Plädoyer für die angewandte Forschung in den künftigen Forschungsförderungsprogrammen
der EU
Brüssel/Wien (fhk) - Die kommenden Monate sind für die Forschungspolitik der EU von entscheidender
Bedeutung. Für das größte und wichtigste Forschungsförderungsprogramm der EU „Horizon Europe“
wird mit der strategischen Planung und Ausgestaltung begonnen. Ein idealer Zeitpunkt für die Fachhochschulen
gegenüber der EU-Politik deutlich in Erscheinung zu treten und auf wichtige Aspekte für die künftige
Ausrichtung des Programms aufmerksam zu machen. So kamen am 2. April mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
in Brüssel zusammen, um sich über die Rolle der Fachhochschulen in den künftigen Forschungsförderprogrammen
der EU auszutauschen.
Die Veranstaltung war hochkarätig besetzt: Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler,
sowie Vertreter der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments diskutierten über die
Zukunft der angewandten Forschung im künftigen Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“. Veranstalter der
Konferenz war das europäische FH-Netzwerk UAS4EUROPE, in Kooperation mit der Bayerischen Forschungsallianz
(BayFOR). Gastgeber war die Vertretung des Freistaates Bayern bei der EU.
Ziel der zweiten großen UAS4EUROPE-Konferenz in Brüssel war es, Fachhochschulen erneut über aktuelle
und künftige EU-Fördermöglichkeiten für innovative Forschungsvorhaben zu informieren, ihnen
eine internationale Vernetzungsplattform zu bieten und sie zu neuen Forschungsprojekten und Kooperationen zu animieren.
Jean-David Malo, Direktor in der Generaldirektion Forschung und Innovation (Open Science and Open Innovation /
European Innovation Council), stellte den Europäischen Innovationsrat (EIC) vor und zeigte Möglichkeiten
der Förderung für Fachhochschulen durch den EIC auf. Zudem hatten FH-Vertreterinnen und -Vertreter die
Gelegenheit, ihre Arbeit und konkrete Projektideen selbst zu präsentieren. Ein Großteil der Konferenz
war ausschließlich dem „Networking“ auf europäischer Ebene gewidmet. „Blind Braindates“ eröffneten
die Möglichkeit, möglichst viele neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsame Forschungsinteressen zu
eruieren. Die Präsentation von Postern und Best Practice-Beispielen von EU-Forschungsprojekten ergänzten
den optimalen Erfahrungsaustausch. Die Konferenz adressierte zudem die Herausforderungen, mit denen die Fachhochschulen
bei der Planung und Durchführung von europäischen Forschungs- und Innovationsprojekten konfrontiert sind
und zeigte Lösungsansätze auf.
Der Netzwerkkonferenz am Nachmittag folgte ein politischer Abend zum Thema „Zukunft der angewandten Wissenschaften
in Europa“, unter anderem im Hinblick auf das zukünftige Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“. Vertreter
der Europäischen Kommission aus der Generaldirektion Forschung und Innovation und der Generaldirektion Regionalpolitik,
Abgeordnete des Europäischen Parlaments sowie Mitglieder von UAS4EUROPE diskutierten konkrete politische Schritte
zur Schaffung von besseren Rahmenbedingungen für eine Beteiligung von Fachhochschulen an zukünftigen
EU-Förderprogrammen.
Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte den Stellenwert gemeinsamer Werte im vereinten Europa und forderte
die Anwesenden auf, gemeinsam an einem Europa der Zukunft für die kommenden Generationen zu arbeiten. „Die
Fachhochschulen tragen mit ihrer Expertise und ihrem Know-How dazu bei, die Fragen der Zukunft wie Digitalisierung
und Nachhaltigkeit zu beantworten. Sie sind ein wichtiger Pfeiler der Forschung und Entwicklung in Europa, wenn
es um die Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen geht.“
Die Vertreter der Europäischen Kommission machten noch einmal deutlich, dass es auch für Fachhochschulen
im kommenden Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ sehr interessante Fördermöglichkeiten geben wird.
Darüber hinaus könnten Fachhochschulen als Partner der regionalen wirtschaftlichen Akteure auch Synergieeffekte
bei der Kombinierung verschiedener EU-Förderprogramme nutzen.
Die Vertreterinnen des Europäischen Parlaments ergänzten diese Feststellung und erklärten sich bereit,
sich in der neuen Legislaturperiode für eine Erhöhung des Budgets für „Horizon Europe“ auf 120 Mrd.
EUR einzusetzen.
Raimund Ribitsch, Präsident der Österreichischen Fachhochschul-Konferenz (FHK) und Mitglied von UAS4EUROPE,
zeigt sich erfreut über die positiven und motivierenden Worte der europäischen politischen Vertretungen
in Richtung der Fachhochschulen. „Fachhochschulen und EU-Politik verfolgen gemeinsame übergeordnete Ziele.
Die globalen Herausforderungen im Bereich Gesundheit, Soziales, Digitalisierung, Energie, Umwelt etc. finden ihre
Deckung im Forschungsprofil der Fachhochschulen. Nun geht es darum, gut ausbalancierte europäische Forschungsförderungsprogramme
zu gestalten, die auch wirklich in den Regionen, in der Gesellschaft und in der Wirtschaft, insbesondere bei den
KMU und schließlich beim einzelnen Bürger der EU ankommen. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe kommt
den Fachhochschulen eine Schlüsselrolle zu. Es müssen daher jetzt geeignete Instrumente entwickelt werden,
damit künftig mehr exzellent bewertete Forschungsvorhaben aus den Fachhochschulen bzw. generell aus der angewandten
Forschung zum Zug kommen. Wir freuen uns daher sehr, dass ab Juni 2019 die FHK den Vorsitz von UAS4EUROPE übernehmen
wird und wir dieses Anliegen auf europäischer Ebene, gemeinsam mit unseren Partnern weiter voranbringen können.“
Bezugnehmend auf die nationalen Rahmenbedingungen der Fachhochschulen in Österreich meint Ribitsch abschließend:
„Um in den europäischen Förderprogrammen erfolgreich reüssieren zu können, brauchen die Fachhochschulen
eine nachhaltige Finanzierung auf nationaler Ebene, um ihre hohe Qualität in Lehre und Forschung sicher zu
stellen. Wir werden daher nicht müde werden, auf die Notwendigkeit einer Erhöhung unserer nationalen
Fördersätze sowie einer nachhaltigen Forschungsfinanzierung hinzuweisen.“
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