Industrieaufschwung in Österreich
 geht langsam dem Ende zu

 

erstellt am
26. 02. 19
13:00 MEZ

Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex setzt im Februar die einjährige Abwärtsbewegung mit einem weiteren Rückgang auf 51,8 Punkte fort, den tiefsten Wert seit drei Jahren
Wien (bank austria) - Die Industriekonjunktur in Österreich trübt sich weiter ein. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Februar auf 51,8 Punkte gesunken, den tiefsten Wert seit drei Jahren. Seit dem Allzeithoch zum Jahreswechsel 2017/18 hat sich die Industriekonjunktur durch ein immer stärker forderndes Exportumfeld in Österreich kontinuierlich verschlechtert“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Neben den globalen Einflüssen durch steigende protektionistische Tendenzen im Handel haben verschiedene Ereignisse in Europa wie die Störungen in der Autoindustrie durch den neuen Abgastestzyklus, der bevorstehende Brexit, die Krise in der Türkei und die Sanktionen gegen Russland die exportorientierte österreichische Industrie in den vergangenen Monaten zunehmend belastet.

„Gestützt auf eine recht gute Binnennachfrage befindet sich die österreichische Industrie derzeit weiter auf Wachstumskurs und zeigt sich damit innerhalb Europas als relativ widerstandsfähig gegenüber den ungünstigen Exporteinflüssen. Während in Österreich der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex weiterhin die Wachstumsgrenze von 50 Punkten überschreitet, ist im Euroraum erstmals seit Sommer 2013 der Indikator für die Industrie mit 49,2 Punkten darunter gefallen, stark gedämpft durch den Rückgang in Deutschland auf 47,6 Punkte“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Produktionsausweitung trotz sinkendem Neugeschäft
Die österreichischen Industriebetriebe spüren mittlerweile die sinkende Nachfrage aus dem Ausland deutlich. Die Exportaufträge haben im Februar den fünften Monat in Folge abgenommen und gingen so stark wie zuletzt vor mehr als sechs Jahren zurück. Die Binnennachfrage hat nicht mehr ausgereicht, um diesen Ausfall auszugleichen, sodass das Neugeschäft insgesamt den zweiten Monat in Folge abnahm.

„Trotz weniger Neugeschäft haben die österreichischen Industriebetriebe im Februar die Produktion mit fast unvermindertem Tempo ausgeweitet. Um die bestehenden Auftragsrückstände aufzuarbeiten, wurde zudem erneut mehr Personal eingestellt. Allerdings war das Tempo des Beschäftigungsaufbaus das geringste seit zweieinhalb Jahren“, meint Pudschedl. Als Folge der gegensätzlichen Entwicklung von Produktion und Neuaufträgen haben sich erstmals seit drei Jahren die Auftragsrückstände in der heimischen Industrie nicht mehr weiter erhöht.

Vermehrte Anzeichen für Industrieabschwächung
Eine Reihe weiterer Details der monatlichen Umfrage unter heimischen Produktionsbetrieben lassen auf eine fortgesetzte Abschwächung der Industriekonjunktur in Österreich schließen. Infolge der verschlechterten Auftragslage ist erstmals seit Anfang 2018 die Einkaufsmenge nicht mehr erhöht worden.

Die Bestände in den Fertigwarenlagern haben sich bedingt durch die schwächere Nachfrage den vierten Monat in Folge aufgebaut. Die Lieferzeiten, die in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen sind, verlängerten sich im Februar nur noch geringfügig. Auch die Entwicklung der Einkaufs- und Verkaufspreise weist auf die schlechtere Nachfragesituation hin. Die Preise für Vormaterialien und Rohstoffe haben nur noch mit der schwächsten Rate seit zweieinhalb Jahren zugenommen, gedämpft vor allem durch niedrigere Preise für Stahl und Papierprodukte. Der Anstieg der Verkaufspreise schwächte sich ebenfalls ab. Die nachlassende Nachfrage erhöhte den Wettbewerb um Kunden und verringerte die Preisdurchsetzungsmacht der Betriebe.

Kein Ende des Abwärtstrends in Sicht
Mit dem erneuten Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerindex im Februar um immerhin fast einen Punkt gegenüber dem Vormonat setzt sich der vor einem Jahr begonnene Abschwung der Industriekonjunktur fort. Der Indikator kommt der Neutralitätslinie von 50 Punkten, bis zu der Wachstum angezeigt wird, immer näher. Angesichts des sich weiter verschlechternden internationalen Umfelds, das sich durch den Rückgang der Einkaufsmanagerindizes für die Verarbeitende Industrie des Euroraums und auch Deutschlands zeigt, nimmt die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Endes der dreijährigen Wachstumsperiode der österreichischen Industrie deutlich zu. Dies unterstreicht auch die Entwicklung des Indexverhältnisses der Neuaufträge zu den Verkaufslagern. Seit nunmehr drei Monaten sind die Fertigwarenlager stark genug befüllt, um die Auftragseingänge auch mit einer geringeren Produktionsleistung zu bewältigen.

In früheren Abschwungphasen der heimischen Industrie waren spätestens nach vier bis fünf Monaten die Auftragsrückstände erfüllt und die Produktionsleistung ging in weiterer Folge zurück. „Wenn auch die aktuellen Auftragsdaten die Abschwächungstendenz der Industriekonjunktur durch Probleme in der Autoindustrie etwas überzeichnen könnten, scheint ohne einer klaren Trendwende in der Auftragsentwicklung ein Produktionsrückgang der heimischen Industrie unmittelbar bevorzustehen“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Ohne eine klare Trendwende bei den Auftragseingängen könnte sich unsere derzeitige Erwartung eines Wachstums der Industrieproduktion von 3 Prozent im Jahr 2019 als zu optimistisch erweisen.“

 

 

 

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