Brüssel/Wien (feei) - Die Europäische Union hat die Notwendigkeit einer starken europäischen
Industriepolitik erkannt und regt nun auch eine Strategieformulierung bis März 2020 an. Besondere Schwerpunkte
sind dabei die Stärkung des Binnenmarkts sowie der Schutz von Schlüsseltechnologien.
Die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie fordert bereits seit einigen Jahren eine zielgerichtete,
langfristige Gesamtstrategie Europas, angepasst an die stark gewandelten Rahmenbedingungen der Märkte. Dass
eine gemeinsame europäische Industriepolitik vermehrt diskutiert wird, wie beim aktuellen EU-Gipfel, wird
vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) begrüßt. Gleichzeitig muss klargestellt
werden, dass eine reine Erneuerung der europäischen Industriepolitik nicht mehr genügt. Damit das volle
Potenzial von wichtigen Technologien im Hightech-Sektor in Europa weiterhin ausgeschöpft werden kann, müssen
dringend konkrete Maßnahmen entwickelt werden.
Schlüsseltechnologien als Hebel für globalen Wettbewerb
„Betrachtet man die Entwicklungen am chinesischen Markt, ist es schon längst überfällig, einen
Ausverkauf von europäischen Schlüsseltechnologien zu stoppen“, so Lothar Roitner, Geschäftsführer
des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie. „China sichert sich mit massiven staatlichen Subventionen
und Programmen das technische Know-how aus Europa. Gleichzeitig öffnet das europäische Wettbewerbsrecht
dort ausländischen Investoren Tür und Tor, wo europäischen Unternehmen der Zugang verwehrt wird.
Ziel chinesischer Investoren sind dabei vor allem europäische Technologiefirmen, die in vielen wichtigen Schlüsselbereichen
wie der Mikro- und Nanoelektronik die Nase vorne haben. Dabei sind genau diese Technologiefirmen der Hebel den
die europäischen Industrien brauchen, um im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben“, so Roitner.
Insbesondere bei Schlüsseltechnologien in sicherheitsrelevanten Bereichen, wie zum Beispiel der Datensicherheit
oder auch kritischen Infrastrukturen wie 5G, muss Europa handeln. Nur wenn die gesamte Wertschöpfungskette
von der Forschung bis zur Produktion in europäischer Hand ist, können diese auch wirklich sicher sein.
Gemeinsames Auftreten, verlässliche Partnerschaften
Eine gemeinsame europäische Industriepolitik bedeutet auch, dass Europa eine offene Marktwirtschaft bleiben,
aber selbstbewusst seine Interessen wahren muss. Ausländische Investitionen sind wichtig, europäischen
Unternehmen muss aber umgekehrt derselbe Zugang zu ausländischen Märkten erteilt werden. In Zeiten eines
weltweit zunehmenden Protektionismus sollte es daher in beidseitigem Interesse sein, sich aktiv für die Aufrechterhaltung
einer internationalen regelbasierten Wirtschaftsordnung einzusetzen. „Besonders innerhalb der EU muss der Anspruch
einer gemeinsamen China-Politik im Vordergrund stehen, die EU-Staaten dürfen nicht - wie aktuell - untereinander
um chinesische Investitionen buhlen“, erklärt Lothar Roitner. „Die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie
gilt seit Jahren als der Treiber der Digitalisierung und kann in vielen kritischen Bereichen Erfolgsergebnisse
vorweisen. Damit das aber auch so bleibt und wir weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit durch Digitalisierung
erhalten können, braucht es dringend Maßnahmen der EU und eine funktionierende, starke Industriepolitik“,
so Roitner.
Über den FEEI
Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie vertritt in Österreich die Interessen des zweitgrößten
Industriezweigs mit rund 300 Unternehmen, über 65.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 17,4
Milliarden Euro (Stand 2017). Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern – dazu gehören u. a. die Fachhochschule
Technikum Wien, UFH, die Plattform Industrie 4.0, Forum Mobilkommunikation (FMK), der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber
(VAT) und der Verband der Bahnindustrie – ist es das oberste Ziel des FEEI, die Position der österreichischen
Elektro- und Elektronikindustrie im weltweit geführten Standortwettbewerb zu stärken.
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