Fairtrade-Informationsveranstaltung zum Thema Existenzlohn im Parlament
Wien (pk) - Zum jährlichen "fairen Frühstück" lud Nationalratspräsident Wolfgang
Sobotka gemeinsam mit dem parlamentarischen NordSüdDialog ins Parlament. Vor und während der Plenarsitzung
des Nationalrats vom 27. März können sich die Abgeordneten bei der Fairtrade-Informationsausstellung
über die Strukturen und globalen Auswirkungen fairen Handels sowie über nachhaltiges Wirtschaften informieren.
"Das Thema Nachhaltigkeit ist aktuell ein großes, trotzdem gibt es noch Luft nach oben, um das Bewusstsein
dafür zu schärfen", sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei der Eröffnung der
Ausstellung. Er betonte, dass sich viele Abgeordnete in dieser Hinsicht engagieren, etwa im Rahmen des parlamentarischen
NordSüdDialogs. Jede und jeder Einzelne könne allerdings durch sein Kaufverhalten einen Beitrag leisten.
Mit dem Kauf von Fairtrade Produkten könne man dazu beitragen, die globalen sozialen Standards und gesellschaftlichen
Strukturen weiterzuentwickeln, so Sobotka.
Diese Einschätzung bekräftigte Helmut Schüller, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Österreich,
wenngleich er betonte, dass Fairtrade nur einen kleinen Wirtschaftssektor einnehme und die Möglichkeiten der
Verbesserungen, die sie erwirken können, daher begrenzt sind. Er verdeutlichte die Bedeutsamkeit fairen Handels
für die Weltbevölkerung. Über eine Milliarde lohnabhängige Beschäftige könnten weltweit
trotz harter Arbeit aufgrund niedriger gesetzlicher Mindestlöhne nicht für den eigenen und den Lebensunterhalt
ihrer Familien aufkommen. Zur Verdeutlichung dieser Diskrepanz lag der Fokus der diesjährigen Faitrade-Informationsveranstaltung
beim Konzept des "Living Wage", des Existenzlohns. Es basiert darauf, dass durch Arbeit ein ausreichendes,
existenzsicherndes Einkommen für eine Familie garantiert werden sollte, das auch die Teilhabe am sozialen
Leben ermöglicht.
Die Geschäftsführerin des Netzwerks Soziale Verantwortung, Carla Weinzierl, appellierte an die Gesetzgeber,
sich stärker für soziale Verantwortung einzusetzen und betonte die Bedeutsamkeit einer verbindlichen
Regulierung für Unternehmensverantwortung auf EU-Ebene. Die Leitprinzipien, die fairen Handel und einen fairen
Lohn ermöglichen, basieren nämlich auf Freiwilligkeit und seien im nationalen Recht nicht umgesetzt,
sagte sie.
Der Existenzlohn ist eng mit dem nachhaltigen Entwicklungsziel 8 der Vereinten Nationen betreffend menschenwürdige
Arbeit und Wirtschaftswachstum verknüpft. Im Sinne des UN-Aktionsplans, der "Agenda 2030", sollten
in allen Ländern Rahmenbedingungen für produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit
umgesetzt werden. Fairtrade leistet zur Erfüllung dieses nachhaltigen Entwicklungsziels einen wesentlichen
Beitrag, da es Kleinbauernfamilien auf Plantagen im globalen Süden ein sicheres Leben durch menschenwürdige
Arbeitsbedingungen und faire Preise für ihre Anbauprodukte ermöglicht.
Die Präsentation von Fairtrade-Produkten im Parlament hat mittlerweile Tradition. Bereits seit 2007 findet
die Ausstellung jährlich im Parlament statt, heuer also zum dreizehnten Mal.
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