Woher kommt in Zukunft unsere Energie?

 

erstellt am
04. 04. 19
13:00 MEZ

14.000 Geowissenschaftler diskutieren in Wien
Wien (acv) - Der Sorge um den Klimawandel und damit die Zukunft unseres Planeten steht derzeit ein weltweit stetig wachsender Energiebedarf gegenüber. Im Rahmen der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU), die vom 7.-12. April im Austria Center Vienna stattfindet, tauschen sich internationale Forscherinnen und Forscher – neben einer Fülle anderer Themen – zu Klimaschutz und Energiewende aus.

„Die erneuerbaren Energien haben in den letzten Jahren in der EU stark zugenommen,“ so Dr.-Ing. Sonja Martens, Präsidentin der Division ,Energy, Resources and the Environment‘ der EGU. Betrug der Anteil der erneuerbaren Energiequellen am Bruttoendenergieverbrauch 2004 europaweit 8,5 %, waren es 2017 schon 17,5 %. In Österreich lag der Anteil an erneuerbaren Energien 2017 sogar bereits bei 32,6 % und damit fast doppelt so hoch wie in der EU. „Österreich nimmt in dieser Hinsicht sicherlich eine Vorreiterrolle ein,“ ergänzt Martens.

Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserkraft?
Besonders deutlich wird Österreichs Vorreiterrolle, wenn man die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen betrachtet: Der Strom kam hierzulande bereits 2016 zu 72 % aus erneuerbaren Energiequellen – im Vergleich zu 30 % in der EU. Dies ist vor allem im hohen Anteil von Strom aus Wasserkraft und thermischen Kraftwerken begründet: „Österreich ist das ideale Land für die Stromerzeugung aus Wasserkraft, weshalb diese Methode hier bereits lange Tradition hat und etabliert ist. In den vergangenen Jahren wurde – in Österreich wie in den anderen EU-Ländern – darüber hinaus in die Stromerzeugung aus Wind und Sonne investiert,“ erklärt Martens. Gleichzeitig ist unsere wichtigste Stromquelle allerdings auch am anfälligsten für die Folgen des Klimawandels: Bei einer globalen Erwärmung von derzeit geschätzten 1,5 bis 2 °C steigt die Wahrscheinlichkeit für sog. Wasserstress, d. h. ein Ungleichgewicht zwischen vorhandenen Wasserressourcen und Wasserentnahmen. Zwar gibt es derzeit keine Klimamodelle, die einen akuten Wassermangel in Österreich befürchten ließen. „Eine zukünftige Herausforderung wird sicherlich sein, die Zusammenarbeit zwischen Wasser- und Energiesektor noch zu intensivieren und beispielsweise Wasserentnahmen stromaufwärts eines Reservoirs abzustimmen, denn die Wasserkraft wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen,“ erläutert Martens

Biomasse-Potenzial nutzen
Eine zentrale Voraussetzung für die Vorreiterrolle Österreichs ist außerdem die Bioenergie als eine der tragenden Säulen der Energieversorgung. Bioenergie wird aus Holz, Energiepflanzen, biogenem Abfall und anderen Formen von Biomasse gewonnen, wobei in diesem Bereich noch Potenzial vorhanden ist. „Ein gewisser nachhaltiger Ausbau der Energiegewinnung in Forst- und Landwirtschaft und auch im Abfallsektor ist durchaus noch denkbar, z. B. in einem dezentralen System, das regionale Potenziale in ländlichen und urbanen Räumen nutzt. Was die nötige Infrastruktur angeht, ist Österreich bereits gut aufgestellt – nicht zuletzt aufgrund des gut ausgebauten Hochspannungsrings und der zahlreichen Speicherkraftwerke in den Alpen,“ so Martens.

Interdisziplinärer Austausch ist essenziell
Mit Gründung der EGU im Jahr 2002 wurde auch die Division „Energy, Resources and the Environment“ eingerichtet, in der internationale Forscher unterschiedlichster geowissenschaftlicher Fachrichtungen und Einrichtungen zusammenkommen und Möglichkeiten ausloten, verlässliche, nachhaltige und bezahlbare Energie zur Verfügung zu stellen. „Die Generalversammlung der EGU in Wien bietet die ideale Plattform, um Forschungsergebnisse auszutauschen und so Synergieeffekte zwischen den Disziplinen zu nutzen,“ betont Martens.

Öffentlicher Vortrag im Naturhistorischen Museum
Alle Wienerinnen und Wiener sind herzlich zum öffentlichen Vortrag „Vom Alltag zwischen Atmosphäre und Orbit – ein Bericht" am 11. April um 19 Uhr im Naturhistorischen Museum eingeladen. Klimaforscherin und angehende Astronautin Dr. Ilse Thiele-Eich erzählt darin über ihr Leben zwischen Forschung und Vorbereitung auf den Flug zur ISS.

Über die EGU Generalversammlung 2019
Die EGU Generalversammlung ist Europas größte geowissenschaftliche Konferenz und wird 14.000 internationale Expertinnen und Experten dieses Fachbereichs im Wiener Austria Center zusammenbringen. In über 1.100 Sessions beschäftigt sich die Generalversammlung mit einer Vielzahl von Themen von gesamtgesellschaftlicher Relevanz, wie z. B. Citizen and Open Science, Umweltverschmutzung durch Plastikmüll und den Folgen des Klimawandels.

 

 

 

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