LR Bohuslav: Museum führt vor Augen, wie gut die jüdische Gemeinde einstmals in der
Region integriert war
Bad Erlach/St. Pölten (nlk) - Das historische Hackerhaus in Bad Erlach ist eines der letzten Zeugnisse
jüdischer Kultur in der Region. Nach umfangreichen Umbauarbeiten und intensiver Auseinandersetzung mit der
Geschichte der Juden in der Region Bucklige Welt Wechselland, wird im April in dem Gebäude im Zentrum der
Gemeinde, das Jüdische Museum für Zeitgeschichte eröffnet.
Bad Erlach liefert damit einen wichtigen Beitrag zur NÖ Landesausstellung, die sich von Ende März bis
November 2019 dem Thema „Welt in Bewegung“ widmet. „Bewegung hat viele Aspekte. Wir müssen uns auch den dunklen
Seiten unserer bewegten Geschichte widmen. Das neue Museum in Bad Erlach führt vor Augen, wie gut die jüdische
Gemeinde einstmals in der Region integriert war. Dennoch wurden die Menschen ab 1938 gewaltsam vertrieben und ermordet.
Die Erinnerung an diese Ereignisse muss wachgehalten und auch für kommenden Generationen dokumentiert werden“,
erklärt Wirtschafts- und Tourismus-Landesrätin Petra Bohuslav.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts sind zahlreiche Menschen mit jüdischen Wurzeln in die Region Bucklige Welt Wechselland
zugewandert. Sie gehörten unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an und waren gut integriert. Unter ihnen
war auch die Familie Hacker, die einen Weingroßhandel und einen Gemischtwarenhandel betrieb. Während
der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Mitglieder der Familie Hacker in den Lagern Theresienstadt und Treblinka
ermordet. Die Gemeinde Bad Erlach hat nun das so genannte Hackerhaus im Ortszentrum erworben und dort in den vergangenen
Monaten ein Kulturzentrum errichtet. Es besteht aus Weltladen, Tourismusbüro und dem Museum für Zeitgeschichte
mit einer Ausstellungsfläche von über 200 m2, wovon der Pavillon auch für Lesungen und musikalische
Events genutzt werden wird.
Johann Rädler, Bürgermeister von Bad Erlach: „Wir schaffen hier einen Ausstellungsraum zur Geschichte
der jüdischen Bevölkerung in der Region, der mit dem ‚Hacker Haus‘ ein einzigartiges Ambiente bietet
und zeitgleich mit dem Beginn der Landesausstellung 2019 den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung steht.“
Die Eröffnungsausstellung „Mit ohne Juden“ thematisiert Leben und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung
in der Region. Sie stützt sich auf das kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekt „Die jüdische Bevölkerung
in der Region Bucklige Welt Wechselland“. Auch in Zukunft werden die Betreiber eng mit Institutionen wie den Jüdischen
Museen in Wien und Eisenstadt, dem Institut für Jüdische Geschichte in St. Pölten sowie weiteren
zeitgeschichtlichen Museen zusammenarbeiten.
„Die Regionalförderung, die ecoplus für das Land Niederösterreich umsetzt, dient primär dazu,
die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region zu unterstützen. Bei diesem Projekt kommt noch ein weiterer
Aspekt dazu: Wir tragen dazu bei, dass die historische Verantwortung wahrgenommen wird“, informieren ecoplus Geschäftsführer
Helmut Miernicki und Werner Bauer, Bereichsleiter der ecoplus Regionalförderung.
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