Konjunkturerhebung 2018: Steigende Kosten machen Unternehmen zu schaffen – WKÖ-Fachverband
fordert sachliche Diskussion bei Ökobilanz und Herkunftsnachweise bei Baustoffen
Wien (pwk) - Der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich
präsentierte am 6. März die Ergebnisse seiner jährlich unter über 300 Mitgliedsunternehmen
durchgeführten Konjunkturerhebung. „Wir konnten im Jahr 2018 ein Umsatzwachstum von 4,6% auf EUR 3,52 Mrd.
verzeichnen. Fast alle Teilbranchen unserer Industrie konnten die Umsätze steigern“, so Geschäftsführer
Andreas Pfeiler. Die Erhebung zeigte auch, dass stark steigende Logistik-, Energie- und Personalkosten massiv aufs
Ergebnis drücken. Trotzdem konnte auch die Beschäftigtenzahl um 2,8% gesteigert werden.
Hochbaubranche im Aufwand – Tiefbau schwächelt
Wie schon in den Vorjahren wurde das Wachstum in erster Linie durch die urbanen Wohnbau- und gewerblichen Hochbauaktivitäten
zwischen Wien und Salzburg getrieben. „Teils wurde hier schon an den Kapazitätsgrenzen gearbeitet. Viele Unternehmen
hatten mit veritablen Logistikproblemen zu kämpfen. Transportkapazitäten waren teilweise nicht verfügbar“,
hob Pfeiler hervor. Der Tiefbau legte mäßig zu, fiel aber gegenüber dem Hochbau deutlich ab.
Die wichtigsten Branchenergebnisse
Ein Wachstum über dem Branchendurchschnitt verzeichneten die exportorientierte Feuerfestindustrie (+13,0%),
die Transportbetonindustrie (+12,1%) und die Beton- und -fertigteilindustrie (+6,3%). Unterdurchschnittlich waren
die Schüttgüter Schotter (+1,9%) und Sand-Kies (+0,4%) sowie die Putz- und Mörtelindustrie (+0,8%).
Verluste mussten die Feinkeramische Industrie (-4,2%), die Kalkindustrie (-2,3%) und die Naturwerksteinindustrie
(-2,0%) hinnehmen.
Steigende Kosten und drohende Markteingriffe belasten Branche
Fachverbandsobmann Manfred Asamer führte aus, dass die Belastungen bei der Logistik (Transporte und Treibstoffe)
um bis 15% gestiegen sind, die CO2-Preise haben sich im letzten Jahr vervierfacht. Darüber hinaus zogen seit
der Trennung der Strompreiszone Deutschland-Österreich die Strompreise bis zu 30% an.
Neben den steigenden Kosten ist die Branche auch laufend mit drohenden Eingriffen in den freien Markt und der Verunglimpfung
ihrer Produkte konfrontiert. Besonders ärgerlich ist die immer wieder aufflammende Diskussion um die ökologische
Nachhaltigkeit von Bauprodukten, die nicht immer offen und ehrlich geführt wird. „Was bei mineralischen Rohstoffen
bei der Produktion an CO2 freigesetzt wird, findet bei anderen Baustoffen am Ende des Lebenszyklus statt. Die Bilanz
ist unterm Strich gleich. Wir hoffen, dass sich im Rahmen der Bioökonomiestrategie Sachlichkeit und die Betrachtung
des gesamten Lebenszyklus durchsetzt“, so Asamer.
Der Fachverband fordert in diesem Zusammenhang die längst fällige Herkunftsbezeichnung für Baustoffe,
um auch den Transport in der Ökobilanzierung abzubilden.
Energiepolitische Standortnachteile bereinigen
Andreas Pfeiler sieht hinsichtlich Energiepolitik Nachholbedarf. „Die Trennung der Strompreiszone zwischen
Deutschland und Österreich muss aufgehoben oder die enormen Preisanstiege über Kompensationen korrigiert
werden. Hierzu könnten die im Strompreis enthaltenen CO2-Kosten aus dem EU-Emissionshandel, analog zum deutschen
Modell, refundiert werden."
Begrüßt wird die Ankündigung der Bundesregierung, das Ökostromregime künftig marktnäher
zu gestalten. Pfeiler macht darauf aufmerksam, dass die europäischen Umwelt- und Energie-Leitlinien für
energieintensive Betriebe die Möglichkeit bieten, überbordende Ökostromförderbeiträge
zu deckeln. „Österreich macht davon nicht Gebrauch, wodurch wir gegenüber Nachbarländern einen wesentlichen
Standortnachteil haben“, appellierte Pfeiler, diesen Nachteil aufzuheben.
Ausblick 2019: Seitwärtsbewegung erwartet
Manfred Asamer schließt mit einem Ausblick 2019: „Die Stimmung in der Branche ist positiv, weitere Umsatzsteigerungen
sind aber kaum mehr möglich. Wir erwarten uns für das kommende Jahr lediglich eine Seitwärtsbewegung“.
|