WIFO: Tourismusanalyse
 November 2018 bis Februar 2019

 

erstellt am
29. 03. 19
13:00 MEZ

Rückläufige Entwicklung im Februar dämpft Ergebnis der bisherigen Wintersaison 2018/19
Wien (wifo) - Trotz ungewöhnlich milder Temperaturen und überdurchschnittlich vieler Sonnenstunden herrschte in den alpinen Gebieten auch im Februar 2019 eine zufriedenstellende Schneelage vor. Dennoch zeigte sich die Nachfrage im wichtigsten Wintermonat rückläufig (Nächtigungen -2,4%), die Wachstumsdynamik in den ersten vier Monaten der Wintersaison 2018/19 schwächte sich damit weiter ab (Gästeankünfte +2,3%, Übernachtungen +1,1%).

Nach ersten Schätzungen des WIFO erzielte der heimische Tourismus von November 2018 bis Februar 2019 mit Gesamteinnahmen von nominell 9,95 Mrd. € einen neuen historischen Höchstwert. Das bisherige Rekordniveau des Vorjahres wurde damit neuerlich um 1,0% übertroffen; zieht man jedoch die Preisentwicklung mit in Betracht, gingen die Umsätze um 0,8% zurück. Die Umsatzentwicklung schwächte sich zudem gegenüber der ersten Winterhälfte (November 2018 bis Jänner 2019; nominell +3,0%, real +1,0%) deutlich ab.

In einer regionalen Betrachtung wies im Analysezeitraum Wien besonders markante Zuwächse seiner nominellen Umsätze auf (nominell +16,7%) und profitiert damit weiterhin vom Trend zu kurzen Städtereisen. Die Tourismuseinnahmen Ober- und Niederösterreichs (+5,0% bzw. +4,9%) sowie Kärntens (+2,2%) entwickelten sich ebenso überdurchschnittlich. Die wintersportorientierten Bundesländer im Westen Österreichs konnten zu laufenden Preisen ihr Vorjahresergebnis bestenfalls halten (Salzburg -0,1%) oder verzeichneten Rückgänge (Tirol -1,3%, Vorarlberg -3,0%). Auch die Steiermark (mit Angeboten sowohl im Bereich des traditionellen Wintersports wie auch in der Sparte Wellnesstourismus) sowie das auf den Thermentourismus spezialisierte Burgenland verfehlten ihr nominelles Umsatzniveau 2017/18 knapp (-0,8% bzw. -1,2%).

Mit gut einem Viertel der gesamten Saisonnächtigungen stellt der Februar den bedeutendsten Wintermonat dar. Dementsprechend beeinflusste die rückläufige Nächtigungsentwicklung im Februar 2019 (-2,4%) bei gleichzeitiger Stagnation der Ankünfte (+0,2%) die Gesamtperformance im Analysezeitraum maßgeblich: Eine erste Hochrechnung zur mengenmäßigen Nachfrage in österreichischen Beherbergungsbetrieben weist für den Zeitraum November 2018 bis Februar 2019 ein Plus an Gästeankünften von 2,3% und eine nur noch leichte Zunahme der Übernachtungen von 1,1% aus. Dennoch wurden damit nach der Periode 2017/18 neue historische Höchstwerte verzeichnet (13,58 Mio. Ankünfte, 49,57 Mio. Nächtigungen). Die daraus resultierende Aufenthaltsdauer verringerte sich im Analysezeitraum um 1,2% auf durchschnittlich 3,65 Übernachtungen pro Gast und Betrieb. 2017/18 war diese Kennzahl erstmals seit 2012/13 wieder angestiegen (+0,8% gegenüber dem Vorjahr). Es ist jedoch festzuhalten, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer nur bedingt Auskunft über die gesamte Reisedauer gibt, da durch mögliche Unterkunftswechsel jeweils nur die Verweildauer in den einzelnen Unterkünften erfasst wird. Weiters fällt die Kennzahl nach Herkunft der Gäste sehr unterschiedlich aus - vor allem Reisende aus Fernmärkten[1]) nächtigen deutlich kürzer in derselben Unterkunft als europäische oder inländische Gäste - gerade in diesem Segment ist jedoch eine höhere Zahl an Unterkunftswechseln innerhalb Österreichs zu vermuten.

Von den insgesamt im Analysezeitraum registrierten Übernachtungen in heimischen Beherbergungsbetrieben entfielen gut drei Viertel (77,3%) auf Gäste aus dem Ausland. Aufgrund der deutlich rückläufigen Entwicklung auf internationalen Märkten im Februar 2019 (-4,1%) und einer gegenläufigen Dynamik der Binnennachfrage (+4,6%) drehte sich die Performance zwischen den beiden Gästesegmenten im gesamten Betrachtungszeitraum zugunsten österreichischer Gäste (+1,9%; internationale Herkunftsmärkte +0,9%). Ursachen für diese Entwicklung dürften zum einen die bis in den Februar hineinreichende Berichterstattung über die ergiebigen Schneefälle im Jänner und die daraus resultierenden Maßnahmen (Pisten- und Straßensperren, Lawinenwarnungen), sowie zum anderen Ferienverschiebungen in wichtigen Quellmärkten[2]) gewesen sein. Es ist zu vermuten, dass die hier nicht erfassten Tagesreisen von diesen Ereignissen noch stärker betroffen waren als der mit Nächtigungen verbundene Tourismus, sodass die Gesamtumsatzentwicklung noch ungünstiger ausfiel.

Die Österreich-Gäste aus dem Ausland generierten im Analysezeitraum 38,34 Mio. Übernachtungen. Davon entfielen 33,86 Mio. bzw. 88,1% auf 15 ausgewählte Quellmärkte, deren Nachfrage insgesamt etwas unter dem Niveau 2017/18 blieb (-0,3%). Im Einzelnen zeigte sich jedoch ein differenziertes Bild: Vor allem die Gäste aus Frankreich (+23,8%)[3]), den USA (+15,5%), Dänemark (+11,5%) und Tschechien (+10,4%) nächtigten deutlich häufiger in heimischen Beherbergungsbetrieben als in der Vergleichsperiode 2017/18. Weiters entwickelte sich die Nachfrage auf sieben weiteren Quellmärkten stärker als im internationalen Durchschnitt (Ungarn +6,8%, Rumänien +5,7%, Schweden +5,5%, Polen +5,2%, Italien +3,2%, Vereinigtes Königreich +3,1%, Niederlande +1,9%). Mit 46,7% der bedeutendste Auslandsmarkt im österreichischen Tourismus, verzeichnete Deutschland dagegen einen Nächtigungsrückgang von 1,9%. Noch deutlicher brach die Nachfrage von November 2018 bis Februar 2019 bei Touristinnen und Touristen aus der Schweiz (einschließlich Liechtenstein -3,8%) und Russland (-7,9%) ein. Bei Letzteren war die Nachfrage bereits im Vorjahr wieder stagniert, nachdem in der Vergleichsperiode 2016/17 erstmals wieder Zuwächse (+5,4%) nach den starken Einbußen 2014/15 (-31,7%) und 2015/16 (-28,0%) verzeichnet worden waren (aktuell beträgt die Differenz zum Höchststand von 2013/14 mit 1,06 Mio. Übernachtungen rund 496.500 Nächtigungen oder 46,6%). Der mit Abstand kräftigste Nächtigungsrückgang war im Analysezeitraum mit knapp einem Drittel (-30,4%) bei belgischen Gästen zu verzeichnen, für die sich die Winterferien heuer in den März verschoben haben (2018 im Februar).

Von den einzelnen Unterkunftsarten zählten in den ersten vier Monaten der Wintersaison 2018/19 einmal mehr die gewerblichen Ferienwohnungen zu den Gewinnern (Übernachtungen +6,1%). Daneben konnte noch das Top-Segment der Hotellerie (5/4-Stern) leicht überdurchschnittliche Nächtigungszuwächse von 1,4% erwirtschaften. Von den restlichen Unterkünften erzielten nur noch die 2/1- und 3-Stern-Hotellerie (+0,8% bzw. +0,4%) sowie die privaten Ferienwohnungen und -häuser (+0,7%) marginale Zuwächse, während Campingplätze, Unterkünfte für Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten und sonstige Unterkünfte zusammen das Ergebnis 2017/18 leicht verfehlten (-0,7%). Die Privatquartiere (auf und nicht auf Bauernhof) büßten dagegen 6,1% ihrer Nachfrage ein.

Eine erste Einschätzung der Tourismusentwicklung für die Jahre 2019 und 2020 geht vor allem aufgrund der sich in weiten Teilen Europas abzeichnenden konjunkturellen Abschwächung von einem sich abflachenden Wachstumspfad aus.

[1]) Bei Gästen aus Taiwan, China, Südkorea, Südostasien, Japan, Indien, Zentral- und Südamerika, dem arabischen Raum, den USA oder Brasilien lag die Verweildauer pro Gast und Unterkunft zuletzt (November 2017 bis Februar 2018) bei 1,4 bis 2,7 Nächten.

[2]) In Bayern und Belgien fielen die Winterferien 2018 in den Februar, 2019 in den März. Ebenso finden in einigen Kantonen der Schweiz die Sportferien heuer erst im März statt (2018 dagegen schon im Februar).

[3]) Die Winterferien begannen 2019 in vielen Regionen in etwa 2 Wochen früher, d. h. bereits gegen Mitte statt Ende Februar; das Nächtigungsplus französischer Gäste betrug im Februar 2019 49,9%.

 

 

 

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