Rauriser Literaturpreis 2019 geht an Philipp Weiss

 

erstellt am
28. 03. 19
13:00 MEZ

Förderungspreis 2019 für Katherina Braschel
Rauris/Salzburg (lk) - Die Rauriser Literaturtage dauern heuer bis zum 31. März und stehen unter dem Motto „Auf.Brüche“. „Sie gehören zu den bedeutendsten Festivals der Gegenwartsliteratur im deutschen Sprachraum“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Eröffnung am 27. März im Gasthof Grimming. „Die jährliche Verwandlung von der kleinen Gemeinde Rauris in eine pulsierende Literatur-Hochburg muss man hautnah miterleben“, ist Kulturreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn überzeugt.

Der vom Land Salzburg vergebene Rauriser Literaturpreis, dotiert mit 8.000 Euro, geht dieses Jahr an Philipp Weiss für seinen über 1000-seitigen Debütroman „Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen“, erschienen bei Suhrkamp 2018. Den Förderungspreis in der Höhe von 4.000 Euro, der gemeinsam vom Land Salzburg und der Marktgemeinde Rauris vergeben wird, erhält heuer die 1992 geborene Autorin Katherina Braschel für ihren Text „Das gute Bild“.

Vielseitiger Preisträger
Philipp Weiss wurde 1982 in Wien geboren und studierte Germanistik und Philosophie. Für seinen Theatertext „Allerwelt“ erhielt er das Hans-Gratzer-Stipendium 2011, „Ein schöner Hase ist meistens der Einzellne“ wurde mit dem Preis der Theatertage Lyon 2015 ausgezeichnet.

Außergewöhnliches Debüt
Die Jury, bestehend aus Meike Feßmann, Klaus Kastberger und Esther Schneider, sah in dem fünf Einzelbände umfassenden Roman „ein außergewöhnliches Debüt“, dem es gelingt, die in ihm „entworfenen Autorenfiktionen in einer staunenswerten stilistischen Breite zu literarischem Leben zu erwecken. Philipp Weiss handhabt Gattungsformate wie Journal, Cahier, Enzyklopädie, Protokoll und Comic in einer unbekümmert-meisterhaften Weise. Sein Werk schreibt die Geschichte der Empfindsamkeit fort, ohne selbst in einen historisierenden Ton zu verfallen. Damit wird ‚Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen‘ zu einem gewichtigen Statement aktueller Literatur“, begründet die Jury.

Förderungspreis: „Das gute Bild“
Der Förderungspreis 2019 wurde zum Thema „Neubeginn“ vergeben. Die aus Salzburg stammende Preisträgerin Katherina Braschel lebt und studiert in Wien und konnte bereits in Literaturzeitschriften (&radieschen, mosaik, erostepost und so weiter) publizieren. Ihr Text „Das gute Bild“ überzeugte die Jury (Joe Rabl, Susanne Schaber, Magdalena Stieb), da er sichtbar mache, „was unter der Oberfläche unseres Zusammenlebens schwelt, gefährliche Verschiebungen im Alltag angesichts einer vermeintlichen Bedrohung der privaten Sicherheit und Ordnung also“, so die Begründung. So führe die Autorin „auf beklemmende Weise vor, was sich hinter dem Schein der Wohlanständigkeit verbirgt“. Sie habe „damit ein leichthändig gestaltetes, atmosphärisch dichtes Stück Literatur mit Widerhaken geschaffen.“

Autoren zum Thema „Neubeginn“
Ines Schütz und Manfred Mittermayer, die das Festival leiten, rücken heuer Texte von Autorinnen und Autoren aus Österreich und Europa in den Blick, die sich dem Thema Neubeginn in unterschiedlicher Weise verschrieben haben. „Aufbrechen aus Gewohntem – das bedeutet Offenheit: neue Chancen, neue Perspektiven, neue Erfahrungen. Vielleicht auch einen dauerhaften Wechsel des Wohnorts und der Gemeinschaft, in der man lebt. Reisen eröffnen die Begegnung mit anderen Kulturen, es ist leichter geworden, den Lebenszusammenhang zu verlassen, in den man hineingeboren ist“, betonte Schütz und Mittermayer ergänzte: „Aber unsere Existenz ist zugleich auch ungewisser, und wir erleben zunehmend, wie Menschen nicht ganz freiwillig ihre alten Adressen aufgeben, in andere Länder ziehen, vielleicht gar keine neue Heimat mehr finden können.“

Einzigartige Begegnungen
„Die besondere Stellung verdankt das Literaturfestival der einzigartigen Begegnung zwischen dem Gebirgsort Rauris und seiner Bevölkerung und dem zeitgenössischen Literaturbetrieb aus Autorinnen und Autoren, Kritikern, Verlegern, Literaturwissenschaftern, Germanisten und dem an Literatur interessierten Publikum aus nah und fern“, so der Landeshauptmann, der sich bei den Organisatoren und allen, die an der Vorbereitung und Durchführung mitwirken, bedankte.

 

 

 

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