Wien/St. Pölten (nöwpd) - Die ÖBB werden ihre Regionalbahnen in Niederösterreich nicht an
das Land oder einen anderen Interessenten abstoßen, sondern weiter selber betreiben. „Wir bleiben an Bord“,
sagte ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä auf eine entsprechende Anfrage des NÖ Wirtschaftspressedienstes
im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Angesichts der steigenden Fahrgastzahlen in den Ballungsräumen
sowie der ambitionierten Klimaziele, die die Bundesregierung ausgerufen hat, rechne er damit, dass „der schienengebundene
Verkehr in Zukunft an Bedeutung gewinnen und eine Renaissance feiern wird.“
Man dürfe den Wert der Regionalbahnen nicht nur anhand wirtschaftlicher Kennzahlen messen. „Für einen
Euro, den wir zum Betrieb der Züge auf den Nebenstrecken ausgeben, kommen weniger als zehn Cent wieder herein“,
rechnet Matthä vor. Aber die Zahl der Personen, die mit der Bahn zwischen Wohn- und Arbeitsort pendeln, wachse
und die ÖBB hätten auch eine gesellschaftliche Verpflichtung: „Wir sind es der nächsten Generation
schuldig, mit aller Kraft an der Verkehrswende zu arbeiten. Dass wir das können, zeigt sich jeden Tag. Schon
heute sparen wir jährlich 3,5 Millionen Tonnen CO2 – und sind damit das größte Klimaschutzunternehmen
Österreichs.“
Behalten werden die ÖBB in Niederösterreich u.a. die eingleisige Kamptalbahn, die auf einer Länge
von 44 Kilometern zwischen Sigmundsherberg und Hadersdorf/Kamp verkehrt, die Weinviertler Nebenbahn von Korneuburg
nach Ernstbrunn, auf der in der warmen Jahreszeit der Tourismuszug „NostalgieExpress Leiser Berge“ fährt,
sowie das sogenannte „Schweinbarther Kreuz“, eine Regionalbahn mit zwei Ästen zwischen Bad Pirawarth, Groß-Schweinbarth
und Obersdorf bzw. Bad Pirawarth, Groß-Schweinbarth und Gänserndorf. „Beim Schweinbarther Kreuz sind
wir in Gesprächen mit dem Land Niederösterreich, wie wir die Strecke bestmöglich weiterentwickeln
können“, sagt Matthä.
Auch zur Zukunft des Personenverkehrs auf der Franz-Josefs-Bahn und deren möglicher Auferstehung als internationaler
Schienenstrang in Richtung Prag und Budweis hat der ÖBB-Chef Stellung bezogen: „Was die grenzüberschreitenden
Züge vom Waldviertel nach Tschechien betrifft, sind wir von den verkehrspolitischen Konzepten im Nachbarland
abhängig. Derzeit ist es so, dass die Tschechen eher die Bahnachse zwischen Prag, Budweis und Linz forcieren.“
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