Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex setzt im Februar die einjährige Abwärtsbewegung
mit einem weiteren Rückgang auf 51,8 Punkte fort, den tiefsten Wert seit drei Jahren
Wien (bank austria) - Die Industriekonjunktur in Österreich trübt sich weiter ein. „Der UniCredit
Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Februar auf 51,8 Punkte gesunken, den tiefsten Wert seit drei Jahren.
Seit dem Allzeithoch zum Jahreswechsel 2017/18 hat sich die Industriekonjunktur durch ein immer stärker forderndes
Exportumfeld in Österreich kontinuierlich verschlechtert“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan
Bruckbauer.
Neben den globalen Einflüssen durch steigende protektionistische Tendenzen im Handel haben verschiedene Ereignisse
in Europa wie die Störungen in der Autoindustrie durch den neuen Abgastestzyklus, der bevorstehende Brexit,
die Krise in der Türkei und die Sanktionen gegen Russland die exportorientierte österreichische Industrie
in den vergangenen Monaten zunehmend belastet.
„Gestützt auf eine recht gute Binnennachfrage befindet sich die österreichische Industrie derzeit weiter
auf Wachstumskurs und zeigt sich damit innerhalb Europas als relativ widerstandsfähig gegenüber den ungünstigen
Exporteinflüssen. Während in Österreich der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex weiterhin
die Wachstumsgrenze von 50 Punkten überschreitet, ist im Euroraum erstmals seit Sommer 2013 der Indikator
für die Industrie mit 49,2 Punkten darunter gefallen, stark gedämpft durch den Rückgang in Deutschland
auf 47,6 Punkte“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Produktionsausweitung trotz sinkendem Neugeschäft
Die österreichischen Industriebetriebe spüren mittlerweile die sinkende Nachfrage aus dem Ausland deutlich.
Die Exportaufträge haben im Februar den fünften Monat in Folge abgenommen und gingen so stark wie zuletzt
vor mehr als sechs Jahren zurück. Die Binnennachfrage hat nicht mehr ausgereicht, um diesen Ausfall auszugleichen,
sodass das Neugeschäft insgesamt den zweiten Monat in Folge abnahm.
„Trotz weniger Neugeschäft haben die österreichischen Industriebetriebe im Februar die Produktion mit
fast unvermindertem Tempo ausgeweitet. Um die bestehenden Auftragsrückstände aufzuarbeiten, wurde zudem
erneut mehr Personal eingestellt. Allerdings war das Tempo des Beschäftigungsaufbaus das geringste seit zweieinhalb
Jahren“, meint Pudschedl. Als Folge der gegensätzlichen Entwicklung von Produktion und Neuaufträgen haben
sich erstmals seit drei Jahren die Auftragsrückstände in der heimischen Industrie nicht mehr weiter erhöht.
Vermehrte Anzeichen für Industrieabschwächung
Eine Reihe weiterer Details der monatlichen Umfrage unter heimischen Produktionsbetrieben lassen auf eine fortgesetzte
Abschwächung der Industriekonjunktur in Österreich schließen. Infolge der verschlechterten Auftragslage
ist erstmals seit Anfang 2018 die Einkaufsmenge nicht mehr erhöht worden.
Die Bestände in den Fertigwarenlagern haben sich bedingt durch die schwächere Nachfrage den vierten Monat
in Folge aufgebaut. Die Lieferzeiten, die in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen sind, verlängerten
sich im Februar nur noch geringfügig. Auch die Entwicklung der Einkaufs- und Verkaufspreise weist auf die
schlechtere Nachfragesituation hin. Die Preise für Vormaterialien und Rohstoffe haben nur noch mit der schwächsten
Rate seit zweieinhalb Jahren zugenommen, gedämpft vor allem durch niedrigere Preise für Stahl und Papierprodukte.
Der Anstieg der Verkaufspreise schwächte sich ebenfalls ab. Die nachlassende Nachfrage erhöhte den Wettbewerb
um Kunden und verringerte die Preisdurchsetzungsmacht der Betriebe.
Kein Ende des Abwärtstrends in Sicht
Mit dem erneuten Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerindex im Februar um immerhin fast einen
Punkt gegenüber dem Vormonat setzt sich der vor einem Jahr begonnene Abschwung der Industriekonjunktur fort.
Der Indikator kommt der Neutralitätslinie von 50 Punkten, bis zu der Wachstum angezeigt wird, immer näher.
Angesichts des sich weiter verschlechternden internationalen Umfelds, das sich durch den Rückgang der Einkaufsmanagerindizes
für die Verarbeitende Industrie des Euroraums und auch Deutschlands zeigt, nimmt die Wahrscheinlichkeit eines
baldigen Endes der dreijährigen Wachstumsperiode der österreichischen Industrie deutlich zu. Dies unterstreicht
auch die Entwicklung des Indexverhältnisses der Neuaufträge zu den Verkaufslagern. Seit nunmehr drei
Monaten sind die Fertigwarenlager stark genug befüllt, um die Auftragseingänge auch mit einer geringeren
Produktionsleistung zu bewältigen.
In früheren Abschwungphasen der heimischen Industrie waren spätestens nach vier bis fünf Monaten
die Auftragsrückstände erfüllt und die Produktionsleistung ging in weiterer Folge zurück. „Wenn
auch die aktuellen Auftragsdaten die Abschwächungstendenz der Industriekonjunktur durch Probleme in der Autoindustrie
etwas überzeichnen könnten, scheint ohne einer klaren Trendwende in der Auftragsentwicklung ein Produktionsrückgang
der heimischen Industrie unmittelbar bevorzustehen“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Ohne eine klare Trendwende
bei den Auftragseingängen könnte sich unsere derzeitige Erwartung eines Wachstums der Industrieproduktion
von 3 Prozent im Jahr 2019 als zu optimistisch erweisen.“
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