Land, Stadt Klagenfurt und Jonke-Gesellschaft vergaben fünften Gert Jonke-Preis – 15.000
Euro gehen an österreichischen Dramatiker Palmetshofer – LH Kaiser gratuliert Preisträger - Literaturland
Kärnten über die Grenzen hinaus von Bedeutung
Klagenfurt (lpd) - Zum fünften Mal vergab das Land Kärnten gemeinsam mit der Landeshauptstadt
Klagenfurt im Klagenfurter Konzerthaus am Abend des 24. März den Gert Jonke-Preis, der nach dem in Klagenfurt
geborenen Schriftsteller benannt und mit 15.000 Euro dotiert ist. Der Preis wird vom Land gestiftet, die Organisation
obliegt der Landeshauptstadt. Die Preisvergabe fand in Kooperation mit der Gert-Jonke-Gesellschaft statt.
Der Preis wurde heuer in der Sparte Dramatik vergeben und erging an den österreichischen Dramatiker Ewald
Palmetshofer. LHStv.in Gaby Schaunig und Bgm. Maria-Luise Mathiaschitz überreichten dem in Linz geborenen
Autor den Preis.
LH Kulturreferent Peter Kaiser gratuliert Palmetshofer, der zu den Vertretern einer jungen Dramatiker-Generation,
die Text und Aufführung als lebendige Einheiten betrachten, zählt. Kaiser: „Durch Würdigungen wie
dem Gert Jonke-Preis halten wir nicht nur Kulturschaffende in Ehren, wir sorgen auch dafür, dass das Kultur-
und Literaturland Kärnten weit über seine Grenzen hinaus strahlt und geben Künstlern eine Plattform.“
Palmetshofers Stücke, die sich mitunter auf bestehende Werke der Theaterliteratur beziehen, sind ebenso sprach-
wie sozialkritisch und zeichnen sich durch eine stark musikalische Komponente aus, was sein Schaffen mit jenem
Gert Jonkes verbindet.
Seine Stücke wurden und werden an den namhaften Bühnen im deutschsprachigen Raum, u.a. am Wiener Burgtheater,
am Schauspielhaus Wien, bei den Wiener Festwochen oder am Theater Basel (ur-)aufgeführt, wo der Autor seit
der Saison 2015/16 als Dramaturg wirkt.
Der Autor erhielt bereits mehrfach Auszeichnungen und Preise. In der Kritikerumfrage des Magazins Theater heute
wurde er zum Nachwuchsautor 2008 gewählt; im selben Jahr erhielt er den Dramatikerpreis des Kulturkreises
der deutschen Wirtschaft. Ebenfalls 2008 wurde Palmetshofer mit seinem Stück „hamlet ist tot. keine schwerkraft“
für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie Bester Nachwuchs nominiert. Im Jahr 2015 erhielt er den Mülheimer
Dramatikerpreis für sein Stück „die unverheiratete.“
Das Stück „Vor Sonnenaufgang“, das Ewald Palmetshofer nach der berühmten gleichnamigen Vorlage von
Gerhart Hauptmann (1862-1946) verfasste und in dem er die Welt des Kohlebergbaus in die Gegenwart versetzt, steht
derzeit am Spielplan des Stadttheaters Klagefurt (bis 28.4.)
Der Gert Jonke-Preis wurde 2011 ins Leben gerufen, um das Andenken an den Kärntner Schriftsteller Gert Jonke
zu wahren. Jonkes Werk zählt zu den bedeutendsten sprachkünstlerischen Schöpfungen der Gegenwartsliteratur
und ist für Autorinnen und Autoren bestimmt, welche „die ästhetischen Potentiale der Sprache freilegen
und weiterentwickeln“ – für Literatur als Sprachkunst also. Der Preis ist an keine Altersklausel gebunden,
er richtet sich jedoch an renommierte Autorinnen und Autoren, die bereits auf Publikationen in namhaften Verlagen
verweisen können. Der Preis wird im gesamten deutschen Sprachraum ausgeschrieben und zählt zu den gewichtigen
und mittlerweile auch bereits zu den renommierten Literaturpreisen.
Der Gert Jonke-Preis wird alle zwei Jahre im Wechsel für Prosa, Lyrik und Dramatik vergeben. Eine dreiköpfige
Jury, heuer bestehend aus Karin Cerny, Redakteurin profil, Bettina Hering, Schauspieldirektorin der Salzburger
Festspiele und Pia Janke, Leiterin der Forschungsplattform Elfriede Jelinek an der Uni Wien, hat sich für
Palmetshofer entschieden. Die Laudatio hielt Bettina Hering, die szenische Darbietung haben heuer Nadine Zeintl
und Oliver Vollmann inszeniert. Die filmische Gestaltung der Portraits der Jurorinnen und der von ihnen nominierten
Kandidatin erfolgte durch Martin Polasek. Die Moderation der Preisverleihung hatte Heimo Strempfl vom Robert-Musil-Literaturmuseum
über.
Unter den Gästen bei der Preisverleihung: Clubobmann Markus Malle, LAbg. Stefan Sandrieser, Vize-Bgm. Wolfgang
Germ, Anke Bosse, Leiterin des Musil-Institutes, Klaus Amann Leiter des Musil-Institutes bis 2014 und Schriftstellerin
Anna Baar.
Zum zehnten Mal jährt sich heuer der Todestag Gert Jonkes und dafür wurde ein umfangreiches Begleitprogramm
inszeniert. Das künstlerische Festprogramm zum Gert-Jonke-Preis 2019 stand deshalb auch im Zeichen der Vögel,
mit welchen sich Gert Jonke stark identifiziert hat und welchen in seinem Werk eine zentrale Rolle zukommt. So
insbesondere in dem Stück „Die Vögel“ (nach Aristophanes), aus dem der Leitgedanke bzw. das Zitat zur
heurigen Preisverleihung stammt.
Im Rahmen der Preisverleihung heute Abend hat der erst 11-jährige Pianist Elias Keller Stücke von Ludwig
van Beethoven und Olivier Messiaen, darunter den „Catalogue d’Oiseaux“ (Katalog der Vögel), interpretiert.
Im Vorfeld der Preisverleihung wurde am 21. März im und vor dem Robert-Musil-Literaturmuseum die Ausstellung
„WARTEN AUF VÖGEL XI & Installation „Birdbox and reading 3038“ von Josef Bernhardt eröffnet, der
seit vielen Jahren den Umgang der Menschen mit der Natur thematisiert. Er hat die Ausstellung eigens für den
Gert-Jonke-Preis 2019 konzipiert. Vor dem Literaturmuseum wurde ein roter, begehbarer Nistkasten aufgestellt (zu
sehen bis August 2019). In seinem Inneren lädt eine kleine Bibliothek zur Auseinandersetzung mit dem Thema
Natur ein. Durch Einfluglöcher können kleinere Vögel in den Nistkasten gelangen und im Idealfall
gemeinsam mit den menschlichen Besuchern verweilen. Im Museum werden portable Nistkästen und Wandarbeiten
des Künstlers gezeigt.
Gert Jonke wurde am 8. Februar 1946 in Klagenfurt geboren und zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen
Gegenwartsliteratur. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Klagenfurt und erhielt eine Klavierausbildung am
Kärntner Landeskonservatorium. Ab 1966 studierte er Germanistik, Geschichte, Philosophie und Musikwissenschaft
an der Universität Wien und besuchte die Akademie für Film und Fernsehen.
Die 1970er-Jahre waren geprägt von Auslandsaufenthalten (BRD und West-Berlin, London) und ausgedehnten
Reisen (Mittlerer Osten, Südamerika). Ab 1978 lebte Gert Jonke als freier Schriftsteller in Wien, wo er am
4. Jänner 2009 verstarb. Gert Jonkes umfangreiches Gesamtwerk umfasst Lyrik, Prosa, Dramatik und Hörspiele.
Es zeichnet sich durch ein hohes sprachkritisches und sprachkünstlerisches Bewusstsein und eine starke Affinität
zum Musikalischen aus.
Auf Kärnten und insbesondere auf seine Heimatstadt Klagenfurt hat Gert Jonke vermehrt literarischen Bezug
genommen, u.a. in seiner ersten Buchpublikation „Geometrischer Heimatroman“ (1969), in dem Stück „Die versunkene
Kathedrale“ (UA Burgtheater 2005) und oder dem berühmten Gedicht „Der Kanal“, mit dem Gert Jonke dem Lendkanal
ein immaterielles Denkmal gesetzt hat.
Für sein literarisches Schaffen wurde Gert Jonke vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Manuskripte-Preis (1984),
dem Anton-Wildgans-Preis (1993), Erich-Fried-Preis (1997), mit dem Großen Österreichischen Staatspreis
(2001), Kleist-Preis (2005), Arthur-Schnitzler-Preis (2005) oder dreimal mit dem Nestroy-Theaterpreis für
den besten Autor (2003, 2006 und 2008). 1977 erhielt Gert Jonke den 1. Ingeborg-Bachmann-Preis. Das Land Kärnten
würdigte sein Schaffen mit dem Förderungspreis für Literatur (1971) und dem Kärntner Kulturpreis
(1999).
Preisträger/-innen bisher
Gert-Jonke-Preis 2011 (Prosa): Alois Hotschnig (A, Ktn.)
Gert-Jonke-Preis 2013 (Dramatik) zu gleichen Teilen: Händl Klaus (A) und Friederike Roth (D)
Gert-Jonke-Preis 2015 (Lyrik): Julian Schutting (A)
Gert-Jonke-Preis 2017 (Prosa): Paul Nizon (CH)
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