Schwarzmann: Ernährungs- und Konsumbildung in Schulen ausbauen – Herkunftskennzeichnung
und Mehrwert regionaler Lebensmittel
Salzburg (lk-oe) - "In unserer Gesellschaft werden lebensnotwendige Kompetenzen zu den Themen Essen
und Haushalt heute nicht mehr selbstverständlich an die nächste Generation weitergegeben. Österreichs
Bäuerinnen sind seit mehr als 20 Jahren in Schulen aktiv. Wir haben umfassende Projekterfahrung gesammelt
und bemerken bei Kindern und Jugendlichen zunehmend Defizite im Umgang mit Lebensmitteln. Es fehlt am Wissen, wo
Nahrungsmittel herkommen, wie sie zu einem wertvollen Essen verarbeitet werden und welcher Wert in ihnen steckt.
Gleichzeitig wird in der Werbung und auch in vielen Schulbüchern ein romantisches Bild vom Leben auf dem Bauernhof
vermittelt. Es werden Sehnsüchte aktiviert, die mit der Realität häufig nicht zusammenpassen. Für
Österreichs Bäuerinnen ist die Zeit reif, dass man das Thema Ernährungs- und Konsumbildung in Schulen
als Unterrichtsfach ausbaut und weiterhin fix im Lehrplan verankert", betonte Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann
beim Bundesbäuerinnentag 2019 im Congress Salzburg.
Um die Sicherheit und das Vertrauen in heimische Lebensmittel zu stärken, müssen Transparenz und Glaubwürdigkeit
an erster Stelle stehen. Den Schülern sollen wichtige ökologische, ökonomische sowie soziale Lehrinhalte
rund um Ernährung und Haushaltsführung vermittelt werden. "Ziel muss es sein, den Konsumenten von
morgen den Mehrwert regionaler österreichischer Lebensmittel und wichtige Alltagskompetenzen aufzuzeigen",
so Schwarzmann.
Köstinger: Bäuerinnen und Bauern in der Lebensmittelwertschöpfungskette stärken
Österreichs Konsumenten sollen künftig die Möglichkeit haben, bei Lebensmitteln bewusst auf hochwertige
Produkte der heimischen Bäuerinnen und Bauern zu setzen und nicht auf billige Massenware von internationalen
Großkonzernen. "Im weltweiten Wettbewerb können unsere bäuerlichen Familienbetriebe nur durch
höchste Qualität punkten. Die Herkunftskennzeichnung ist eines meiner großen Anliegen im heurigen
Jahr. Sie wird uns helfen, das Vertrauen gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten zu stärken. Deshalb
werde ich alles dafür tun, dass wir 2019 zwei wesentliche Punkte auf den Weg bringen: eine verpflichtende
Herkunftskennzeichnung zum einen für verarbeitete Produkte und zum anderen in der Gemeinschaftsverpflegung.
Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium, der Landwirtschaftskammer (LK) sowie Vertreterinnen und Vertretern der
Wirtschaft wollen wir noch heuer ein machbares System erarbeiten", erklärte Elisabeth Köstinger,
Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus. "Regionale Qualitätsprodukte liegen stark im
Trend - die Menschen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden. Ich bin überzeugt,
dass die verpflichtende Herkunftskennzeichnung eine wichtige Chance für unsere bäuerlichen Familienbetriebe
darstellt und dazu beiträgt, den Wert österreichischer Lebensmittel weiter zu steigern. Das sind wir
unseren Bäuerinnen und Bauern schuldig", unterstrich Köstinger.
Moosbrugger: Bäuerinnen bei ihrem Bildungsengagement stärken
"Den vielfachen Mehrwert heimischer Erzeugnisse zu vermitteln, ist eine der zentralen Herausforderungen unserer
heutigen Landwirtschaft. Im Supermarkt liegen oftmals Produkte nebeneinander, die sich auf den ersten Blick nur
durch eines unterscheiden - und das ist der Preis. Doch es steckt viel mehr dahinter. Der Einkauf ist der Moment,
bei dem sich die Konsumentinnen und Konsumenten für Tierwohl, Umweltschutz, Landschaftspflege und vieles mehr
entscheiden können oder dagegen. Für eine gezielte Wahl ist eine klare Herkunftskennzeichnung wichtig
und die Mehrleistungen müssen sich im Produktpreis widerspiegeln. Unsere Bäuerinnen sind entscheidende
Schrittmacherinnen, wenn es um die Vermittlung dieser wichtigen Zusammenhänge und um gesunde Ernährung
geht. Sie tragen wesentlich dazu bei, sowohl Wertschätzung als auch Wertschöpfung der heimischen Landwirtschaft
zu steigern, wofür ihnen größte Anerkennung gebührt", betonte LK Österreich-Präsident
Josef Moosbrugger.
"Unsere Landwirtschaftskammern (LK) und Ländlichen Fortbildungsinstitute (LFI) geben umgekehrt ihr Bestes,
um für dieses Engagement die geeignete Basis aufzustellen. Mit einem umfassenden und zukunftsträchtigen
Bildungs- sowie Beratungsangebot können die Talente und Leistungen unserer Bäuerinnen zur vollen Entfaltung
kommen. Gleichzeitig haben wir vom Kindergarten bis zur Hochschule Angebote zum Thema Landwirtschaft und Ernährung,
in deren Rahmen unsere Bäuerinnen ihr Wissen der Gesellschaft vermitteln können", unterstreicht
Moosbrugger. "Auch für all diese Bildungsmaßnahmen ist das Agrarbudget und insbesondere die Ländliche
Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Die von der EU-Kommission geplante Mittelkürzung um 15% schadet
somit nicht nur den Bäuerinnen und Bauern sowie dem Umweltschutz, sondern auch der allgemeinen Bildung",
warnt der LK Österreich-Präsident. Mehr und nicht weniger Wissensvermittlung zu Ernährungs- und
Landwirtschaftsfragen sei gefordert.
Schmiedtbauer: Eine Bäuerin für Europa - Unser gemeinsamer Weg
"Die Landwirtschaft ist schon lang nicht mehr so altmodisch, wie viele glauben. Wir leben in einer Welt, wo
der technologische Fortschritt uns Bäuerinnen und Bauern nützt und das zugunsten von Umwelt, Tierwohl
sowie gesunden Lebensmitteln. Gerade bei Lebensmitteln bin ich fest davon überzeugt, dass den Konsumentinnen
und Konsumenten die Wahrheit zuzutrauen ist. Deshalb will ich mich auf EU-Ebene für eine transparentere Herkunftskennzeichnung
stark machen. Wir müssen unseren Produkten wieder ein Gesicht geben und den Konsumenten klarmachen, dass die
hohe Qualität unserer bäuerlichen Produkte bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist", betont
Simone Schmiedtbauer, Bäuerin, Mutter und Bürgermeisterin. Sie bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann
Andreas einen Schweinemastbetrieb mit Direktvermarktung in der Nähe von Graz. Die insgesamt rund 150 Mastschweine
schlachten und verarbeiten sie am eigenen konventionellen Betrieb. "Wöchentlich fahren wir mit unseren
Produkten dann auf den Bauernmarkt nach Graz. Zu oft erlebe ich in Gesprächen, wie weit sich die Gesellschaft
von der bäuerlichen Produktion entfernt hat. Wir müssen unsere Geschichten wieder selbst erzählen.
Wer ist für diese Aufgabe berufener, wenn nicht wir Bäuerinnen und Bauern selbst“, so Schmiedtbauer.
Die vielseitige Steirerin ist Bauernbund-Spitzenkandidatin für die Wahlen zum Europaparlament im Mai. Sie
möchte ihre Erfahrungen als Bürgermeisterin und Bäuerin mit nach Brüssel nehmen und für
die Interessen der Bäuerinnen und Bauern auf EU-Ebene kämpfen. Für Schmiedtbauer ist eines klar:
"Wir können viele Fragen des täglichen Lebens, von den Lebensmitteln beginnend bis hin zu vitalen
ländlichen Regionen, nicht mit aufgesetzten Scheuklappen bewältigen. Daher müssen wir und möchte
ich EU-weit Verantwortung für die Menschen, die unsere Regionen mit Leben erfüllen, übernehmen."
Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen (www.baeuerinnen.at) wurde 1972 gegründet und
vertritt als Österreichs größte Bäuerinnenorganisation die Interessen von rund 130.000 österreichischen
Bäuerinnen. Die bundesweite Koordinierung der in allen Bundesländern vertretenen ARGE Bäuerinnen
erfolgt in der Landwirtschaftskammer Österreich.
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