LHStv.in Beate Prettner, Bildungsdirektor Robert Klinglmair und die Suchtpräventionsstelle
Kärnten knüpfen das Netz im Kampf gegen Süchte enger
Klagenfurt (lpd) - „19 Prozent der 17-jährigen Jugendlichen rauchen täglich. 21 Prozent der 15-jährigen
trinken wöchentlich. Und jeder fünfte Jugendliche über 15 Jahren hat schon einmal Cannabis konsumiert“,
wies Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner am 6. März im Rahmen einer Pressekonferenz auf
ernüchternde Zahlen hin. „Süchte sind eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Sie verlangen daher
eine Vernetzung vieler Berufsgruppen und ein Hinschauen aller.“ Weil Süchte sehr oft im Kinder- und Jugendalter
beginnen, sei es gerade in der Schule wichtig, präventiv zu wirken und „im Fall des Falles Hinweise für
einen Suchtmittelkonsum zu registrieren und dann die entsprechenden Unterstützungen anzubieten“, so Prettner.
Diese Unterstützung habe dem Prinzip „Helfen statt strafen“ zu folgen: „Wir dürfen die betroffenen Jugendlichen
keinesfalls ins Eck stellen, sie diskriminieren oder gar kriminalisieren. Vielmehr müssen wir Schülern,
die in eine Sucht abdriften oder die eine riskante Konsumation von Suchtmitteln - und dazu gehört auch Alkohol
- aufweisen, abfangen und sie in ein Beratungssystem bekommen“, appellierte die Gesundheitsreferentin.
Was die Schule bei Hinweisen auf einen Suchtmittelkonsum zu tun hat, ist im sogenannten Suchtmittelgesetz §
13 geregelt. „Allerdings eröffnen sich auf dem Weg von der Theorie zur Praxis immer zahlreiche Fragen. Genau
diese Fragen werden in einer Fachtagung, die Kärnten als erstes und einziges Bundesland anbietet, geklärt“,
informierte Prettner. Eingeladen wurden dazu die Schulleiter aller 130 Schulen ab der NMS sowie Schulärzte
und Schulpsychologen – mehr als 200 Teilnehmer haben sich für die morgige Tagung angemeldet.
Bildungsdirektor Robert Klinglmair hielt fest, dass „durch die wachsenden gesellschaftlichen Anforderungen die
Zahl der physischen und psychischen Beeinträchtigungen steigt. Schule muss sich diesen Herausforderungen stellen
und gezielt gegensteuern.“ Was keinesfalls passieren dürfe, sei, aufgrund von Unsicherheiten wegzuschauen
– „im Gegenteil: Wir müssen hinschauen und handeln. Daher wird die Fachtagung auch von der Bildungsdirektion
unterstützt. Es geht um ein professionelles gemeinsames Handeln.“
Wie Klinglmair erklärte, agiere Schule beim Thema Sucht auf drei Ebenen: „Zum einen stärken wir Prävention;
zum anderen werden Pädagogen weiter sensibilisiert, um noch genauer hinzuschauen und sollte der worst case
eintreffen und es Hinweise auf einen Suchtmittelmissbrauch geben, dann sollen die handelnden Personen an den Schulen
dafür gewappnet sein und wissen, was zu tun ist.“ Das Schlimmste wäre, wenn man die betroffenen Schüler
aufgeben würde - „denn dann kommt eine Abwärtsspirale in Gang, die in einer tatsächlichen Suchtkarriere,
in Arbeitslosigkeit und in Kriminalität enden kann.“ Der Bildungsdirektor kündigte an, bei den gerade
im Aufbau befindlichen Strukturen der neuen Bildungsdirektion der psychischen Gesundheit an Schulen noch mehr Platz
einzuräumen. „Schulpsychologen wird eine höhere Bedeutung beigemessen, wir werden vernetzte Teams schaffen
und Angebote, die bereits vorhanden sind, stärken und bündeln.“
Details zur Fachtagung erläuterte die Leiterin der Suchtpräventionsstelle Kärnten, Barbara Drobesch.
„Wir haben hochkarätige Experten eingeladen, die am Vormittag Fachreferate halten werden. Am Nachmittag werden
Workshops angeboten, bei denen es um konkrete Fälle geht und um die Frage, wie man hier richtig und zielführend
vorzugehen hat.“ Wie Drobesch informierte, seien Anzeigen das allerletzte Mittel – und „ausschließlich für
den Fall, dass gedealt wird, vorgesehen. Ansonsten stehen das Helfen und Unterstützen im Vordergrund.“ Bei
verdächtigen Schülern seien Lehrer angehalten, den Jugendlichen genauer zu beobachten: Verändert
sich sein Verhalten, häufen sich die Fehlstunden, gibt es einen Leistungsabfall, wird er zum Einzelgänger?
Dann müsse die Direktion Schularzt, Schulpsychologen und Eltern informieren. „Nach einem gemeinsamen Gespräch
sind ganz konkrete Schritte zu setzen: Der Schüler muss sich in eine Behandlung begeben und die Einhaltung
dieser Behandlung wird kontrolliert. Sollte sich der Betroffene weigern, muss die Gesundheitsbehörde informiert
werden. Ansonsten bleibt der Fall intern.“
„Gemeinsam mit der Bildungsdirektion, den Schulen, den Schulärzten und Schulpsychologen knüpfen wir unser
Netz im Kampf gegen Süchte enger. Die morgige Fachtagung ist ein starkes Zeichen dafür“, dankte Prettner
den pädagogischen „Mitstreitern“.
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