Oskar Kokoschka. Expressionist, Migrant, Europäer — 270 Werke des „Oberwildlings“ in umfassendster
Schau seit 30 Jahren
Wien (leopoldmuseum) - Das Leopold Museum zeigt ab 6. April 2019 die Ausstellung Oskar Kokoschka. Expressionist,
Migrant, Europäer. Das von den Museumsdirektoren Christoph Becker (Kunsthaus Zürich) und Hans-Peter Wipplinger
(Leopold Museum) initiierte Kooperationsprojekt ermöglichte die erste umfassende Kokoschka-Retrospektive in
Wien seit rund 30 Jahren. Die Ausstellung zählt zu den umfangreichsten je gezeigten posthumen Kokoschka-Präsentationen
und vereint 270 Objekte, darunter rund 80 Gemälde und mehr als 80 Arbeiten auf Papier sowie zahlreiche Fotografien,
Autografen, Publikationen, Dokumente, Film- und Tonbeiträge sowie textile Objekte. Insgesamt 64 internationale
und österreichische LeihgeberInnen – Museen, Institutionen und Privatsammlungen – aus einem Dutzend Ländern
ermöglichen es, anhand der bedeutendsten Werke Kokoschkas das Schaffen des Ausnahmekünstlers in einer
einzigartigen Dichte zu zeigen. Mit 14 Gemälden – aus der Sammlung und Dauerleihgaben – verfügt das Leopold
Museum über den größten Museumsbestand an Kokoschka-Gemälden in Wien.
"Das Leopold Museum besitzt dank der breit angelegten Sammlungstätigkeit des Stiftungsgründers und
Sammlers Rudolf Leopold einen wertvollen Bestand an Gemälden und Arbeiten auf Papier von Oskar Kokoschka.
So ist es nun möglich der kunstinteressierten Öffentlichkeit nach der Zürcher Ausstellungsstation
eine adaptierte, auf Wien ausgerichtete Retrospektive mit rund 270 Exponaten – Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle,
Lithografien und Archivalien – zu zeigen. Die Ausstellung kann durch das Entgegenkommen zahlreicher internationaler
Leihgeber, Museen wie Privatsammlungen, einen eindrücklichen Überblick über Kokoschkas Schaffen
bieten", Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum
Die Kokoschka-Retrospektive im Leopold Museum ist überwiegend chronologisch konzipiert und beleuchtet die
wichtigsten Themen im Œuvre des Künstlers. Im Blickpunkt stehen die zentralen Orte von Kokoschkas Schaffen:
Wien, Berlin, Dresden, die Stationen seiner Reisejahre sowie Prag und die Exilstadt London und schließlich
der Schweizer Ort Villeneuve am Genfersee, wo der Künstler ab 1953 die letzten drei Jahrzehnte seines Lebens
verbrachte.
Kuratorin Heike Eipeldauer war es ein Anliegen, den einst als "Oberwildling" (Ludwig Hevesi) bezeichneten
Künstler in ein anderes Licht zu rücken. So entschieden Kokoschka das Ausgleichsstreben der Wiener Secessionisten
ad acta legte und dem expressionistischen Ausdruck den Vorzug gab, so vehement verteidigte er bis zuletzt sein
Festhalten an der figurativen Malerei.
"Kokoschkas Biografie liest sich wie ein Parallellauf durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts: von seiner
Sozialisierung in der k.u.k. Monarchie über die beiden Weltkriege bis hin zum Wirtschaftswunder und der sich
schrittweise formierenden Europäischen Gemeinschaft. Die Ausstellung macht nachvollziehbar, wie Kokoschka
als wacher Zeitgenosse, dessen unstetes Leben ihn an die verschiedensten europäischen Orte führte, Anteil
nahm an den politischen Geschehnissen des 20. Jahrhunderts und zu einem Vorkämpfer für ein friedvolles,
antinationalistisches Europa wurde. Kokoschkas humanistische Haltung, die er in einer unverwechselbaren, an der
Figuration festhaltenden Sprache zum Ausdruck brachte, begründet seine ungebrochene Relevanz", Heike
Eipeldauer, Kuratorin der Ausstellung
Oskar Kokoschkas Verhältnis zu seiner einstigen Heimat blieb stets ambivalent. Die Ausstellung legt einen
Schwerpunkt auf das zeitpolitisch motivierte Schaffen des Antifaschistischen und Pazifisten Kokoschka und analysiert
den Künstler anhand zahlreicher Dokumente als durchaus ambivalenten „Homo politicus“.
"Der Weg des Expressionisten wird in dieser Ausstellung von Kuratorin Heike Eipeldauer kongenial dargestellt.
Von den frühen expressionistischen Äußerungen des Künstlers um 1908/09 über die fantastischen
psychologisierenden Porträts des „Seelenaufschlitzers“ (Albert Ehrenstein), führt der Weg bis zu den
allegorischen und mythologischen Szenen seines Spätwerks. Der künstlerische Weg Kokoschkas trifft dabei
stets auf heftige (kultur-)politische Reibungsflächen, was sich in den, meist negativen, Rezensionen seiner
frühen Ausstellungen und Theaterstücke und den mit diesen verbundenen Skandalen manifestiert aber auch
durch die Versuche der Vereinnahmungen seitens des Ständestaates oder des Nachkriegsösterreich augenscheinlich
wird. Den unrühmlichen Höhepunkt erreichten diese Kampagnen durch die Diffamierung seitens der Nazi-Propaganda,
die ihn zu einer Hauptzielscheibe ihres Feldzuges gegen die von ihnen sogenannte „Entartete Kunst“ machten und
zum ,Kunstfeind Nummer 1' erklärten."
Hans-Peter Wipplinger
Hunderte von Kokoschkas Werken wurden aus Museen entfernt oder in Privatsammlungen beschlagnahmt. Im letzten
Teil der Schau steht die Nachkriegszeit im Mittelpunkt, die Annäherung an Österreich, die schließlich
zur Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft im Jahr 1974 auf Initiative von Bundeskanzler
Bruno Kreisky führte. Der dreifache documenta-Teilnehmer setzte sich auch nach 1945 unerschrocken für
die Anerkennung der figurativen Malerei ein – die für ihn untrennbar mit einem humanistisch-antiken Menschenbild
verbunden war – und wurde so zum Vorbild für nachfolgende Künstlergenerationen. Die Beschäftigung
mit Theater, Oper, Antike und Mythologie, sein durch Humanismus und dem Bekenntnis zu Europa durchdrungenes Wirken
bestimmten die Jahre im schweizerischen Vevey am Genfersee, wo Kokoschka seit 1953 lebte. Im Alter von 93 Jahren
verließ Kokoschka 1980 in Montreux die Weltbühne und hinterließ einen essentiellen und universellen
Beitrag zur Weltkunst des 20. Jahrhunderts.
Preview und feierliche Eröffnung
Bereits im Rahmen der Preview des Circle of Patrons des Leopold Museum am 4. April sahen die Kokoschka-Ausstellung
u.a. Leopold Museum-Vorstandsvorsitzender Josef Ostermayer, Agnes Husslein (Vorstand Leopold Museum), Post-Generaldirektor
Georg Pölzl (Head des CoP), Gabriele Langer (Kaufmännische Direktorin des Leopold Museum), Maria Kokoschka,
die SammlerInnen, Philipp Otto Breicha, Richard Grubman, Waltraud Leopold, Klaus Ortner und Friederike Ortner,
Ernst Ploil und Peter Zimpel, die KünstlerInnen Martha Jungwirth, Constantin Luser, Hubert Scheibl, Walter
Vopava und Kathrin Vopava, die Galeristen Julius Hummel, Eberhard Kohlbacher und Alois Wienerroither. Begeisterte
Gäste der Preview waren ebenso Doris und Manfred Bene, Michael Brauneis, Patricia Dicker, Barbara Grötschnig
(Wiener Städtische Versicherung), RA Andreas Nödl, Ursula Rohringer (Dorotheum), Erich Spitzbart, u.a.
Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger und Kuratorin Heike Eipeldauer führten anlässlich der Ausstellungseröffnung
am Freitag, dem 5. April in die Kokoschka-Retrospektive ein, die Eröffnungsrede hielt Wolfgang Sobotka, der
Präsident des österreichischen Nationalrates. Zur Eröffnung kamen die polnische Botschafterin Jolanta
Róza Kozlowska, die griechische Diplomatin Catherine Koika, der türkische Botschafter Rauf Engin Soysal,
Elisabeth Leopold, Kunsthaus Zürich-Direktor Christoph Becker und Cathérine Hug, Kuratorin des Zürcher
Museums. Weiters mit dabei. Thomas Bene, Katalogautorin Regine Bonnefoit, Verleger Christian Brandstätter,
Werber Mariusz Jan Demner, Kuratorin Elisabeth Dutz (Albertina), Katalogautorin Katharina Erling, Wolfgang Georg
Fischer, Walter Feilchenfeldt (Vorstand Oskar Kokoschka Stiftung), Elisabeth Frottier (Universität für
Angewandte Kunst), Dorothee Golz (Künstlerin), Brigitte Huber-Mader, Werner Hanak-Lettner (Chefkurator, Jüdiches
Museum Wien), Klimt Nachfahre Gustav Huber und Christa Huber, Martha Jungwirth (Künstlerin), Luisa Kasalicky
(Künstlerin, Aglaja Kempf (Fondation Oskar Kokoschka), Herwig Kempinger (Secession), Josef Kirchberger (Art
for Art), Eva-Maria Kokoschka, Marianne Kirstein-Jacobs, Christoph la Garde (GF im Kinsky), Hubert Lendl (Galerie
Welz), Christoph Ladstätter (Kaufm. Direktor Volksoper), Sammlerin Waltraud Leopold, Michael Mandlik (ARD),
Elisabeth und Robert Menasse, Ines Mitterer (ORF), Therese Muxeneder (Schönberg Center), Viola und Otto Pächt,
Maria Rauch-Kallat, Bernadette Reinhold (Oskar Kokoschka Zentrum), Gerhard Rühm (Künstler), die GaleristInnen
Christa Armann und Richard Ruberl, Veronika Rudorfer (Kunstforum Wien), Markus Schinwald (Künstler), Hemma
Schmutz (Direktorin LENTOS Kunstmuseum Linz), Helmut Swoboda (Künstler), Sofie Thorsen (Künstlerin),
Patrick Werkner (Katalogautor), Kathrin Zechner (ORF), Stefan Zeisler (KHM), u.v.m.
Zur Ausstellung ist ein umfassender Katalog erschienen
Oskar Kokoschka. Expressionist, Migrant, Europäer, herausgegeben von der Zürcher Kunstgesellschaft/Kunsthaus
Zürich und der Leopold Museum-Privatstiftung mit Beiträgen von Régine Bonnefoit, Iris Bruderer-Oswald,
Martina Ciardelli, Birgit Dalbajewa, Heike Eipeldauer, Katharina Erling, Cathérine Hug, Aglaja Kempf, Alexandra
Matzner, Raimund Meyer, Bernadette Reinhold, Heinz Spielmann und Patrick Werkner sowie einleitenden Worten von
Christoph Becker und Hans-Peter Wipplinger, inklusive einer Biografie des Künstlers 320 Seiten, rund 500 Abbildungen
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