Jugend Eine Welt lud zu hochkarätiger Veranstaltung mit Persönlichkeiten aus Gesellschaft
und Wirtschaft, interessierten Experten, Volontären und internationalen Projektpartnern
Wien (jugendeinewelt) - Sie verfügen über viel Berufs- und Lebenserfahrung, sind im Ruhestand
oder wollen sich eine berufliche Auszeit nehmen – und sie möchten mit ihrem Know-how dazu beitragen, die Welt
ein kleines Stück besser zu machen: Seit 2018 entsendet die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt qualifizierte
Senior Experts auf Auslandseinsatz. Bei einer von der POK Pühringer Privatstiftung ermöglichten Veranstaltung
im Palais Coburg, die von Claudia Stöckl moderiert wurde, hatten Persönlichkeiten aus Gesellschaft und
Wirtschaft sowie interessierte Experten, Volontäre und internationale Projektpartner am 21. März Gelegenheit,
das erfolgreiche neue Entsendeprogramm „Senior Experts Austria“ näher kennenzulernen bzw. sich auszutauschen.
Alle können Beitrag leisten
„Die Idee ist so einfach wie genial: Senior Experts unterstützen weltweit Sozialprojekte und Kleinbetriebe
und leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Gleichzeitig kommt ihr Wissen zur Anwendung – das stellt einen enormen gesellschaftlichen
Wert dar“, so Dipl-Ing. Karin Pühringer von der Pühringer Privatstiftung.
„First Lady“ Mag. Doris Schmidauer betonte die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit: „Was wäre Österreich
ohne seine ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen! Sie sind das Herz unserer Gesellschaft. Jeder Mensch kann die
Welt ein Stück gerechter machen und jeder kann dazu einen Beitrag leisten im Rahmen der eigenen Möglichkeiten.“
Win-Win Situation
Alle bisher ausgereisten Senior Experts kamen von ihrem Einsatz begeistert zurück. Manche planen sogar
bereits den nächsten Auslandsaufenthalt, wie der oberösterreichische Elektrotechniker Ing. Josef Loderbauer,
der am Tag nach der Veranstaltung wieder nach Uganda aufbricht, wo er 2018 beim Neuaufbau eines Lehrganges für
Solartechnik mithalf. „Als ich plötzlich vor 670 Studenten stand, dachte ich schon, auf was hab ich mich da
eingelassen! Aber alles ist großartig gelaufen. Das neue Labor ist baulich errichtet, die Trainingsmodule
sind gekauft und die Lehrer ausgebildet. Nun geht es darum, die Anlagen in Betrieb zu nehmen und die Zusammenarbeit
mit anderen Schulen in Gang zu bringen,“ freut sich Loderbauer auf neue Herausforderungen.
Die Wiener Psychotherapeutin Helga Schmiedberger BA berichtete von ihrem Einsatz an einer Don Bosco-Schule in Äthiopien,
wo sie das Bewusstsein der jungen Menschen für die Bedeutung von Umweltschutz schärfte. Sie ist stolz
darauf, dass ihr Einsatz bis heute Früchte trägt: „Es hat sich viel getan, auf Initiative der Schule
hat die Stadtverwaltung sogar neue Müllcontainer aufgestellt!“
Beide Senior Experts bestätigten, persönlich viel von ihrem Auslandseinsatz profitiert zu haben und mit
neuen Einsichten nach Österreich zurückgekehrt zu sein, die sie nun regelmäßig an andere weitergeben.
Josef Loderbauer: „Was mich besonders berührt hat, war die Eröffnung eines Jugendzentrums, bei dem reiche
Kinder für arme Kinder gekocht und sie bedient haben. Die armen Kinder bekamen einen großen Sack Reis
geschenkt und freuten sich sehr – Armut ist dort kein Stigma.“
„Wenn man hilft, dann gibt das einem selbst das beste Gefühl“, bestätigte Dr. Barbara Schöfnagel.
Die ehemalige Wiener Gemeinderätin gilt als wichtige „Geburtshelferin“ von „Senior Experts Austria“. Sie war
im Auftrag des Sozialministeriums jahrelang als Attachée für soziale Angelegenheiten in Bulgarien und
Rumänien tätig und führte dort ehrenamtlich zahlreiche Sozialprojekte durch, bei denen sie rund
50 Senior Experts höchst effizient einsetzte.
Mehrwert für Politik und Gesellschaft
Der ehemalige Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer hat selbst zahlreiche entwicklungspolitische Projekte
in aller Welt besucht. „Ein Aufenthalt in einem Entwicklungsland sollte zur Pflichtausbildung jedes Politikers
gehören!“, ist er überzeugt. Den Einsatz von Senior Experts sieht er als tolle Chance sowohl für
die unterstützten Projekte als auch für jeden einzelnen Freiwilligen und die gesamte österreichische
Gesellschaft: „Senior Experts können Botschafter der Entwicklungszusammenarbeit sein und wertvolle Erfahrungen
weitergeben.“
Das bestätigte auch Dr. Martin Ledolter von der Austrian Development Agency, die für das Senior Experts-Programm
eine wichtige Anschubfinanzierung leistete. „Freiwilligeneinsätze sind ein wirklich gutes Instrument, um Entwicklungszusammenarbeit
in die Mitte der Gesellschaft zu tragen – derzeit fördern wir rund 200 Einsätze. Aber wir müssen
noch mehr tun, um diese Möglichkeiten in die breite Bevölkerung bringen. Aus Sicht der Österreichischen
Entwicklungszusammenarbeit wäre es grob fahrlässig, das Wissen der Seniorinnen und Senioren nicht zu
nutzen. Wir wollen ihre Expertise ins Ausland bringen, wir brauchen das. Gleichzeitig haben wir nach ihrer Rückkehr
strategische Partner, die als Multiplikatoren dienen. Denn wenn man einen solchen Einsatz machen kann und darf,
wird man Feuer und Flamme sein für Entwicklungszusammenarbeit und das auch entsprechend im persönlichen
Umfeld kommunizieren.“
Mag. Ulrike Neufang vom Sozialministerium, einem ebenfalls wichtigen Fördergeber für Senior Experts Austria,
unterstrich in Vertretung von Sektionsleiterin Mag. Edeltraud Glettler die wichtige Rolle des Freiwilligenwesens
in Österreichs – alle Altersgruppen seien sehr aktiv. Im Zusammenhang mit dem Senior Experts-Programm verwies
sie auf den „Aktionsplan Altern“ und bekräftigte: „Die Idee von Senior Experts hat uns sofort gefallen – die
Kombination von Freiwilligenwesen und aktiv bleiben im Alter hat uns wirklich überzeugt.“
Wirtschaft sieht großes Potenzial
Mag. Jürgen Roth, Vizepräsident der Wirtschaftskammer, wünscht sich für die Zukunft mehr
„Senior Experts“: „Österreich ist eine Exportnation: Wir verdienen mehr als 6 von 10 Euro im Ausland. 2018
war ein Rekordjahr – unsere Unternehmen haben Exporte im Wert von 150 Milliarden Euro getätigt. Das kleine
Österreich hat zudem 400 so genannte „hidden champions“, die in ihrer Nische Weltmarktführer sind. Allerdings
zählen nur drei europäische Länder zu den Wachstumsmärkten, sieben der größten sind
außerhalb Europas und dort mangelt es unseren Unternehmen oft an Experten und Fachkräften. In diesem
Sinn sind wir sehr daran interessiert, „Senior Experts“ für uns und unsere Unternehmen im Ausland einzusetzen,
damit sie diese mit ihrem Know-how unterstützen. Wir haben 110 Außenwirtschaftsstützunkte, die
hier als Netzwerk auftreten und vermitteln könnten. Dazu sind wir sehr gern bereit.“
Auch Mag. Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, sieht in freiwilligen Experteneinsätzen
großes Potenzial. Ein solcher Einsatz sei beispielsweise für den Karriereverlauf von 40 – 50-Jährigen
interessant, die im Rahmen eines „Sabbaticals“ interkulturelle Kompetenz erwerben könnten. „Viele große
Unternehmen sind schon international tätig, viele kleine und mittlere machen sich gerade auf den Weg. Senior
Expert-Einsätze könnten für sie extrem spannend sein.“ Er erinnerte daran, dass in den vergangenen
20 Jahren unzählige Menschen aus extremer Armut entkommen konnten. „Wir haben viel Grund für Optimismus.
Wenn wir einen Beitrag leisten können, der allen nutzt, den Menschen vor Ort, den entsendeten Experten und
der Wirtschaft, dann ist das eine hervorragende Geschichte. Und es gibt noch viel Potenzial nach oben, um dieses
attraktive Modell bekannter zu machen.“
Dr. Susanne Nonnen berichtete von der äußerst positiven Entwicklung des deutschen „Senior Experten Service“,
das seit Jahren von den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft getragen und vom Wirtschafts- und Bildungsministerium
finanziert wird. Im Jahr 2018 seien 2.000 Experten in rund 90 Länder entsendet worden. Wichtigster Faktor
sei der einzelne Mensch, der sich für einen Einsatz bereit erklärt. „Immer wieder höre ich von unseren
Ehrenamtlichen, dass sie nach einem erfolgreichen Berufsleben etwas zurückgeben möchten an andere, denen
es nicht so gut geht.“
Know-how dringend gesucht
Wie wertvoll der Einsatz von „Senior Experts“ in Sozialprojekten vor Ort ist, erläuterten internationale
Jugend Eine Welt-Projektpartner. So berichtete Don Bosco Schwester Maria Rohrer begeistert vom Einsatz ehrenamtlicher
Helfer in Tunis. „Es geht um tatkräftige Unterstützung, aber auch um gegenseitige Inspiration. Die Volontäre
leben mit uns und erlauben uns, unsere Fenster zur Welt hin zu öffnen.“ Besonders dringend würden Lehrer
für „Train the Trainer“-Projekte benötigt, insbesondere im handwerklichen Bereich. „So viele junge Leute
in Afrika haben nichts zu tun, weil die Ausbildung fehlt. Es ist ganz wichtig, dass wir sie vor Ort unterstützen
und hier Perspektiven schaffen, damit sie nicht im Mittelmeer ertrinken auf der Reise nach Europa, wo sie ebenfalls
keine Chance haben.“
Das bekräftigte auch Salesianerbruder John Ngigi Njuguna vom riesigen Berufsbildungsnetzwerk „Don Bosco Tech
Africa“, das 102 Bildungseinrichtungen in 35 afrikanischen Ländern umfasst und regelmäßig von Senior
Experts unterstützt wird. „Der Ausbildungsbedarf ist enorm, in so gut wie allen Fachbereichen. Auf die Frage,
was für Qualifikationen am wichtigsten sind, würde ich aber antworten: soziale Kompetenz, Beziehungsfähigkeit.“
Senior Experten hätten nicht nur viel zu geben, die Erfahrung der Wertschätzung und des Gebrauchtwerdens
in einem Auslandseinsatz würde ihnen helfen, wieder mit neuer Hoffnung und Tatkraft in die Zukunft zu schauen.
Ein Programm mit Zukunft
Ing. Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, bedankte sich am Ende der Veranstaltung
bei allen Mitwirkenden und Fördergebern und appellierte gleichzeitig an sie, das erfolgreiche Senior Experts-Programm
weiter zu tragen und eine Ausweitung zu ermöglichen – mehr als 60 Interessenten seien derzeit auf der Warteliste
und könnten schon bald ausreisen, wenn die nötige Finanzierung gewährleistet wäre.
„Jugend Eine Welt verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Entsendung von Freiwilligen. Schauen
Sie auf unsere Arbeit, schauen Sie auf unser Angebot für unsere Gesellschaft und vervielfachen Sie Ihren finanziellen
Einsatz durch das Wirken der Senior Experts! Ihre Unterstützung bekommt damit konkrete Hände, die helfen,
Stimmen die beraten, Handlungen, die fördern, Know-how, das geteilt wird und Netzwerke, die enger und tragfähiger
werden. Alle Freiwilligen engagieren sich ehrenamtlich, die Projektpartner stellen Unterkunft und Verpflegung zur
Verfügung, einzelne Geber manchmal Flug und Versicherungskosten. Die professionelle Bewerbung des Programms,
die Projektauswahl bzw. das Matching der Freiwilligen mit dem für sie geeigneten Projekt, ihre Vorbereitung
und Begleitung im Einsatz, Reporting, Notfallstrukturen und Fördermittelverwaltung brauchen jedoch Personal,
Struktur und Sachmittel. Helfen Sie Jugend Eine Welt, „Senior Experts Austria“ nachhaltig auf starke Füße
stellen und in einer globalisierten Welt des Wettbewerbes ein Angebot der Solidarität und Chancennutzung vorantreiben.
Wir appellieren an Sie: Werden Sie Ermöglicher und Ermöglicherin! Ganz nach dem Motto des heutigen Abends:
Erfahrung hilft - und mit Ihrer Unterstützung jedenfalls besser. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme!“
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