LHStv.in Prettner übte scharfe Kritik am Auseinanderdividieren der Gesellschaft – Rektor
der Diakonie de La Tour: Soziale Arbeit ist sozialer Profit für uns alle – Berufsverband forderte von Bundesregierung
endlich ein Berufsgesetz
Klagenfurt (lpd) - Jedes Jahr am dritten Dienstag im März wird international der „World Social Work
Day“ gefeiert. „Er ist der soziale Schlüsseltag im Jahr, an dem Sozialarbeiter auf ihre Arbeit aufmerksam
machen und für ein nachhaltiges soziales Miteinander sensibilisieren“, erklärte Sozialreferentin LHStv.in
Beate Prettner am 19. März im Rahmen einer Pressekonferenz. „Tatsächlich passiert Soziale Arbeit
vielfach hinter den Kulissen unserer Gesellschaft. Dabei muss uns allen bewusst sein, dass unsere Gesellschaft
mehr denn je das soziale Miteinander und die professionellen Sozialarbeiter braucht. Sie sind einerseits konkrete
Helfer, andererseits Sprachrohr für jene Menschen, die - aus welchem Grund auch immer - in eine Ausnahmesituation
gekommen sind“, so die Sozialreferentin.
Sie warnte davor, dass derzeit soziales Miteinander und Solidarität nicht mehr so en vogue zu sein scheinen:
„Ständig wiederkehrende Begriffe wie ‚Soziale Hängematte‘ und ‚Sozialschmarotzer‘ haben beständige
und ganze Arbeit geleistet und das soziale Netz beschädigt – sie haben auseinanderdividiert statt zusammengefügt“,
kritisierte Prettner. Als jüngstes Beispiel nannte sie das Sozialhilfegesetz der Bundesregierung, das nicht
mehr Mindeststandards definiere, sondern Höchstgrenzen einziehe und Armut und Ausgrenzung in unserem Land
massiv verschärfen werde. Prettner: „Es wird wieder höchste Zeit, Empathie zu fördern, statt Neiddebatten
zu schüren.“
Hubert Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour, appellierte: „Ausgrenzung schadet auf lange Sicht der gesamten
Gesellschaft, denn Gesellschaft kann nur solidarisch funktionieren. Soziale Arbeit ist sozialer Profit - für
uns alle.“ Auch Stotter sieht die sozialen Herausforderungen auf allen Ebenen zunehmen – „doch wir müssen
akzeptieren, dass Ausnahmesituationen zum Leben gehören und dass man respektvoll miteinander umzugehen hat.“
Welches breite Themenfeld soziale Arbeit ist, zeigt ein Blick auf den „Einsatzbereich“: Es beginnt bei der Kinder-
und Jugendarbeit (z.B. sozialpädagogische und sozialtherapeutische Wohngemeinschaften; Streetwork; Schulsozialarbeit,
die heuer zehn Jahre in Kärnten feiert; SOS Kinderdorf; Kriseninterventionszentren; betreutes Wohnen etc.)
setzt sich fort bei der Gesundheit (Klinische Sozialarbeit in Krankenhäusern; Reduzierung von Benachteiligungen,
die durch Krankheit, Behinderung oder Pflegebedürftigkeit entstehen), umfasst den Suchtbereich (z. B. Suchtprävention,
Nachbetreuung von alkoholkranken Menschen), Behindertenhilfe (Ziel ist die Integration in den ersten oder zweiten
Arbeitsmarkt) und reicht bis ins hohe Alter (Ziel ist die Erhaltung selbstbestimmter Lebensstile, z.B. Soziallkoordinatoren
in der Pflege-Nahversorgung) und in den Migrations-und Integrationsbereich.
Wie Prettner erklärte, seien 220 Mitarbeiter im öffentlichen Bereich als Sozialarbeiter tätig. Dazu
kommen rund 6.300 Beschäftigte bei privaten Trägern, wie Diakonie, Caritas, Hilfswerk, autArK. „Alleine
im Bereich der Behindertenhilfe hat das Land Kärnten 18 Träger unter Vertrag, die in 101 Einrichtungen
rund 1.800 Klienten betreuen.“ In Summe werden pro Jahr 21.000 Menschen unterstützt. „Das Sozialbudget beträgt
im heurigen Jahr 233 Millionen Euro“, konkretisiert die Sozialreferentin.
Wie Marina Salmhofer, Landessprecherin des Berufsverbandes der Sozialen Arbeit Kärnten, betonte, sei es „gerade
in Zeiten wie diesen wichtig, für Menschen einzutreten, die nicht selbst für sich sprechen können“.
Der „World Social Work Day“ diene dazu, die Menschen dafür zu sensibilisieren, aber auch, auf die Berufsgruppe
aufmerksam zu machen. „Und schließlich nutzen wir den Tag auch dafür, um Forderungen an die Politik
zu richten. Heuer kämpfen wir dafür, dass die Bundesregierung für unsere Profession endlich ein
Berufsgesetz formuliert und unsere Arbeit in ein Berufsregister aufnimmt. Immerhin haben wir alle hochprofessionelle
Ausbildungen absolviert – sei es im Kolleg für Sozialpädagogik der Diakonie in Feldkirchen oder in der
FH für Gesundheit und Soziales oder bei einem Sozialpädagogik-Studium an der Universität.“
Ihre Solidarität mit der Berufsgruppe bekundete Prettner beim anschließenden Marsch durch die Klagenfurter
Innenstadt. Am Alten Platz gaben Vereine und Institutionen Einblick in ihre Arbeit.
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