Die Zustimmung zum Euro erreicht mit 76% einen Höchststand
Wien (oenb) - „In einem insgesamt günstigen Konjunkturumfeld konnte die OeNB ihre gesetzlichen Aufgaben
gewohnt zuverlässig mit hoher Qualität erfüllen und damit die Preis- und Finanzmarktstabilität
in Österreich gewährleisten“, fasst OeNB-Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny bei der Pressekonferenz
anlässlich der Präsentation des Geschäftsberichts die Leistungen der Oesterreichischen Nationalbank
(OeNB) im Jahr 2018 zusammen. „Der Euro hat sich seit seiner Einführung vor 20 Jahren als stabile Währung
etabliert. Die Zustimmung der österreichischen Bevölkerung zur gemeinsamen Währung erreichte gegen
Ende 2018 mit 76% den bisherigen Höchststand seit 2007.“
Gouverneur Nowotny hebt für das abgelaufene Geschäftsjahr besonders hervor, dass „die Goldrückführung
nach Österreich 2018 – und somit früher als ursprünglich geplant – abgeschlossen werden konnte.
Es lagern nun 140 Tonnen Gold in Österreich, davon 90 Tonnen in den Tresoren der OeNB und 50 Tonnen bei der
MÜNZE Österreich AG.“
„Das Wirtschaftswachstum blieb in Österreich 2018 kräftig und höher als im Euroraum, was sich auch
in der Geschäftsentwicklung der österreichischen Banken widerspiegelt“, so Gouverneur Nowotny weiter.
„Die von der OeNB angestoßenen makroprudenziellen und die Einzelbankenaufsicht betreffenden Maßnahmen
haben mit den in den letzten Jahren von den Banken begonnenen Restrukturierungen und Anpassungen ihrer Geschäftsmodelle
die Finanzmarktstabilität in Österreich deutlich erhöht. Die Steigerung der Profitabilität
und eine höhere Eigenmittelausstattung sowie die Digitalisierung bleiben als Herausforderungen bestehen.“
„Die Veranlagungsstrategie der OeNB war 2018 sowohl durch eine breite Diversifikation als auch durch risikoreduzierende
Maßnahmen gekennzeichnet und verhalf der OeNB trotz eines schwierigen Marktumfelds zu stabilen Erträgen“,
merkt Gouverneur Nowotny weiters an. Das geschäftliche Ergebnis der OeNB 2018 liegt mit 283 Mio EUR um 3 Mio
EUR knapp unter dem Vorjahreswert. Der Anteil des Bundes beläuft sich auf insgesamt 240 Mio EUR, wovon 184
Mio EUR aus dem 90-prozentigen Gewinnanteil des Bundes und 56 Mio EUR aus der Körperschaftsteuer resultieren.
Seit 2008 entfielen auf den Bund insgesamt 3,1 Mrd EUR. Vom Gewinnanteil 2018 werden gemäß FTE-Nationalstiftungsgesetz
66,67 Mio EUR an zusätzlichen Förderungsmitteln an die FTE-Nationalstiftung überwiesen.
Die Bilanzsumme der OeNB hat im Jahr 2018 um rund 6 Mrd EUR (+ 4,3%) bedingt durch das geldpolitische Ankaufprogramm,
das mit Ende 2018 beendet wurde, zugenommen und erreichte mit rund 150 Mrd EUR einen neuen Höchststand.
Flache (reale) Kostenentwicklung seit 2008
Die Sachaufwendungen der OeNB betrugen im Jahr 2018 81 Mio EUR (2017: 81 Mio EUR) und sind seit 2008 nominell
nahezu unverändert geblieben. Berücksichtigt man die Inflation, haben die Sachaufwendungen in den letzten
zehn Jahren um real etwa 18 % abgenommen.
Der Personalaufwand verzeichnete 2018 einen Anstieg um 3,5 % auf 152 Mio EUR (2017: 147 Mio EUR). Real ist der
Personalaufwand seit 2008 nur um etwa 8% gestiegen, trotz eines höheren Personalstands aufgrund der Anforderungen
in der Bankenaufsicht.
Gouverneur Nowotny führt diese flache Kostenentwicklung auf die verantwortungsbewusste und nachhaltige Unternehmensführung
zurück. Effizientere Prozesse, Anpassungen bei den Dienst- und Pensionsbestimmungen, laufende Reformen und
stark redimensionierte Sozialleistungen haben den Kostenverlauf begünstigt. Nachhaltige Einsparungen sind
insbesondere auch mit dem Optimierungsprogramm OPAL verbunden. Sie belaufen sich von 2015 bis 2020 auf kumuliert
rund 90 Mio EUR und werden ab 2020 über 25 Mio EUR p. a. ausmachen.
Neue Herausforderungen im Geschäftsportfolio der Nationalbank
Rezenten Prognosen zufolge schwächt sich die Weltkonjunktur 2019 ab. Handelskonflikte, der Brexit sowie Probleme
in einigen Schwellen- und Industriestaaten dämpfen die Wachstumsaussichten. „Auch im Euroraum wird sich das
Wachstum“, so Gouverneur Nowotny, „deutlich verlangsamen. In Österreich bremst sich der Wachstumspfad aus
derzeitiger Sicht auf jeweils rund 1,5 % für 2019 und 2020 ein.“
Vor diesem eingetrübten Konjunkturbild und der Gefahr, keine weitere Annäherung der Teuerungsrate an
das Inflationsziel für den Euroraum zu erreichen, hat der EZB-Rat in seiner Sitzung am 7. März 2019 die
weitere geldpolitische Ausrichtung beschlossen. Die Leitzinsen werden mindestens über das Ende 2019 hinaus
auf ihrem aktuellen Niveau konstant gehalten. Zudem werden von September 2019 bis März 2021 in vierteljährlichem
Takt neue gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs III) mit jeweils zweijähriger
Laufzeit angeboten.
Das Reserven- und Risikomanagement der OeNB bleibt im Umfeld niedriger Zinsen und volatiler Märkte somit weiter
sehr herausfordernd. Das vom Eurosystem entwickelte TIPS (Target Instant Payment Settlement) hat gegen Ende 2018
den Betrieb aufgenommen, Österreichs Banken werden im Verlauf 2019 nach und nach daran teilnehmen. Gemäß
der „Vision 2020“-Strategie der EZB sind bis Ende 2022 weitere Projekte im Zahlungsverkehr sowie im Geschäftsverkehr
mit den Banken umzusetzen. Ende Mai 2019 werden die neuen 100- und 200-Euro-Banknoten der ES2-Serie ausgegeben.
Die 500-Euro-Banknote wird nach dem 26. April 2019 in Österreich und Deutschland (in allen anderen Euroländern
schon seit 26. Jänner 2019) nicht mehr ausgegeben. Die im Umlauf befindlichen 500-Euro-Banknoten bleiben weiterhin
gesetzliches Zahlungsmittel und können unbefristet bei den nationalen Zentralbanken des Eurosystems umgetauscht
werden. Ihre Funktionen als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel bleiben somit erhalten.
Im Jahr 2019 kommt es zu personellen und organisatorischen Veränderungen in der OeNB. Das aktuelle Direktorium
wird schrittweise im Zeitraum von Mai bis September 2019 durch neue Mitglieder ersetzt. Die Bankenaufsicht wird
aufgrund eines Beschlusses der Bundesregierung ab 2020 an die FMA übertragen. Für dieses komplexe Projekt
laufen die Arbeiten für den reibungslosen Übergang in Kooperation von FMA, BMF und OeNB auf Hochtouren.
Die Kompetenz zur Überwachung der Finanzmarktstabilität (makroprudenzielle Analyse) wird in der OeNB
verbleiben. Dazu wird eine Kompetenzstelle für Finanzmarktstrategie und -entwicklung eingerichtet werden.
Am Ende der Pressekonferenz dankte Gouverneur Nowotny im Namen des Generalrats und des Direktoriums allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern für ihr Engagement und ihre Leistungen im Geschäftsjahr 2018.
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