"Respekt: Gemeinsam Stärker"

 

erstellt am
13. 03. 19
13:00 MEZ

Wien startet großes Präventionsprogramm an Schulen
Wien (rk) - Die Stadt Wien startet ein großes Präventionsprogramm für Wiener Schulen mit besonderen Herausforderungen. Die Entwicklung des Programms wird der unabhängige Integrationsexperte Kenan Güngör begleiten. Das haben Bürgermeister Michael Ludwig und Grünen-Chefin, Gemeinderätin Birgit Hebein, am 12. März bekanntgegeben.

Hinter dem Programm „Respekt: Gemeinsam Stärker“ steckt die Idee, einen gemeinsamen Schulterschluss für Respekt zwischen LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern zu schließen. Damit soll gezielt den Herausforderungen im Schulalltag begegnet werden: Abwertung aufgrund von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Religion oder Weltanschauung, Vorurteilen, Mobbing, Spannungen und Konflikten im Klassenzimmer, Diskriminierungserfahrungen oder Hass im Netz.

Ziel ist es, die Jugend- und Integrationsarbeit sowie Frauen- und Mädchenförderung in einem dauerhaften und verwaltungsübergreifenden Programm stärker mit der Schule zu verschränken. Damit setzt die Stadt gleichermaßen bildungs- wie auch integrations- und frauenpolitische Akzente.

Es geht darum, Mädchen und Burschen gezielt zu stärken, PädagogInnen im Umgang mit den vielfältigen Problemen von Jugendlichen zu unterstützen und Eltern als zentrale BildungspartnerInnen miteinzubeziehen. Das Programm richtet sich daher mit zielgruppen-spezifischen Angeboten an alle SchulpartnerInnen und wird an Schulen mit hohen sozialen Herausforderungen durchgeführt.

Das Programm wird in Verantwortung von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Frauenstadträtin Kathrin Gaal mit der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11), der Jugendabteilung (MA 13), der Integrationsabteilung (MA 17), dem Frauenservice Wien (MA 57) sowie der Bildungsdirektion erarbeitet und soll im Laufe des Schuljahres 2019/20 in Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen in einer Pilotphase getestet, evaluiert und ausgerollt werden.

Programm für alle SchulpartnerInnen
„Hinter dem Präventionsprogramm steht die Überzeugung, dass Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern als SchulpartnerInnen gemeinsam stärker sind. Damit wollen wir alle SchulpartnerInnen nach ihren Bedürfnissen bestmöglich unterstützen“, betonte Bürgermeister Michael Ludwig.

Birgit Hebein, Spitzenkandidatin Grüne Wien: „Schulen sind der Ort mit der höchsten Diversität. Dadurch entsteht viel Konstruktives, gleichzeitig können aber auch Reibungspunkte entstehen. Wir wollen genau dort hinschauen, wo es manchmal wehtut: Dorthin, wo es Spannungen, Diskriminierungen und Abwertungen im sozialen oder religiösen Bereich, bei den Geschlechterrollen oder woanders gibt. Diese Probleme an der Wurzel zu packen und zu lösen, ohne rassistische Scheindebatten, das wollen wir mit dem heute vorgestellten Präventionsprogramm erreichen“.

Integrationsexperte Kenan Güngör: „Die Schulen sind einer der zentralen Orte, wo die sozio-kulturelle, sprachliche und religiöse Pluralität sichtbar und spürbar wird. Sie ist die Normalität an unseren Schulen und nicht die Ausnahme. Daher müssen unsere Schulen gestärkt werden damit sie mit den Qualitäten aber auch den Schattenseiten dieser Pluralität gut umgehen können. Um den weltanschaulichen, religiös-kulturellen Problemen in den Schulen zu begegnen, braucht es ein Miteinander der Bildungspartner und kein Ausspielen gegeneinander, wie es häufig der Fall ist.“

Angebote zur Stärkung von Mädchen und Burschen als Schwerpunkt
Im Mittelpunkt steht die Schule als Bildungs-, Entfaltungs- und Schutzraum für Schülerinnen und Schüler. Das Programm soll Maßnahmen und Projekte beinhalten, die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, ihre individuellen Stärken zu erkennen und wahrzunehmen. Es soll Raum für Austausch, Fragen, Anliegen, Konflikte und Probleme geben sowie Mädchen und Burschen über Beratungsangebote informieren.

Schülerinnen und Schüler sollen in einer respektvollen, gleichberechtigten, gewaltfreien, angstfreien und vorurteilsfreien Umgebung lernen und sich entfalten können. Dabei sind die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Mädchen und Buben miteinzubeziehen. Mädchen werden immer noch in unserer Gesellschaft von klein auf mit Rollenstereotypen und dementsprechenden Erwartungshaltungen konfrontiert. Auch Buben bekommen oft zu hören was „typisch männlich“ sei und was nicht. Hinzu kommen tradierte Rollenbilder unterschiedlicher sozio-kultureller Milieus. Hier gilt es dagegenzuhalten um Mädchen und Buben unabhängig von ihrer sozialen, kulturellen oder religiösen Herkunft bei einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen und ihre Handlungsspielräume zu erweitern. Ziel ist es daher auch, positive Vorbilder für Mädchen und Burschen zu entwickeln – als Gegenstück zu oft vorhandenen Geschlechterklischees.

Für ein gelingendes Miteinander braucht es aber auch die Einbeziehung von LehrerInnen und Eltern. Daher beinhaltet das Programm Angebote zur Unterstützung von PädagogInnen bei unterschiedlichsten Problemen von Jugendlichen und zum Abbau von Vorurteilen. Auch Eltern sollen gestärkt und unterstützt werden, damit alle Kinder und Jugendlichen den Support von Zuhause bekommen, den sie brauchen. Nicht zuletzt wird das Unterstützungsnetzwerk für Schulen mit besonderen Herausforderungen durch zusätzliche Ressourcen und Expertise von internen und externen PartnerInnen erweitert.
Ablauf und Fakten

„Respekt: Gemeinsam Stärker“ wird bis Sommer 2019 in enger Zusammenarbeit der beteiligten Magistratsabteilungen und der Bildungsdirektion unter Begleitung von Kenan Güngör entwickelt. Spätestens mit Beginn des zweiten Semesters im Februar 2020 soll das Programm an ausgesuchten Pilotschulen (Neue Mittelschulen und Polytechnische Schulen) mit hoher oder sehr hoher sozialer Herausforderung getestet werden.

 

 

 

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