Grazer Expertise im Kampf gegen
 die Melioidose in Afrika

 

erstellt am
08. 04. 19
13:00 MEZ

Melioidose: Pionierarbeit zur Erhöhung der Diagnosekompetenz
Lagos/Graz (meduni) - Die Melioidose ist eine schwere Infektionskrankheit, die in den Tropen und Subtropen durch ein Bodenbakterium hervorgerufen wird und deren Bedeutung auch durch Diagnosen bei Reisenden in diese Länder zunehmend erkannt wird. Weltweit werden ähnlich viele Todesfälle durch Melioidose wie durch Masern prognostiziert. Wissenschafter der Medizinischen Universität Graz haben Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen den Erreger entwickelt und gemeinsam mit internationalen Kollegen und der WHO erstmalig einen Workshop in Lagos, Nigeria organisiert, um konkrete Hilfestellungen vor Ort anzubieten. Gemeinsame Forschungsprojekte folgen, um die „Hot Spots“ der Melioidose zu finden.

Weltweit werden ähnlich viele Todesfälle durch Melioidose wie durch Masern vorhergesagt
Die Infektionskrankheit Melioidose wird weltweit massiv unterdiagnostiziert. Infektionen erfolgen in den Tropen und Subtropen durch die Aufnahme des Erregers Burkholderia pseudomallei über kontaminierte Erde oder Wasser. So ist auch Afrika ein Gebiet, in dem die Melioidose zunehmend erkannt wird, wenngleich bisher nur sporadisch Fälle berichtet wurden. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Amsterdam University Medical Centre, des Lagos University Teaching Hospital und der Weltgesundheitsorganisation WHO organisierte Univ.-Prof. Dr. Ivo Steinmetz, Vorstand des Diagnostik- und Forschungsinstituts für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Graz Ende März den „First African Melioidosis Workshop“.

„Aktuelle Modellrechnungen sagen voraus, dass weltweit jährlich 165.000 Menschen an Melioidose erkranken, von denen 89.000 versterben“, so Ivo Steinmetz. „Die Zahl der Todesfälle läge damit in der gleichen Größenordnung wie bei Masern und zeigt, dass Melioidose mit großer Wahrscheinlichkeit bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat.“ Melioidose wurde bisher in Afrika nur sehr selten diagnostiziert. Allein in mehr als 20 afrikanischen Ländern wird aufgrund entsprechender Umweltbedingungen Melioidose vorhergesagt, Erkrankungsfälle wurden in diesen Ländern jedoch bisher noch nie diagnostiziert.

Pionierarbeit: Erster WHO-Workshop im Kampf gegen die Melioidose in Afrika
Aufgrund des extrem variablen klinischen Bildes ist die mikrobiologische Diagnostik im Labor unverzichtbar. Ein Impfstoff gegen Melioidose wurde bisher nicht entwickelt. Ziel des Workshops war es, das Bewusstsein für Melioidose in Afrika zu schärfen und die Diagnosekompetenz zu stärken, indem sich regionale und internationale Expertinnen und Experten vernetzen, um Best Practices für die Diagnostik, Behandlung und Prävention auszutauschen. Die WHO übernahm die Finanzierung des Workshops.

Trend: Zunahme der Melioidose-Fälle wird erwartet
Melioidose ist mit Grunderkrankungen wie z.B. chronischen Nieren- und Lungenerkrankungen und Typ-2-Diabetes assoziiert. Diabetes kommt in diesem Zusammenhang als Risikofaktor eine besonders große Bedeutung zu. Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahrzehnten insbesondere in Asien und Afrika ein deutlicher Anstieg von Typ-2-Diabetes-Fällen vorhergesagt wird, ist auch eine Zunahme von Melioidose-Fällen zu erwarten. Die korrekte Diagnostik ist von großer Relevanz, da häufig eingesetzte Antibiotika unwirksam sind und gezielt behandelt werden muss.

Grazer Experten orten dringenden Forschungsbedarf
Das Team um Ivo Steinmetz hat in den letzten Jahren an der Med Uni Graz u.a. neue Tests für den Nachweis von Antikörpern gegen den Erreger der Melioidose entwickelt. Ein Ergebnis des Workshops ist u.a. der konkrete Plan Studien durchzuführen, in denen gezielt Seren von Blutspendern aus unterschiedlichen Regionen in Nigeria und weiteren afrikanischen Regionen getestet werden. „Wir versuchen auf diesem Wege erste Hinweise auf mögliche ‚hot spots‘ für Infektionen zu erhalten“, so Ivo Steinmetz. Darüber hinaus versucht das Grazer Team durch die Entwicklung neuer molekularer Methoden, die Verbreitung von B. pseudomallei in der Umwelt präziser zu erfassen und Umweltfaktoren zu identifizieren, die mit der Anwesenheit von B. pseudomallei assoziiert sind. Neben seiner klinischen Bedeutung ist B. pseudomallei für das Team um Ivo Steinmetz auch ein wichtiger Modellorganismus für die Grundlagenforschung im Bereich Infektionsimmunologie und Wirt-Pathogen-Interaktion.

 

 

 

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