Universität Graz entwickelt High-Tech-Bienenstock
Graz (universität) - Was nach Science-Fiction klingt, soll mit neuartig entwickelter Technologie im
Bienenstock bald Wirklichkeit werden: Die Bienen werden frühzeitig vor Gefahren in ihrer Umgebung gewarnt.
Sie erhalten Informationen über einen bevorstehenden Wetterumschwung, der ihre Brut gefährden würde.
Und sie werden ganz gezielt zu Blüten gelenkt, um die wichtige Bestäubung zu übernehmen. Ein internationales
Forschungsteam unter der Leitung der Universität Graz will eine „Smart City“ für Bienen entwickeln, um
die Insekten bei der Bewältigung nachteiliger Umwelteinflüsse zu unterstützen. Das EU-Projekt HIVEOPOLIS
mit einem Volumen von sieben Millionen Euro ist kürzlich gestartet und für fünf Jahre anberaumt.
Die Kommunikation zwischen Tieren und Robotern funktioniert bereits ausgezeichnet. Mit dieser Pionierleitung hat
das Team rund um Thomas Schmickl, Professor für Zoologie an der Universität Graz und Leiter des Artificial
Live Lab, weltweit für Furore gesorgt. In einem jüngst durchgeführten Versuch kommunizierten Bienen
und Zebrafische via Roboter erfolgreich miteinander, und das sogar über die hunderte Kilometer lange Distanz
zwischen Graz und Lausanne.
Nun wollen die WissenschafterInnen ihre Technik in den Bienenstock integrieren. „Unser Ziel ist es, den Insekten
Technologien zur Verfügung zu stellen, die ihnen helfen, auf Veränderungen der Umwelt rechtzeitig zu
reagieren“, erklärt Schmickl. Denn die Lebensräume der Honigbienen sind stark bedroht, führen zu
einem massiven Sterben und zu einer folgenschweren Störung ganzer Ökosysteme.
Mit Hilfe von Sensoren soll etwa die Temperatur in der Wabe reguliert und damit die Aufzucht der Nachkommen optimiert
werden. Digitale Landkarten sollen Hinweise auf Pestizide bei potenziellen Nahrungsquellen liefern und eine Warnung
an den Stock senden. Roboter werden den Bienentanz – der übrigens vom an der Universität Graz tätigen
Nobelpreisträger Karl von Frisch entschlüsselt wurde – imitieren und so das Bienenvolk benachrichtigen.
„Wir wollen darauf Einfluss nehmen, wohin die Insekten ihre Bestäubungsflüge machen“, schildert Schmickl.
Die Möglichkeiten zu einer solchen Schwarm-Kontrolle haben sie bereits im vorangegangenen Großprojekt
ASSISI erforscht.
HIVEOPOLIS – also „Bienenstadt“ – wird bis 2024 gemeinsam mit fünf Partner-Hochschulen – École polytechnique
fédérale de Lausanne, Freie Universität Brüssel, Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität
Berlin, lettische Landwirtschaftliche Universität – und dem bulgarischen Unternehmen Bee Smart Technologies
OOD umgesetzt. Interessensgruppen wie ImkerInnen, LandwirtInnen, ProgrammiererInnen, UmweltschützerInnen und
PädagogInnen sollen in die Forschung eingebunden werden und bei der Entwicklung eines smarten Bienenstocks
mitarbeiten.
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