3. Tiroler Rettungsdienst-Tage am Grillhof in Innsbruck
Innsbruck (lk) - Die Arbeit im Rettungsdienst verändert sich laufend. Die Zahl älterer, pflegebedürftiger
und an Demenz erkrankter Menschen nimmt stetig zu. Integrierte Versorgungskonzepte sind nötig, um die Herausforderungen
der Zukunft zu meistern. Rettungsdienste müssen, um den hohen Versorgungsstandard aufrecht zu erhalten, neue
Kooperationen mit anderen Versorgern eingehen. Dies wirft viele Fragen auf, die zur Diskussion gestellt werden
müssen: Kann die in Tirol für den heurigen Herbst geplante Einführung der telefonischen Gesundheitsberatung
1450 die Patientenströme gezielt lenken? Wie können Krankenhausambulanzen effektiv entlastet werden?
Kann eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen kassenärztlichem Bereitschaftsdienst und Rettungsdienst das
Einsatzaufkommen reduzieren und Wartezeiten für PatientInnen verkürzen? Ist der vorgesehene 24 Stunden/7Tage-Pflegenotdienst
als Entlastung des Rettungsdienstes und der Krankenhäuser ein Modell der Zukunft?
Tirols Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg sagt dazu: „Der Rettungsdienst steht derzeit und in den kommenden Jahren
vor großen Herausforderungen. Um auch in Zukunft die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten,
braucht es innovative Veränderungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Akteurinnen und Akteuren im
Gesundheitswesen – sowohl im organisatorischen als auch im medizinischen und technischen Bereich.“
Virtual Reality im Rettungsdienst
Die Zukunft hat schon längst begonnen: Nicht nur im Kampf um den plötzlichen Herztod werden Technologien
von der Lebensretter-App auf dem Handy bis hin zur telemetrischen Datenübertragungen und der Beratung durch
einen ärztlichen Spezialisten („Telenotarzt“) immer wichtiger. Auch in der Aus- und Fortbildung der Rettungsdienste
spielt “Virtual Reality” eine zunehmend größere Rolle. Der gesamte Innenraum eines Rettungswagens kann
heute virtuell dargestellt werden. Drohnen werden von den Einsatzorganisationen immer häufiger verwendet.
Welche Möglichkeiten bietet das fliegende Auge der Einsatzleitung bei Großveranstaltungen? Im Rahmen
der 3. Tiroler Rettungsdienst-Tage vom 29. bis 30. März 2019 am Tiroler Bildungsinstitut Grillhof in Vill
werden die Vor- und Nachteile dieser innovativen Technologien diskutiert.
„Soft skills“ versus Technik?
Menschen machen Fehler. 70 Prozent aller Fehler sind vom Menschen verursacht. Diese Erkenntnis resultiert aus unzähligen
wissenschaftlichen Arbeiten zu gemeldeten Beinahefehlern in der Medizin. Um die PatientInnensicherheit zu erhöhen,
werden Ausbildungskonzepte wie Crew Ressource Management und Simulationstrainings auch im Rettungsdienst immer
wichtiger: Nur im perfekten Zusammenspiel aller Teammitglieder ist der Notfalleinsatz gut zu bewältigen. Notfallszenarien
müssen trainiert werden. Nicht nur aus der Perspektive der Technik, sondern auch im Fokus von Teamwork, Kommunikation,
Aufmerksamkeit oder Leadership.
Neue Kompetenzen für NotfallsanitäterInnen
Die Forderung nach höherer Verantwortung und neuen Kompetenzen für Notfallsanitäter wird auch im
österreichischen Rettungsdienst immer lauter. Dazu benötigt es geeignete Rahmenbedingungen, die es erlauben,
dass Notfallsanitäter ihre erlernten Qualifikationen auch ausüben können. Dass dies möglich
ist, zeigt ein Pilotprojekt des Tiroler Rettungsdienstes: Durch die eigenverantwortliche Betreuung eines Teiles
der AkutpatientInnen durch NotfallsanitäterInnen konnten die Notarzteinsätze maßgeblich zugunsten
jener NotfallpatientInnen reduziert werden, die definitiv einen Notarzt benötigen.
HelferInnen sind Tabu – keine Gewalt gegen Einsatzkräfte!
Gefühlt steigen Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften. In einigen deutschen Städten
schließen sich mittlerweile Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr zusammen, um diesem Trend entgegenzuwirken.
In gemeinsamer Initiative werden Deeskalationstrainings organisiert und Lobbyarbeit für Einsatzkräfte
durchgeführt. Bleibt zu hoffen, dass HelferInnen weiterhin nicht zu Opfern werden.
Transparenter, schneller und innovativer
Im Rahmen der Tiroler Rettungsdienst-Tage diskutieren die Referentinnen und Referenten aus Tirol, den anderen österreichischen
Bundesländern und Deutschland über die Wichtigkeit einer durchgehenden Versorgungskette bei Schlaganfällen,
um möglichst wenig Zeit zwischen dem Erkennen eines Schlaganfalls, dem Transport ins Krankenhaus, der endgültigen
Diagnose und der Einleitung der Therapie zu verlieren. Im „Update Notfallmedizin“ werden neue Erkenntnisse aus
der Reanimationsforschung präsentiert. Um im Notfall Leben zu retten, gilt es unabdingbar, am Puls der Zeit
zu bleiben.
Die 3. Tiroler Rettungsdienst-Tage werden vom Team des Ärztlichen Leiter Rettungsdienst des Landes Tirol gemeinsam
mit der Rettungsdienst Tirol GmbH organisiert.
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