Wien startet großes Präventionsprogramm an Schulen
Wien (rk) - Die Stadt Wien startet ein großes Präventionsprogramm für Wiener Schulen mit
besonderen Herausforderungen. Die Entwicklung des Programms wird der unabhängige Integrationsexperte Kenan
Güngör begleiten. Das haben Bürgermeister Michael Ludwig und Grünen-Chefin, Gemeinderätin
Birgit Hebein, am 12. März bekanntgegeben.
Hinter dem Programm „Respekt: Gemeinsam Stärker“ steckt die Idee, einen gemeinsamen Schulterschluss für
Respekt zwischen LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern zu schließen. Damit soll gezielt den Herausforderungen
im Schulalltag begegnet werden: Abwertung aufgrund von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Religion oder
Weltanschauung, Vorurteilen, Mobbing, Spannungen und Konflikten im Klassenzimmer, Diskriminierungserfahrungen oder
Hass im Netz.
Ziel ist es, die Jugend- und Integrationsarbeit sowie Frauen- und Mädchenförderung in einem dauerhaften
und verwaltungsübergreifenden Programm stärker mit der Schule zu verschränken. Damit setzt die Stadt
gleichermaßen bildungs- wie auch integrations- und frauenpolitische Akzente.
Es geht darum, Mädchen und Burschen gezielt zu stärken, PädagogInnen im Umgang mit den vielfältigen
Problemen von Jugendlichen zu unterstützen und Eltern als zentrale BildungspartnerInnen miteinzubeziehen.
Das Programm richtet sich daher mit zielgruppen-spezifischen Angeboten an alle SchulpartnerInnen und wird an Schulen
mit hohen sozialen Herausforderungen durchgeführt.
Das Programm wird in Verantwortung von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Frauenstadträtin Kathrin
Gaal mit der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11), der Jugendabteilung (MA 13), der Integrationsabteilung (MA 17),
dem Frauenservice Wien (MA 57) sowie der Bildungsdirektion erarbeitet und soll im Laufe des Schuljahres 2019/20
in Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen in einer Pilotphase getestet, evaluiert und ausgerollt werden.
Programm für alle SchulpartnerInnen
„Hinter dem Präventionsprogramm steht die Überzeugung, dass Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen
und Lehrer sowie Eltern als SchulpartnerInnen gemeinsam stärker sind. Damit wollen wir alle SchulpartnerInnen
nach ihren Bedürfnissen bestmöglich unterstützen“, betonte Bürgermeister Michael Ludwig.
Birgit Hebein, Spitzenkandidatin Grüne Wien: „Schulen sind der Ort mit der höchsten Diversität.
Dadurch entsteht viel Konstruktives, gleichzeitig können aber auch Reibungspunkte entstehen. Wir wollen genau
dort hinschauen, wo es manchmal wehtut: Dorthin, wo es Spannungen, Diskriminierungen und Abwertungen im sozialen
oder religiösen Bereich, bei den Geschlechterrollen oder woanders gibt. Diese Probleme an der Wurzel zu packen
und zu lösen, ohne rassistische Scheindebatten, das wollen wir mit dem heute vorgestellten Präventionsprogramm
erreichen“.
Integrationsexperte Kenan Güngör: „Die Schulen sind einer der zentralen Orte, wo die sozio-kulturelle,
sprachliche und religiöse Pluralität sichtbar und spürbar wird. Sie ist die Normalität an unseren
Schulen und nicht die Ausnahme. Daher müssen unsere Schulen gestärkt werden damit sie mit den Qualitäten
aber auch den Schattenseiten dieser Pluralität gut umgehen können. Um den weltanschaulichen, religiös-kulturellen
Problemen in den Schulen zu begegnen, braucht es ein Miteinander der Bildungspartner und kein Ausspielen gegeneinander,
wie es häufig der Fall ist.“
Angebote zur Stärkung von Mädchen und Burschen als Schwerpunkt
Im Mittelpunkt steht die Schule als Bildungs-, Entfaltungs- und Schutzraum für Schülerinnen und Schüler.
Das Programm soll Maßnahmen und Projekte beinhalten, die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen,
ihre individuellen Stärken zu erkennen und wahrzunehmen. Es soll Raum für Austausch, Fragen, Anliegen,
Konflikte und Probleme geben sowie Mädchen und Burschen über Beratungsangebote informieren.
Schülerinnen und Schüler sollen in einer respektvollen, gleichberechtigten, gewaltfreien, angstfreien
und vorurteilsfreien Umgebung lernen und sich entfalten können. Dabei sind die unterschiedlichen Lebensrealitäten
von Mädchen und Buben miteinzubeziehen. Mädchen werden immer noch in unserer Gesellschaft von klein auf
mit Rollenstereotypen und dementsprechenden Erwartungshaltungen konfrontiert. Auch Buben bekommen oft zu hören
was „typisch männlich“ sei und was nicht. Hinzu kommen tradierte Rollenbilder unterschiedlicher sozio-kultureller
Milieus. Hier gilt es dagegenzuhalten um Mädchen und Buben unabhängig von ihrer sozialen, kulturellen
oder religiösen Herkunft bei einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen und ihre Handlungsspielräume
zu erweitern. Ziel ist es daher auch, positive Vorbilder für Mädchen und Burschen zu entwickeln – als
Gegenstück zu oft vorhandenen Geschlechterklischees.
Für ein gelingendes Miteinander braucht es aber auch die Einbeziehung von LehrerInnen und Eltern. Daher beinhaltet
das Programm Angebote zur Unterstützung von PädagogInnen bei unterschiedlichsten Problemen von Jugendlichen
und zum Abbau von Vorurteilen. Auch Eltern sollen gestärkt und unterstützt werden, damit alle Kinder
und Jugendlichen den Support von Zuhause bekommen, den sie brauchen. Nicht zuletzt wird das Unterstützungsnetzwerk
für Schulen mit besonderen Herausforderungen durch zusätzliche Ressourcen und Expertise von internen
und externen PartnerInnen erweitert.
Ablauf und Fakten
„Respekt: Gemeinsam Stärker“ wird bis Sommer 2019 in enger Zusammenarbeit der beteiligten Magistratsabteilungen
und der Bildungsdirektion unter Begleitung von Kenan Güngör entwickelt. Spätestens mit Beginn des
zweiten Semesters im Februar 2020 soll das Programm an ausgesuchten Pilotschulen (Neue Mittelschulen und Polytechnische
Schulen) mit hoher oder sehr hoher sozialer Herausforderung getestet werden.
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