfindlichen Einbußen dürften dabei
vor allem auf das Ausbleiben von Tagesreisenden zurückzuführen sein, während die Übernachtungsgäste
zum Teil sogar länger als geplant vor Ort bleiben mussten.
Von 24,26 Mio. Übernachtungen aus dem Ausland entfielen in der ersten Winterhälfte 2018/19 86,7% auf
15 ausgewählte Herkunftsländer, deren Nachfragewachstum mit +3,1% unter der internationalen Gesamtdynamik
blieb. Besonders stark expandierte im Analysezeitraum die Nachfrage aus den USA (+17,4%) und Dänemark (+11,3%),
aber auch die Quellmärkte Frankreich, Tschechien (jeweils +6,7%), Rumänien (+6,5%), Ungarn (+5,4%) sowie
Niederlande und Vereinigtes Königreich (jeweils +3,9%) entwickelten sich stärker als im internationalen
Durchschnitt. Für Österreichs wichtigsten Auslandsmarkt, Deutschland (Marktanteil von knapp 50%), wurde
ein Nächtigungszuwachs von 3,0% verzeichnet, gefolgt von Belgien (+2,6%), Italien (+1,5%) und Schweden (+1,2%).
Die Nachfrage aus der Schweiz überstieg das Vergleichsniveau 2017/18 kaum (+0,6%). War in der Wintervorsaison
(November und Dezember 2018) nach zwei Perioden der Stagnation nur die Nächtigungszahl russischer Gäste
rückläufig gewesen, so ergab sich im Analysezeitraum einschließlich Jänner 2019 auch ein Rückgang
für die Nächtigungen von Reisenden aus Polen (-4,0%); die Nachfrage aus Russland ging noch stärker
zurück (-8,2%), sodass auf diesem Quellmarkt die Lücke zum Höchstwert 2013/14 (rund 824.200 Nächtigungen)
47,1% betrug.
Neuerlich waren in der ersten Hälfte der Wintersaison 2018/19 die gewerblichen Ferienwohnungen am erfolgreichsten
(Übernachtungen +9,0%) vor den 2/1-Stern-Betrieben (+3,8%) und den privaten Ferienwohnungen und -häusern
(+3,6%). In der gehobenen Hotellerie (5/4-Stern-Betriebe +2,7%, 3-Stern-Betriebe +2,1%) entwickelte sich die Nächtigungsnachfrage
schwächer als im Durchschnitt aller Unterkünfte. Während Campingplätze, Unterkünfte für
Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten und sonstige Unterkünfte zusammen das
Vorjahresniveau hielten (+0,3%), wurden Privatquartiere (auf und nicht auf Bauernhof) deutlich seltener nachgefragt
(-3,7%).
Nach ersten und noch vorläufigen Schätzungen des WIFO fällt die Bilanz über das Kalenderjahr
2018 für die österreichische Tourismuswirtschaft positiv aus: Die Umsätze stiegen im Gesamtreiseverkehr
preisbereinigt um 2,2%, wobei diese Dynamik vor allem von der ausländischen Nachfrage ausging (reale Umsätze
+2,9%), während die Nachfrage aus dem Inland stagnierte (-0,1%). Gleichzeitig gaben Inländer und Inländerinnen
für Urlaube im Ausland deutlich mehr aus als im Jahr 2017 (real +4,5%).
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