Sommerfestival von 18. Juli bis 10. August: Stephan Bruckmeier inszeniert Ludwig van Beethovens
Revolutions-Oper
Gars (bina köppl) - Das Sommerfestival Oper Burg Gars wartet in diesem Jahr mit einem Leckerbissen
auf. Vom 18. Juli bis zum 10. August 2019 wird vor der Kulisse der Burgruine „Fidelio" gespielt, die einzige
Oper von Ludwig van Beethoven. Dr. Johannes Wildner, der Intendant der Oper Burg Gars, holt für diese besondere
Produktion einen besonderen Regisseur ins Kamptal. Der Niederösterreicher Stephan Bruckmeier, dem von seiner
Wahlheimat Stuttgart aus eine beachtliche internationale Karriere gelang, wird erstmals seit Jahren wieder in Österreich
inszenieren.
„Mit dem ,Fidelio‘ hat Beethoven ebensolche Ziele verfolgt wie mit seinem symphonischen Schaffen, nämlich
die musikalisch-künstlerische Darstellung der Sehnsucht und Notwendigkeit einer neuen Gesellschaftsordnung“,
kommentiert Intendant Wildner seine Stückwahl. „In Österreich ist das Stück durch seine legendäre
Aufführung zur Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper 1955 zum Symbol für die Unabhängigkeit
und Freiheit geworden. Die Inhalte Freiheitssehnsucht und Humanität sind heute ungebrochen gültig und
wichtig. Beethoven bringt es auf den Punkt.“
Regisseur Stephan Bruckmeier erläutert seine Sicht auf Beethovens Meisterwerk des Humanismus, das in seiner
Erstfassung 1805 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde, so: „Für mich geht es im ,Fidelio‘ um das
Vertrauen in die Menschlichkeit. Um die Überzeugung, dass es die richtige Entscheidung ist, für die Grundfesten
des Zusammenlebens zu kämpfen. Ganz egal, ob man sich damit durchsetzen wird oder nicht. Florestan und Leonore,
die Protagonisten der Oper, haben sich dafür entschieden, niemals aufzugeben. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit,
dass sie scheitern könnten, hoch ist.“
Was den Stil der Produktion betrifft, erklärt Johannes Wildner: „Die Oper Burg Gars zeigt ,Fidelio‘ in der
Endfassung von 1814 - so, wie Beethoven ihn erdacht und komponiert hat. Aber darüber hinaus wird die Frage
gestellt, was wir in den letzten 200 Jahren erledigt haben von den Hausaufgaben, die uns die Französische
Revolution gestellt hat.“
Die Musikfreunde können sich wieder auf ein Open-Air-Opernerlebnis der Extraklasse freuen. 1990 gegründet,
beweist das Festival im Waldviertel Jahr für Jahr, dass Opern in der bestechenden Akustik und der einzigartigen
Atmosphäre der Burgruine Gars besonders gut zur Geltung kommen.
Intendant Johannes Wildner weist auf eine zeitliche Parallele zwischen dem Schauplatz und dem „Fidelio“ hin: „Als
Beethoven unter schweren Geburtswehen seinen ,Fidelio‘ schrieb, wurde der Renaissancetrakt der Burg Gars, um die
damals fällige Dachsteuer zu umgehen, seines Daches beraubt. So steht die Burg als Sinnbild für eine
Epoche und wir lassen uns von der Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit des Ortes mitreißen in die Reise in
die Vergangenheit, die uns Gegenwart erhellen und Zukunft gestalten helfen soll.“
Die „Fidelio“-Premiere ist in Gars für den 18. Juli angesetzt. Bis zum 10. August folgen dann neun weitere
Vorstellungen. Doch schon am 5. Mai kann man sich auf die Oper einstimmen lassen. An diesem Tag gibt’s bei freiem
Eintritt im Festsaal der Burg Gars zwei Veranstaltungen. Regisseur Stephan Bruckmeier gestaltet unter dem Titel
„Fidelios Geheimnis“ eine Werkeinführung für Kinder (16 Uhr). Anschließend erklärt Intendant
Johannes Wildner die Hintergründe des Werks für Erwachsene: „Fidelios Botschaft“ (18 Uhr).
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