Die Geld-Gießkanne im Agrarsektor ist den Steuerzahlenden nicht mehr zumutbar
Brüssel/Dornbirn/Bregenz (vlk) - Rund 40 Prozent des Gesamtbudgets der Europäischen Union, nämlich
60 Milliarden Euro, werden für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) aufgewendet. „Gerade angesichts des Artensterbens
und der damit verbundenen Konsequenzen für den Naturkreislauf müssen die Direktzahlungen der Fördermittel
in der neuen Förderperiode ab 2020 stärker nach ökologischen Gesichtspunkten erfolgen“, forderte
Umweltlandesrat Johannes Rauch am 7. März Pressegespräch in der inatura in Dornbirn.
Den größten Anteil machen bisher Direktzahlungen an Agrar-Betriebe aus, die per Hektar landwirtschaftliche
Fläche pauschal ausbezahlt werden. Davon profitieren besonders die flächenstarken Großbetriebe.
„Diese Gießkanne ist nicht mehr zeitgemäß und muss in der kommenden Förderperiode ein Ende
haben“, betonte Rauch. Die Förderungen der Landwirtschaft werden zu wenig an Leistungen gebunden. Derzeit
werden in ganz Europa die Programme für die nächste Förderperiode 2020+ neu ausgerichtet.
Starke Allianz von Umweltschutz und Landwirtschaft gefordert
Zwar wurde in der laufenden Förderperiode das so genannte "Greening" als verpflichtender Beitrag
eingeführt, aber die Evaluierung der Wirkungen war äußerst ernüchternd, erklärte Wolfgang
Suske, Experte für Naturschutz und Ländliche Entwicklung. „Der Rückgang der Vögel in der Agrarlandschaft
hält europaweit besorgniserregend an“, nannte Rauch als eines von mehreren Beispielen. Genauso dramatisch
steht es um die Insektenbestände. Von den 208 heimischen Tagfalterarten sind mittlerweile zwei Drittel gefährdet.
Bei den gerade angelaufenen Verhandlungen über die neue Förderperiode fordert Landesrat Rauch eine „starke
Allianz zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft im Sinne einer nachhaltigen Kulturlandschaft“.
Leistungen fair abgelten
„Ich möchte, dass bei uns in Vorarlberg die typische kleinbäuerliche Struktur deutlich besser unterstützt
wird, weil genau dort werden enorme Leistungen für den Umwelt- und Naturschutz und damit für die Gesellschaft
erbracht“, betonte Landesrat Rauch. Dies unterstützt auch Bio-Bäuerin und Naturschutzrat-Mitglied Hildegard
Burtscher: „Die Bäuerinnen und Bauern leisten wertvolle Arbeit für den Erhalt der Kulturlandschaft und
ihre Bewirtschaftungstechniken haben großen Einfluss auf die Tier-und Pflanzenwelt. Nachhaltiges Arbeiten
sollte auch entsprechend honoriert werden.“ Gerade die Alpwirtschaft benötige künftig mehr Fördermittel,
so Rauch und Burtscher. Ein Betrieb mit 10 Hektar Steilflächen und 35 Grad Hangneigung erhielt bisher nur
für ca. 7,5 Hektar Förderung. Der Rest bleibt unberücksichtigt. „Die leistungsbezogenen Förderungen
im Alpbereich müssen aufrechterhalten bzw. ausgebaut werden und verstärkten Anreiz für naturschutzkonforme
Bewirtschaftungen bieten. Steilflächen müssen gerecht abgegolten werden“, forderte Bio-Bäuerin Burtscher.
|