WIFO – Prognose für 2019 und 2020
Wien (wifo) - Die Industriekonjunktur befindet sich in Österreich derzeit im Abschwung. Die Welthandelsflaute
wirkt belastend, auf wichtigen Zielmärkten bleibt die Nachfrage nach österreichischen Erzeugnissen aber
hoch (USA, MOEL). Die Produktionsschwäche der deutschen Autoindustrie, die sich auf die österreichische
Zulieferbranche übertrug, klingt ab, und der Handelskonflikt zwischen China und den USA hat sich entspannt.
Zudem stützt die anhaltend kräftige Nachfrage nach Dienstleistungen die Gesamtwirtschaft. Im Jahresdurchschnitt
2019 verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum in Österreich auf 1,7% (von 2,7% im Jahr 2018), stabilisiert
sich aber im Jahresverlauf und wird 2020 etwa 1,8% betragen.
Nach einem kräftigen Aufschwung überschritt der Produktionszyklus in Österreich seinen Höhepunkt
Mitte 2018, die Industriekonjunktur befindet sich nun im Abschwung. In Bezug auf die künftige Entwicklung
halten einander optimistische und pessimistische Einschätzungen der Sachgütererzeuger etwa die Waage,
Bauunternehmen und Dienstleister sind insgesamt positiver gestimmt. Schon 2018 drosselten viele Unternehmen die
Investitionstätigkeit, bildeten keine neuen Lagerbestände, und es wurde relativ wenig importiert. Allerdings
dürfte sich die Konjunktur im 2. Halbjahr 2019 stabilisieren, da die aktuelle Delle zum Teil kompensiert wird
und die Wirtschaftspolitik weltweit antizyklische Maßnahmen setzt.
Die Schwäche des Welthandels und der Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland dämpfen derzeit
die Entwicklung der Ausfuhr und der Herstellung von Waren in Österreich. Die Welthandelsflaute schlägt
aber nur mäßig durch, weil sie zu einem erheblichen Teil aus spezifischen Effekten des Handelsstreites
zwischen China und den USA resultiert. Der Produktionsausfall in der deutschen Autobranche, der durch den Zertifizierungsstau
im Herbst 2018 ausgelöst worden war, übertrug sich auf die heimische Zulieferbranche. Andere Bereiche
des Außenhandels sind aber nicht betroffen, und die Kfz-Industrie macht nur rund ein Siebentel der gesamten
Warenausfuhr Österreichs nach Deutschland aus. Zudem wird der Produktionsausfall in Deutschland zum Teil kompensiert
werden. Über das Jahr 2019 schwächt sich Österreichs Außenhandel demnach zwar ab, liefert
aber noch Wachstumsimpulse. Die gute Investitionsnachfrage in den USA und die dynamische Entwicklung in Ostmitteleuropa
sorgen weiterhin für eine solide Auftragslage.
Zur Stütze der Konjunktur in Österreich wird immer mehr der private Konsum. Die leicht überdurchschnittlichen
Lohnabschlüsse für 2019 und eine tendenziell expansive Fiskalpolitik (Familienbonus) stärken die
Einkommen der privaten Haushalte. Entsprechend kräftig bleibt die Wertschöpfung der Dienstleistungsbranchen.
Aufgrund deren hoher Arbeitsintensität tendiert die Beschäftigung im Prognosezeitraum weiter aufwärts
und wird lediglich durch den Abschwung der Industriekonjunktur etwas gedämpft. Die Arbeitslosigkeit sinkt
2019 noch. 2020 wird die recht hohe Arbeitskräftenachfrage, die mittlerweile für eine Verringerung der
Arbeitslosigkeit gebraucht wird, nicht mehr erreicht. Wegen der anhaltenden Expansion der Beschäftigung wachsen
die Steuereinnahmen zügig. Zudem steigen die Staatsausgaben aufgrund der günstigen Entwicklung in maßgeblichen
Bereichen (vor allem Zinsausgaben, aber auch Pensionen) nur mäßig, sodass sich ein Budgetüberschuss
ergibt.
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