Boston/Linz (bblinz) - Mindestens jedes zehnte Kind ist von einer Entwicklungsstörung betroffen. Am 6.
März 2019 wurde das österreichweit einzigartige Research Institute for Developmental Medicine (RID) der
Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz eröffnet, das sich mit diesen Entwicklungsstörungen
beschäftigt.
Die jahrelange klinische und wissenschaftliche Arbeit des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie der Barmherzigen
Brüder unter der Leitung von Prim. Priv.-Doz. Dr. Johannes Fellinger stellt die Grundlage für dieses
neue Forschungsinstitut dar, das in den ersten sechs Jahren vom Konvent der Barmherzigen Brüder Linz finanziert
wird.
Ein innovatives Element des Forschungsinstituts ist die Berücksichtigung der gesamten Lebensspanne über
die Kinder- und Jugendzeit hinaus. „Für viele angeborene bzw. im Kindesalter erworbene Störungsbilder
ist die Frage einer kompetenten fachübergreifenden Weiterbetreuung im Erwachsenenalter nicht gelöst“,
so Fellinger, der als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie mit Zusatzfach Neuropädiatrie die Leitung
des Forschungsinstituts übernimmt.
„Das neue Forschungsinstitut für Entwicklungsmedizin ist idealtypisch für den Weg, den die JKU beschreitet.
Die jungen PatientInnen werden über die Kindheit hinaus forschungsbasiert begleitet. Disziplinübergreifend
vernetzte ExpertInnen sehen hier also nicht einfach Kinder, die Hilfestellung benötigen, sondern den ganzen
Menschen. Diese ganzheitliche Sichtweise ist notwendig, um nicht nur Symptome zu lindern, sondern Probleme insgesamt
zu bewältigen. So denken wir an unserer Medizinischen Fakultät und auch in anderen Bereichen", sagt
JKU-Rektor Meinhard Lukas.
„Die gesunde Entwicklung im Kindesalter legt den Grundstein für ein glückliches und erfolgreiches Leben.
Das Gesundheitsland Oberösterreich engagiert sich daher für die Grundlagenforschung in der Entwicklungsmedizin.
Diese Forschungseinrichtung soll Eltern unterstützen, ihre Kinder bestmöglich beim Erwachsenwerden zu
begleiten. Als Gesundheitslandesrätin freue ich mich daher ganz besonders, dass das Land zum Gelingen dieses
Projekts beitragen konnte und die Entwicklungen und Ergebnisse dem Wohl der jungen Patientinnen und Patienten sowie
ihrer Eltern zugutekommen. Auch die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der JKU mit den oberösterreichischen Krankenhäusern
wird dadurch unterstrichen“, meint Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander.
Zahlreiche Projekte
Die jeweiligen Forschungsprojekte sind grundsätzlich mehrdimensional und interdisziplinär ausgerichtet
und untersuchen u.a. evidenzbasierte Interventionsmöglichkeiten, Verläufe von Entwicklungsstörungen
von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter, Aspekte wie Lebensqualität, Gesundheitsvorsorge, Sozialwesen und
auch Bildung.
Die sichere Erfassung von Entwicklungsstörungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt ist eine entscheidende
Voraussetzung für das Wirksam-werden von Interventionsmaßnahmen. Diesem Schwerpunkt sind einige Forschungsprojekte
gewidmet:
- In einem Forschungsprojekt wird es darum gehen, ein Entwicklungsscreening
für die Risikoeinschätzung von Autismus-Spektrum-Störungen in der kinderärztlichen Praxis zu
erstellen.
- Ein anderes Projekt wird sich gemeinsam mit den Partnern
aus Boston damit beschäftigen, wie Autismus-Spektrum-Störungen am effizientesten treffsicher diagnostiziert
werden können.
- Weiters werden Daten von Kindern mit Hörstörungen
systematisch im Rahmen einer epidemiologisch angelegten Langzeitstudie gesammelt und im Hinblick auf Prädiktoren
von gutem Outcome (z.B. Sprache, psychosoziale Gesundheit,...) multidimensional ausgewertet.
Forschungspartner aus Boston
Schon die Eröffnung zeigte den hohen fachlichen Anspruch des österreichweit einmaligen Instituts. Professor
William Barbaresi von der Harvard Medical School und Leiter der Abteilung Entwicklungsmedizin am Boston Children’s
Hospital sprach bei der Eröffnung gemeinsam mit seinen KollegInnen Jason Fogler und Carolyn Bridgemohan vor
rund 250 Gästen zum Thema „Impact of Research in Developmental Medicine“.
Die seit 2011 bestehende BOLD-Kooperation (Boston-Linz Developmental Medicine) zwischen dem Boston Children’s Hospital
(Harvard Medical School) und dem Institut für Sinnes- und Sprachneurologie wird in das neue Forschungsinstitut
miteingeschlossen.
Mit der Eröffnung des Instituts ist für Primar Fellinger ein Meilenstein gesetzt: „Die Arbeit des Forschungsinstituts
wird der Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Entwicklungsstörungen nicht nur in Oberösterreich
dienen.“
Fakten zum RID
Leitung: Prim. Priv. Doz. Dr. Johannes Fellinger und Priv-Doz. Dr. Daniel Holzinger
MitarbeiterInnen: Magdalena Dall, MSc, als Forschungskoordinatorin und weitere ForscherInnen und KlinikerInnen
Themenfelder: Sensory Disorders, Autism Spectrum Disorders, Language and Communication Disorders und andere Neurodevelopmental
Disorders
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