"Gleiche Chancen beginnen beim Einkommen!"

 

erstellt am
26. 02. 19
13:00 MEZ

Bohuslav/Sobotka/Hager zum Equal Pay Day: Wir Niederösterreicherinnen und der NÖAAB fordern die Anrechnung von Karenzzeiten, ein automatisches Pensionssplitting und ein Umdenken in der Gesellschaft.
St. Pölten (vpnö) - In Österreich verdienen Frauen immer noch weniger als Männer - genau 15,6 % gemessen an den Brutto-Medianjahreseinkommen. Anders gesagt bedeutet das: Frauen arbeiten 57 Tage im Jahr unbezahlt. Darum fällt der "Equal Pay Day" 2019 auf den 26. Februar. Bezogen auf Niederösterreich fällt das Ergebnis nur wenig besser aus. Hier arbeiten Frauen immer noch 56 Tage unbezahlt, verdienen also 15,3% weniger. Auch wenn sich die Einkommensschere tendenziell schließt, geht es den Arbeitnehmer- und Frauenvertreterinnen zu langsam. Sie fordern nicht nur gleichen Lohn für gleiche Arbeit, sondern vor allem die Beseitigung struktureller Ungerechtigkeiten, die Frauen dauerhaft finanziell benachteiligen: Die Anrechnung von Karenzzeiten und ein automatisches Pensionssplitting sollen daher gesetzlich verankert werden.

"Eigentlich sollten wir über dieses Thema im 21. Jahrhundert nicht mehr diskutieren müssen. Doch die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern klafft in Österreich nach wie vor auseinander. Wir müssen die strukturellen Probleme in den Gehaltsystemen, die eine dauerhafte Benachteiligung der Frauen zur Folge haben, endlich beseitigen", sind sich Petra Bohuslav, Landesleiterin von Wir Niederösterreicherinnen und Wolfgang Sobotka, Landesobmann des NÖ Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbundes einig.

Anrechnung von bis zu 24 Monaten Karenz für alle
Ein Ansatzpunkt dabei ist die volle Anrechnung der Karenzzeiten bei Gehaltsvorrückungen, Urlaubsansprüchen und Kündigungsfristen für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Denn: "Wer in Karenz geht, darf weder berufliche noch finanzielle Nachteile haben, egal ob Frau oder Mann", so Wolfgang Sobotka. Die Anrechnung von bis zu 24 Monaten Karenz soll daher in allen Kollektivverträgen verankert werden, wie es - nicht zuletzt durch die langjährigen Forderungen des NÖAAB - bereits in 145 von 859 Kollektivverträgen gelungen ist.

"Tatsache ist, dass erst etwa 30% der großen Kollektivverträge diese Regelung beinhalten. Jetzt geht es darum, dass die anderen Branchen nachziehen. Gelingt uns das nicht auf der Ebene der Sozialpartner, dann führt an einer gesetzlichen Regelung kein Weg vorbei", macht auch Arbeiterkammer-Vizepräsident und Spitzenkandidat bei der Arbeiterkammer-Wahl für die Liste 2 "Volkspartei Niederösterreich NÖAAB-FCG" Josef Hager klar.

"Die jetzige Situation ist vor allem den Frauen gegenüber nicht fair. Denn sie sind es, die die Karenz nach wie vor überwiegend in Anspruch nehmen. Durch die Nichtanrechnung werden Frauen oft ihr ganzes Berufsleben gehaltsmäßig im Vergleich zu Männern schlechter gestellt", betont Petra Bohuslav.

Pensionssplitting schützt Frauen vor Altersarmut
Für Bohuslav endet die finanzielle Absicherung von Frauen aber nicht beim Berufsleben: "Bei den Pensionen ist der Unterschied noch größer. Frauen sind fast doppelt so häufig von Altersarmut betroffen wie Männer", so die Landesleiterin. Sie fordert ein automatisches Pensionssplitting. Das bedeutet: Nach der Geburt eines Kindes werden die Pensionsversicherungsbeiträge automatisch auf beide Elternteile aufgeteilt. "Damit stellen wir sicher, dass Frauen nicht aufgrund von Kinderbetreuungszeiten in die Altersarmut schlittern", so Bohuslav.

Gesellschaftliches Umdenken fördern
Neben der Beseitigung finanzieller Ungerechtigkeiten, gilt es aber auch, ein gesellschaftliches Umdenken zu unterstützen "Der nun geplante Rechtsanspruch auf den ‚Papamonat' ist ein wichtiger Schritt, der einmal mehr deutlich macht, dass beide Elternteile gleichermaßen für die Kinderbetreuung verantwortlich sind. Wir stehen für Wahlfreiheit bei der Lebensplanung - dafür müssen wir die entsprechenden Grundlagen schaffen. Nur dann können wir eine Gleichstellung in allen Belangen erreichen", so Sobotka und Bohuslav.

Mehr Frauen in Führungspositionen
"Es muss uns ein Anliegen sein, Frauen in ihren Karrieren zu stärken und weiterhin mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Was uns in der Politik mit dem Reißverschluss-System gelungen ist, muss auch in Unternehmen gelebte Praxis werden", ist Bohuslav überzeugt. Außerdem wünscht sie sich mehr Transparenz beim Thema Gehälter, die dazu beitragen sollen, dass die Leistungen von Frauen fair entlohnt werden. "Natürlich wissen wir auch, dass Frauen verstärkt in schlechter bezahlten Berufen arbeiten. Daher müssen wir gezielt in Qualifizierung investieren und zugleich dafür sorgen, dass wichtige Berufsgruppen wie etwa der Handel oder die Pflege- und Sozialberufe besser entlohnt werden", so Sobotka.

 

 

 

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