Wien (wifo) - Die Einschätzung der künftigen Wirtschaftsentwicklung durch die österreichischen
Industriebetriebe verschlechterte sich im Februar nicht weiter, optimistische und pessimistische Bewertungen halten
einander nun nahezu die Waage. Vor dem Hintergrund eines schwachen Welthandels ergeben sich auch positive Konjunktursignale:
In Deutschland scheint sich die Lage in der Autobranche zu stabilisieren, und der Handelskonflikt zwischen China
und den USA entspannt sich.
In China kühlte sich die Konjunktur zwar ab, brach aber nicht ein. Große Wertschöpfungseinbußen
wurden vor allem in jenen Sektoren und Produktgruppen registriert, die von den Zollerhöhungen der USA betroffen
sind. Insgesamt ließ das Welthandelswachstum in den letzten Monaten aber spürbar nach. Zugleich sind
die binnenwirtschaftlichen Kräfte in den großen Volkswirtschaften sehr unterschiedlich. In den USA hielt
der Investitionsboom an, der zu einem guten Teil der Steuerreform zuzuschreiben ist, insbesondere der zeitlichen
Befristung großzügiger Abschreibungsregeln und den damit verbundenen Vorzieheffekten. In Deutschland
hingegen, dessen Wirtschaft ohnehin viel stärker vom Welthandel abhängt als die der USA, wurde die Handelsflaute
durch Verwerfungen in der Autobranche verschärft. Die Quartalsrechnung signalisiert aber Besserung in diesem
Bereich: Die hohen Lagerbestände, die sich im III. Quartal ergeben hatten, weil die Zulassungen stockten,
wurden im IV. Quartal teilweise abgebaut. Offenbar löst sich der Zertifizierungsstau allmählich auf.
Auch in Österreich gerät die Konjunktur unter den Einfluss der Welthandelsflaute, allerdings wuchs die
Ausfuhr im IV. Quartal 2018 noch relativ zügig. Hingegen schwächte sich die Expansion der Investitionen
im Inland und der Herstellung von Waren stärker ab. Getragen von der Nachfrage nach Bau- und Dienstleistungen
wuchs die österreichische Wirtschaft aber insgesamt recht robust. Anfang 2019 trübte sich das Bild etwas
ein: Das sonst lebhafte Wachstum der Tourismuswirtschaft wurde im Jänner gedämpft, weil aufgrund des
starken Schneefalls Tagesgäste in den Wintersportregionen ausblieben. Das Winterwetter dürfte auch andere
Branchen, wie etwa die Bauwirtschaft, überdurchschnittlich belastet und dazu beigetragen haben, dass sich
der Rückgang der Arbeitslosigkeit verlangsamte. Im Februar besserte sich die Lage, die Zahl der Arbeitslosen
verringerte sich wieder rascher. Die Einschätzung der künftigen Wirtschaftsentwicklung durch die Industrieunternehmen
stabilisierte sich, optimistische und pessimistische Bewertungen halten einander nun etwa die Waage. Unter den
Dienstleistern ist die Stimmung noch relativ optimistisch. Die Inflationsrate verringerte sich zuletzt auf 1,7%.
Der Druck auf die Treibstoffpreise, der durch den kleinen Erdölpreisschock im Vorfeld der Iran-Sanktionen
im Herbst 2018 entstanden war, ist abgeklungen.
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