Neue Studie der FH Joanneum „Gründungsneigung und Entrepreneurship“- Deregulierung, Bildungsmaßnahmen
und besserer Zugang zu Risikokapital erforderlich
Wien (bmdw) - In einer aktuellen Studie der FH Joanneum wurden im Auftrag des Bundesministeriums für
Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) die Rahmenbedingungen für die Gründungsneigung junger
Menschen zwischen 18 und 34 Jahren in Österreich im internationalen Vergleich der Länder Deutschland,
der Schweiz und den Niederlanden untersucht. „Unternehmerische Aktivität sichert die Wettbewerbsfähigkeit
und den Wohlstand Österreichs. Umso wichtiger ist es, die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch
junge Menschen zu Gründungen motivieren“, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. „Was die Gründungsneigung
anbelangt ist Österreich im internationalen Vergleich gut positioniert. Das ist gut, kann aber noch besser
werden“, so Schramböck. „Durch Maßnahmen im Bildungsbereich, verstärkte Unterstützung von
Risikokapitalgebern sowie einer Fortsetzung von Maßnahmen hin zu mehr Deregulierung und Digitalisierung kann
der österreichische Weg zur Unternehmernation erfolgreich fortgesetzt werden.“
Die Studie im Detail
Mehr als zwei Drittel der Gründungen erfolgen im Gesundheits- und Sozialbereich, im Handel, im Tourismus
im Bau- und im Dienstleistungssektor. Diese Unternehmen werden zum Großteil als Ein-Personen-Unternehmen
gegründet, sodass die Beschäftigungswirkung eher gering ist. Im Vergleich dazu machen FTI-Unternehmen
nur ein Fünftel der Unternehmensgründungen aus. „Beschäftigungswachstum ist aber vor allem in diesem
Bereich zu erwarten, deshalb müssen wir gerade hier ansetzen“, so Schramböck, „vor allem aber braucht
es ein Neudenken des Unternehmertums. Ziel muss sein, den Unternehmergeist zu stärken und das negative Image
des Unternehmertums in Österreich aufzupolieren“, so die Ministerin. Die Einstellung der Österreicher
zum Unternehmertum ist eines der zentralen Hemmnisse, wenn es darum geht, die unternehmerische Aktivität zu
steigern. Unternehmerisches Denken wird anerzogen – vom Elternhaus, den Freunden sowie vom schulischen und beruflichem
Umfeld.
96,9 Prozent der in Österreich befragten Personen haben Steuern, Abgaben und Bürokratie als eines der
zentralen Hemmnisse benannt. Im Vergleich dazu haben nur etwa 40 Prozent in den Vergleichsländern diesen Bereich
als Hemmnis genannt. Wie auch in den Vergleichsländern ist das Hauptmotiv (über 80 Prozent der Fälle)
für die Gründung eines Unternehmens in Österreich die Wahrnehmung von Möglichkeiten am Markt.
Die eingeschränkte Verfügbarkeit von sowohl Breitbandinternet als auch Verkehrswegen ist ein hemmender
Faktor für unternehmerische Tätigkeiten in manchen Teilen Österreichs. Gerade in ländlichen
Regionen ist die Infrastruktur noch ausbaufähig.
Ein weiterer hemmender Faktor für die Gründungsneigung sei die Risikoaversion der Bevölkerung (43,6
Prozent der Gesamtbevölkerung haben Angst vor dem Scheitern). Jüngere Menschen sind in Österreich
verstärkt bereit, sich auf eine selbstständige Berufstätigkeit einzulassen, wenngleich hier 17,9
Prozent Angst vor dem Scheitern haben. Der Zugang zur Finanzierung, soziokulturelle Legitimität und Akzeptanz,
der Mangel an Lebenserfahrung, unternehmerischer Bildung und der Mangel an Netzwerken erschweren es jungen Menschen
zu gründen.
„In Österreich wird zwar weniger gegründet als in den Vergleichsländern Deutschland, der Schweiz
und den Niederlanden. In Österreich werden aber auch weniger Unternehmen geschlossen“, so Schramböck,
die auch noch auf einen besonderen Aspekt in den Ergebnissen der Studie hinweist: „Frauen sind weit weniger häufig
unternehmerisch aktiv als Männer. Hier besteht Handlungsbedarf.“
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