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Talking Heads |
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Zeitgenössische Dialoge mit F.X. Messerschmidt in der Orangerie, Unteres Belvedere – von
8. März bis 18. August 2019 Messerschmidts barocke Skulpturen zeichnen sich durch einen auf den ersten Blick analytischen Realismus aus. Sie gehören zu den Highlights der Belvedere Sammlung. Generaldirektorin Stella Rollig: "Der starke Ausdruck jedes einzelnen dieser Köpfe fasziniert seit Jahrhunderten immer wieder neu. Das Publikum liebt die bizarren Darstellungen, während Künstlerinnen und Künstler sich von ihren psychologischen Implikationen herausfordern lassen. Was dabei entsteht ist von erstaunlicher Aktualität und Vielfalt." In einem abwechslungsreich gestalteten Ausstellungsparcours werden die Büsten in einen multimedialen Dialog mit zehn Positionen der Gegenwartskunst gesetzt. Die verwendeten künstlerischen Medien reichen von Malerei und Skulptur bis hin zu Film beziehungsweise Video oder Fotografie. Der Aufbau der Ausstellung stellt die "Charakterköpfe" in den Mittelpunkt: An einer Wand werden neun von ihnen zentral präsentiert, alle weiteren sind auf Stelen im Raum verteilt. Der Titel Talking Heads verweist auf die enge Verbindung von Kopf/Gehirn, Sprache und Bild. Die Schau im Belvedere wirft Fragen nach Kategorien wie Psyche, Wahrnehmung und (Selbst-)Bespiegelung auf. Es geht um die Darstellung von Verzerrungen, Transformationen und Bewegungen von Köpfen über die reine Oberfläche des Gesichts hinaus. Kurator der Ausstellung Axel Köhne: "In der Ausstellung steht der Kopf als eigenständiges ästhetisches
Motiv und Material im Mittelpunkt. Die Künstler_innen setzen hier häufig ihren eigenen Kopf ein und arbeiten
performativ mit ihm. Reine Kopfsache!" Franz Xaver Messerschmidts insgesamt circa 69 "Köpf-Stückhe", später "Charakterköpfe" genannt, entstanden in den Jahren von 1770/71 bis 1783 quasi am Beginn der Moderne. Nicht zufällig wurden sie zur Zeit der aufkeimenden Aufklärung geschaffen, als der Mensch begann, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen. Die Büsten stellen emotionale, teils fast karikaturhaft überzogene Gefühlsregungen dar. Die Belvedere Sammlung umfasst heute 16 der berühmten Skulpturen des Künstlers, zwölf davon werden in der Ausstellung zu sehen sein. Ihnen gegenübergestellt sind "Kopfarbeiten" des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Ausstellung gibt Einblicke, welche Themen in der heutigen Kunst mit Arbeiten am eigenen oder am fremden Haupt erschlossen werden. Ein spezieller Fokus wird dabei auf die "dunkle Seite" der Selbst- oder Fremddarstellung gelegt. Die Künstler_innen treten direkt oder indirekt in einen Dialog mit Messerschmidt. Arnulf Rainer und aktuell Mara Mattuschka referenzieren oder überarbeiten die Messerschmidt-Köpfe konkret. Daneben werden aber auch andere, originäre Zugänge zum Kopf als Motiv gezeigt. Etwa jener von Lutz Mommartz, der in seinem filmischen Porträt der Künstlerpersönlichkeit Joseph Beuys an der Fragestellung zu Selbst- und Fremdwahrnehmung arbeitet. Eine weitere Dichotomie, die etwa bei Anna Artaker oder Arnulf Rainer in Form von Totenmasken gezeigt wird, ist die gleichzeitige An- und Abwesenheit des Menschen. Über den Einfluss gegenwärtiger gewaltvoller Geschehnisse reflektiert Miriam Cahn in ihren drastischen Kopfbildern. Das gesprochene und geschriebene Wort als menschliche und theatralische Ausdrucksform zeigt Tony Oursler mit seinen teils durchaus humorvollen Kopfprojektionen. Douglas Gordon und Bruce Nauman arbeiten in ihren gleichermaßen konzeptuellen wie radikalen Videoarbeiten mit dem eigenen Kopf. Angesichts der großen Bedeutung des Gesichts in unserer Gesellschaft weist die Ausstellung eindrucksvoll
darauf hin, dass der Mensch erst durch die Leistungen des Gehirns zu einem denkenden, sprechenden und erkennenden
Individuum wird. Der Kopf ist Teil des menschlichen Organismus und als solcher in seinem Output mehrdimensional.
Bewusst vollzieht die Ausstellung daher eine Trennung der Motive Gesicht und Kopf und präsentiert zeitgenössische
Versionen der talking heads. |
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Weitere Informationen: |
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