Pressekonferenz mit Vizekanzler Strache und Bildungsminister Faßmann
Wien (bka) - "Die österreichische Bundesregierung wird den Ethikunterricht Realität werden
lassen. Wir sind der festen Überzeugung, dass es gut und richtig ist, wenn sich Schülerinnen und Schüler
mit ethischen Fragen auseinandersetzen. Das ist gerade in einer vielfältigen Gesellschaft umso wichtiger geworden
und stellt einen Mehrwert dar", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 5. März anlässlich einer
Pressekonferenz zum Thema Ethikunterricht, die er gemeinsam mit Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Bundesminister
Heinz Faßmann abhielt.
Der Bundeskanzler erinnerte daran, dass jahrzehntelang über die Einführung des Ethikunterrichts in Österreich
diskutiert wurde. Sogar Schülerorganisationen, Lehrerinnen- und Lehrervertreter sowie Eltern hätten die
Forderungen nach der Einführung des Ethikunterrichts gestellt. "Die Idee hat sich in vielen Regierungsprogrammen
wiedergefunden. Einzig und allein: Sie wurde nie umgesetzt", so der Bundeskanzler.
Es sei daher eine "wirkliche Freude", dass man nach langer Diskussion endlich Taten setze. "Nach
Jahrzehnten wird eine Idee endlich Wirklichkeit. Das Projekt ist gut vorbereitet. Einer Ausrollung steht in Österreich
nichts mehr im Wege", so der Bundeskanzler.
Strache: Auseinandersetzung mit verschiedenen Religionen wichtiger Ansatz
Vizekanzler Heinz-Christian Strache ergänzte in seiner Ausführung, dass es nicht der Ansatz der Bundesregierung
gewesene sei, den Religionsunterricht durch den Ethikunterricht zu ersetzen. "Unser Auftrag war, den Religionsunterricht,
der im Konkordat festgeschrieben ist, sicherzustellen. Jedem einzelnen Schüler ist die freie Entscheidung
zu überlassen, ob er am Religionsunterricht teilnimmt oder nicht."
Strache zeigte sich von der Idee des Ethikunterrichts überzeugt: "Es ist gut, sich im Ethikunterricht
mit allen Religionen auseinanderzusetzen und in einer Gesellschaft das Miteinander, die unterschiedlichen Positionen
und Wertevorstellungen zu beleuchten. Wenn es um das Miteinander und um die Verantwortung für die Gemeinschaft
geht, dann ist der Ethikunterricht ein wesentlicher und wichtiger Ansatz."
Faßmann: Plurale Gesellschaft braucht gemeinsames Fundament
Bundesminister Faßmann hielt in seinem Statement fest, dass es in einer pluralen religiösen Gesellschaft
ein gemeinsames ethisches Fundament brauche. "Die normgebende Kraft der Kirche hat ihre Wichtigkeit verloren.
Die Gesellschaft braucht aber Normen, weil sie im Innersten durch ein gemeinsames ethisches Verständnis zusammengehalten
werden muss. Es ist daher notwendig, dies rechtzeitig in der Schule zu implementieren", so Faßmann.
Faßmann nannte 3 Schwerpunkte des Ethikunterrichts. Zum einen die Auseinandersetzung mit sich und der Umgebung
in "Ich und Du" und nannte als Beispiel den respektvollen Umgang miteinander. Im Schwerpunkt "Wir
und die Welt" sollen die Themen Nachhaltigkeit, Konsumverhalten, Gerechtigkeit und Umgang mit der Technik
im Mittelpunkt stehen. Im Bereich "Übersicht schaffen" sollen schließlich weltreligiöse
Fragen, philosophische und politische Strömungen und unterschiedliche Menschenbilder diskutiert und erarbeitet
werden.
"Ich bin froh, dass die Regierungsspitze den Ethikunterricht ab nächstem Schuljahr schrittweise in unser
Schulsystem integrieren will", so der Bildungsminister. Die Vorbereitungsarbeiten sowie die Ausarbeitung eines
konkreten Lehrplans seien bereits geklärt. "Dieses wichtige, große Projekt wird gelingen"
zeigte sich der Bildungsminister abschließend optimistisch.
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