Bundesregierung muss alles unternehmen, um geplante Inbetriebnahme zu verhindern – Uralt-Reaktor
Mochovce soll nach 34 Jahren Bauzeit im Juli in Betrieb gehen
Mochovce/Wien (rk) - Es herrscht Alarmstufe Rot: Nach 34 Jahren Bauzeit will die Slowakei den völlig
veralteten Reaktor 3 in Mochovce im Juli in Betrieb nehmen! Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima forderte am 27. Feber
im Zuge einer Anfragebeantwortung im Wiener Gemeinderat Bundeskanzler Kurz erneut auf, aktiv zu werden: „Seit
34 Jahren wird am Reaktor unweit der österreichischen Grenze wie an einem Fleckerlteppich herumgewerkt, damals
war Bundeskanzler Kurz noch nicht einmal geboren. Wir müssen nun alles unternehmen, um die Inbetriebnahme
zu stoppen und hier ist der Herr Bundeskanzler gefordert“, so Sima. Mochovce liegt nur 100 km von Österreich
entfernt, die Sowjet-Technologie ist völlig veraltet. „Ich konnte mir bei einem Lokalaugenschein 2009 einen
persönlichen Eindruck vom dramatischen Zustand der seit Jahrzehnten vor sich hingammelnden Bauteile überzeugen,
die Anlage würde sich gut für den Dreh eines Horrorfilms eignen, aber keinesfalls für die Energieversorgung“,
so Sima. Sie ist schon damals aktiv geworden, die Stadt Wien hat eine Einwendungskampagne gestartet, bei der über
200.000 Wienerinnen und Wiener damals einen begründeten Einwand gegen das AKW übermittelt haben.
Sicherheitsvorkehrungen in Mochovce sind eine Farce
Die Reaktoren 3 und 4 von AKW Mochovce sind seit 34 Jahren mit längeren Unterbrechungen in Bau: Die Bauvorbereitungen
begannen schon 1981, aus Geldmangel wurde der Bau 1991 nach der Wende gestoppt und nach 17 Jahren 2008 fortgesetzt.
Grundsätzlich führen die Unterbrechungen der Bauführung und die lange Dauer zu schweren Problemen
beim Wissenstransfer: „Niemand weiß heute noch genau, was dort in all den Jahren geschehen ist und verbaut
wurde, der sowjetische Reaktortyp stammt aus den 1970er Jahren und birgt damit große Sicherheitsrisiken“,
warnt Sima. Sicherheitsvorkehrungen sind eine einzige Farce und gewährleisteten keinen sicheren Betrieb:
- Kein Containment - Keine Sicherheit gegen den Absturz eines
Verkehrsflugzeuges
- Ungünstige Führung hochenergetischer Leitungen
- Nicht ausreichende Versorgung mit Kühlwasser – wird
immer schwieriger in Zeiten des Klimawandels
- Mangelnde Widerstandsfähigkeit gegen Erdbeben
- Ungeklärte Frage der radioaktiven Abfälle
Sogar die Slowakische Atomaufsichtsbehörde, als auch der Weltverband der Kernkraftwerksbetreiber – eine
Interessenorganisation der Atomindustrie – haben festgestellt, dass der Baubetrieb durch mangelnde Koordination,
mangelhafte Kontrolle, fehlende Qualifikation und fehlerhafte Verfahrensschritte gekennzeichnet ist.
Baustopp und Expertenkommission
Die Konsequenz aus den Mängeln kann nur der sofortige Baustopp sein. „Österreichische sowie internationale
Experten müssen die Möglichkeit erhalten, sich in allen Teilen der Anlage umzusehen, damit sie sich ein
umfassendes Bild vom tatsächlichen Zustand der Anlage machen können“, so Sima. Sima will eine breite
Allianz schmieden und alle Mittel nützen, um die Inbetriebnahme des AKWs noch zu verhindern. Mit dem von ihr
gegründeten Anti-Atom-Netzwerk „Cities for a Nuclear Free Europe“ (CNFE), dem mittlerweile 30 europäische
Städte (u.a. Hannover, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, München, Zagreb, Nikosia, Dublin, Mailand
Thessaloniki) angehören, will sie u.a. die EU-Kommission aufrufen, die Inbetriebnahme im Mitgliedstaat zu
verhindern. „Wir werden alle Möglichkeiten auf EU-Ebene nützen, wir haben dort viele Verbündete“,
so Sima. Am 7. März werden im Europäischen Parlament in Brüssel die ersten Ergebnisse einer Internationale
Studie zum Sicherheitsrisiko von Altreaktoren der Öffentlichkeit präsentiert.
Resolution an Bundesregierung heute im Gemeinderat
Im Gemeinderat wird es am 27. Feber auch eine Resolution an die Bundesregierung geben, in der diese aufgefordert
wird, Wien bei ihren Bemühungen gegen grenznahe Atomkraftwerke zu unterstützen und die Inbetriebnahme
von Mochovce 3 zu verhindern.
GLOBAL 2000-Petetion an Bundeskanzler Kurz
Wien unterstützt zudem die von GLOBAL 2000 gestartete Anti-Mochovce-Petition an Bundeskanzler Kurz. „Wir müssen
gemeinsam alles unternehmen, um die Inbetriebnahme des Risiko-Reaktors vor unserer Haustüre zu stoppen“, so
Sima abschließend.
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