Wien (rk) - Luka (6) drückt zwar erst die Schulbank, will aber später Bürgermeister werden –
das weiß er schon jetzt. Da wäre es doch super, wenn er sich vom amtierenden Wiener Bürgermeister
schnell ein paar Tipps für die Berufswahl holt. Bürgermeister Michael Ludwig hat den Buben am 8. März
kurz vor seinem Geburtstag ins Rathaus eingeladen und seinen Wunsch erfüllt, das Stadtoberhaupt und was es
macht, ganz aus der Nähe kennenzulernen.
Am Roten Sofa im Vorzimmer zum Bürgermeister-Büro baumeln die Füße noch in der Luft. Hier
sind die Möbel eher auf Erwachsene zugeschnitten. Beamtinnen und Beamte mit dicken Mappen gehen schnellen
Schrittes durch die holzvertäfelten Gänge der Präsidialabteilung im zweiten Stock des Rathauses.
Ein Feuerwehrmann der Wache Rathaus steht am Eingang und schaut, dass hier nur reinkommt, wer einen Termin hat
– wie eben Luka. Dann holt ihn der Bürgermeister persönlich ab und begleitet Luka in sein Büro.
Bei seinem Besuch am Stadlauer Kirtag hatte der Bub mutig den Stadtchef angesprochen und ihn um einen Termin gebeten
– jetzt, im Büro von Michael Ludwig, im gestreiften Hemd und Sakko, verlässt ihn etwas der Mut. Gut,
dass Mama und Papa dabei sind. Und der Bürgermeister ist auch ganz nett. „Ich bin manchmal auch aufgeregt,
wenn ich wichtige Reden im Gemeinderat halten muss“, sagt der Stadtchef seinem Bürgermeister-Lehrling – vielleicht
flunkert er dabei auch ein bisschen mit dem Ausmaß des aufgeregt Seins. Am großen Besprechungstisch,
wo Bürgermeister Ludwig sonst mit den Stadträtinnen und Stadträten zusammensitzt, gibt es für
Luka Kakao und Krapfen. Was tut ein Bürgermeister eigentlich den ganzen Tag und wieso braucht er so einen
großen Schreibtisch? „Als Bürgermeister muss man viel mit Menschen reden und besprechen – und viele
Schriftstücke unterschreiben.“ Vielleicht ist es ein bisschen komplizierter, aber der Bürgermeister-Eleve
nickt verständnisvoll. Das könnte er auch, meint er beim Probesitzen im Bürgermeister-Sessel.
Und wie wird man jetzt Bürgermeister? Nicht von einem Tag auf den anderen: „Wichtig ist, in der Schule aufpassen
und gut zu lernen. Das sage ich, obwohl ich selbst nicht immer so ausgezeichnete Noten hatte“, sagt der Stadtchef.
„Wenn du Bürgermeister werden willst, dann würde ich vorschlagen du beginnst mal als Stadtrat oder Gemeinderat.
Und ich hoffe du lässt dir aber noch ein bisschen Zeit mit dem Bürgermeister werden wollen, weil sonst
müssten wir ja gegeneinander Wahlkampf führen.“
Auch ein Geburtstagsgeschenk hat der Bürgermeister für Luka parat: Eine Uhr mit dem Wien-Wappen. Vor
einer Führung durch das Rathaus – mit Stationen im Stadtsenatssitzungssaal („Da tagt die Stadtregierung und
hängen auch die Portraits aller Bürgermeister“) und im Gemeinderatssitzungssaal („In der Mitte steht
das Rede-Pult. Da kannst du schon mal ausprobieren, wie du eine Rede hältst“) gab es noch ein Erinnerungsfoto
vor der offiziellen Fotokulisse im Bürgermeister-Büro: Der Europa-Flagge und den Österreich- und
Wien-Flaggen. „Das kannst du jetzt auch schon mit mir üben. Das ist das Foto mit offiziellen Staatsgästen.“
Wie bei einem echten Staatsbesuch wird vor dem Handshake noch der Kragen des Sakkos zurechtgezupft – verewigt wird
das Zusammentreffen von der Mama mit dem Smartphone.
Im Sommer plant Luka fix wieder ins Rathaus zurück zu kommen – bei der wienXtra-Ferienspiel-Aktion „Rein ins
Rathaus“ will er für das Kinderparlament als Kinder-Bürgermeister kandidieren. Wertvolle Tipps von einem
echten Stadtchef hat er ja schon.
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