Wien (universität) - Die Szenarien der Zukunft der Arbeit sind vielfältig. In ihren Interviews zur
Semesterfrage der Universität Wien sprechen Sozialhistorikerin
Andrea Komlosy und Politologin und Ökonomin
Gabriele Michalitsch darüber, wie die heutigen flexibleren Arbeitskombinationen an frühere häusliche
Familienwirtschaften erinnern sowie über die Bedeutung der Regulierung von Arbeit, soziale Sicherung und Neoliberalismus
als Generator geschlechtlicher Hierarchien und autoritärer Entwicklungen.
Die Entwicklung immer flexiblerer Arbeitskombinationen erinnern Andrea Komlosy an frühere häusliche Familienwirtschaften:
"Meiner Meinung nach wäre es angesichts dieses Umbruchs dringend notwendig, die Erwerbsarbeitszeit zu
reduzieren und den Arbeitsbegriff zu öffnen. In dem Sinne, dass die Tätigkeiten im Haushalt und für
die Gesellschaft zwar nicht bezahlt, aber anerkannt werden." Arbeit ist sehr vielschichtig und muss immer
im Kontext definiert werden, erklärt die Sozialhistorikerin. In der gesellschaftlichen Definition ist jede
Tätigkeit, die nicht bezahlt wird, aus dem Arbeitsbegriff heraus definiert worden – sie scheint auch nicht
im Bruttonationalprodukt auf.
Die Frage, was in unserer Gesellschaft als Arbeit gilt und wem welche bezahlte und unbezahlte Arbeit zugewiesen
wird, beschäftigt auch Gabriele Michalitsch. Dazu zählt sie auch die Frage nach den Folgen von Arbeitsmarktderegulierung
und Sozialabbau, von Prekarisierung und Informalisierung von Beschäftigung. Diese Entwicklungen treffen in
besonderem Maße Frauen. Sie können durch Erwerbsarbeit häufig nicht ihre Existenz sichern, haben
als Prekarisierte vielfach nur eingeschränkten Zugang zum Sozialsystem, bei informeller Beschäftigung
verlieren sie jeglichen arbeits- oder sozialrechtlichen Schutz. "Gleichzeitig führen flexible Arbeitszeiten
oft zu großen Vereinbarkeitsproblemen: Mein Kind kann ich nicht um 21 Uhr abends vom Kindergarten abholen",
so die Politologin und Ökonomin.
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