Eisenstadt (blms) - Expertenteam erarbeitet umfassendes Pflege- und Betreuungskonzept / Befragung des Departements
Soziales der FH Burgenland liefert einen wichtigen Teil der Datengrundlage / 98,5 % der Befragten wollen so lange
wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben
Um den Pflegebereich für künftige Herausforderungen fit zu machen, erarbeiten Experten des Landes gemeinsam
mit externen Fachleuten ein umfassendes Zukunftskonzept für Pflege und Betreuung, das Schritt für Schritt
umgesetzt wird. Mit dem eines „Case & Care-Managements“ – das sind eigene Pflege- und Sozialberater, die nun
an allen Bezirkshauptmannschaften tätig sind – wurde eine wichtige Neuerung bereits realisiert. Der neue Pflege-
und Betreuungsplan wird in enger Zusammenarbeit mit den Interessenverbänden des Seniorenbeirates erstellt
und Ende März im Detail vorgestellt. Um die Bedürfnisse der älteren Generation zu erheben, wurde
das Department Soziales der FH Burgenland mit einer Umfrage beauftragt. Insgesamt wurden mehr als 23.000 Fragebögen
über die Interessenverbände verteilt, mit 42 Prozent war die Rücklaufquote enorm. Details der Befragung
wurden von Soziallandesrat Christian Illedits und Dr. Roland Fürst, Leiter des Departements Soziales, präsentiert.
Die wichtigsten Ergebnisse: 98,5 % der Befragten wollen so lange wie möglich in den eignen vier Wänden
bleiben, jedoch nur 44,3 % sind der Meinung, sich die Pflege zuhause leisten zu können.
„Die Sicherung der Pflege ist ein zentrales gesellschaftliches Thema, das aufgrund des demografischen Wandels weiter
an Bedeutung gewinnen wird. Die Zahl der über 75-Jährigen wird burgenlandweit bis 2030 um 20% zunehmen“,
so Illedits, der betont, dass das Burgenland bereits heute ein sehr gutes Pflegesystem mit einem differenzierten
Leistungsangebot auf Basis der burgenländischen Pflegepyramide hat. So gewähre das Burgenland seit 1.1.
2018 – österreichweit als erstes Bundesland – zusätzlich zur bisherigen Förderung, die vom Sozialministeriumservice
abgewickelt wird, eine eigene Landesförderung für die 24-Stunden-Betreuung. Bisher haben 485 pflegebedürftige
Personen diese zusätzliche vom Einkommen abhängige Landesförderung in Anspruch genommen. Die durchschnittliche
Förderhöhe beträgt 400 Euro, kann aber in Sonderfällen auf bis zu 800 Euro aufgestockt werden.
FH-Befragung: Bedürfnisse der älteren Generation ernst nehmen
„Aber wir müssen heute die Pflege denken, um sie für die Zukunft zu gestalten. Besonders wichtig
war und ist, die Meinung der älteren Generation im Land miteinzubinden“, so Illedits, für ihn ist der
hohe Rücklauf von 40 % ein Hinweis dafür, wie sehr Pflege und Betreuung die Menschen in ihren Alltag
beschäftigt. Ein Indiz dafür, seien auch die vielen positiven Anmerkungen bei den Fragebögen gab.
„Es wurden sogar handgeschriebene Briefe beigelegt, in denen sich Befragte bedanken, in die Zukunftsplanung der
Pflege eingebunden worden zu sein.“
„Besonders wichtig ist die Erkenntnis, dass 98,5 %der Befragten so lange wie möglich in den eignen vier Wänden
bleiben möchten“, so Fürst. Dem gegenüber steht die Sorge der finanziellen Leistbarkeit. „Nur 44,3
% sind der Meinung, sich die Pflege zuhause auch leisten zu können.“
74,4 % der Befragten geben an, in der Umgebung Angehörige zu haben. 49% sagen, dass es zumindest eher zutrifft,
dass es Menschen im Umfeld gibt, die sie im Alltag ohne Bezahlung unterstützen. Dass es Menschen im Umfeld
gibt, die Sie ohne Bezahlung pflegen würden, trifft nur bei 28,7% zumindest eher zu. 61,8% geben an, dass
es zumindest eher zutrifft, dass die Menschen in ihrem Umfeld zu wenig Zeit haben und sie daher nicht pflegen können.
Noch nie habe es eine so hohe Befragungsdichte einer Umfrage zur älteren Generation im Burgenland gegeben.
Damit sei die Befragung die bisher umfangreichste Datenerhebung dazu, so Fürst.
Mit Information näher dran an den Betroffenen
Die relativ hohe Sorge der Menschen, sich die Pflege zuhause, wenn es denn so weit ist, nicht leisten zu können,
führt Illedits auch darauf zurück, „dass sich viele im Detail nicht präventiv damit beschäftigen,
sondern erst, wenn die Betroffenheit unmittelbar ist.“ Dem will man einerseits mit dem neuen Pflege- und Betreuungsplan,
andererseits mit mehr Information entgegensteuern. Die an den BHs im Rahmen des „Case & Care-Managements“ bereits
tätigen Pflege- und Sozialberater sind ein wichtiger Schritt dazu. Wie sehr das Thema Pflege die Menschen
beschäftigt, zeige die Nachfrage nach Beratung, so Illedits: „In den ersten beiden Monaten 2019 sind bereits
286 Beratungen angefallen. Wir werden das Case & Care-Management-Personal noch weiter aufstocken.“
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