OeNB-Pressekonferenz zu Krediten, Einlagen und Zinssätzen bei österreichischen Banken
Wien (oenb) - Vor dem Hintergrund eines positiven wirtschaftlichen Umfelds stieg 2018 das Kreditvolumen
inländischer Unternehmen und privater Haushalte deutlich an. In beiden Fällen waren es insbesondere Investitionen
in den Wohnbau, die das Kreditwachstum stark positiv beeinflussten. Gleichzeitig waren in Österreich erstmals
Fälle von negativen Einlagenzinssätzen bei sehr hohen Unternehmenseinlagen zu beobachten. Weiters erfreuen
sich digitale Bankdienstleistungen zunehmender Beliebtheit.
Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB), einleitend fest, dass trotz der Rückgänge der Bilanzsumme des österreichischen
Bankensektors (–20 % seit 2008) das Kundengeschäft steigt. Die Kundinnen und Kunden nutzen die Möglichkeiten
des Online Banking (so erfolgt beispielsweise der Großteil der Überweisungen mittlerweile ohne Zahlschein)
immer stärker, gleichzeitig behält jedoch auch Bargeld in Österreich einen sehr hohen Stellenwert.
Das in Österreich traditionell sehr beliebte Sparbuch verliert an Attraktivität: Spareinlagen erreichten
im Dezember 2018 mit 139,4 Mrd EUR den geringsten Wert seit Dezember 2007. Trotzdem weiteten private Haushalte
ihr gesamtes Einlagenvolumen bei inländischen Banken in den letzten Jahren deutlich aus (2018: +4,8 %), wobei
Online-Produkte eine immer stärkere Rolle spielen. Betrachtet man die Fristigkeit der Einlagen privater Haushalte,
setzte sich der Trend hin zu täglich fälligen Einlagen weiter fort.
Während in Österreich bei Spareinlagen privater Haushalte negative Zinssätze nicht möglich
sind, sind diese für sehr hohe Einlagen von Unternehmen vereinzelt bereits Realität. In Österreich
wurde damit ein Trend nachgezogen, der bereits seit längerem in einigen anderen Euroraum-Ländern zu beobachten
war. Bei privaten Haushalten lag der Zinssatz für neue Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu einem
Jahr in Österreich im Dezember 2018 bei 0,21 % und damit nahe seinem historischen Tiefststand (0,19 %).
Das Kreditvolumen inländischer Nichtbanken verzeichnete mit 5,3 % auf 356,8 Mrd EUR einen deutlichen Anstieg.
Die Dynamik fand vor allem bei den Unternehmenskrediten statt, die sich im Jahr 2018 um 6,8 % ausweiteten und mit
153,1 Mrd EUR einen neuen Höchststand erreichten. „Verantwortlich für das am aktuellen Rand starke Kreditwachstum
nichtfinanzieller Unternehmen war vor allem die in Österreich weiterhin vorherrschende hohe Wohnbautätigkeit“,
so Turner. Die Branchen Grundstücks- und Wohnungswesen bzw. die Baubranche waren für ein Wachstum des
aushaftenden Kreditvolumens um 8,1 % bzw. einen Netto-Zuwachs um 5,4 Mrd EUR verantwortlich.
Auch bei privaten Haushalten blieb die Nachfrage nach Wohnbaukrediten auf einem hohen Niveau bestehen. Insgesamt
weiteten sich Wohnbaukredite in Österreich 2018 um 4,8 % aus und hatten damit den stärksten Einfluss
auf das Kreditwachstum privater Haushalte insgesamt (3,7 %). Der Zinssatz für neu vergebene Wohnbaukredite
lag in Österreich im Dezember 2018 mit 1,82 % im Euroraum-Durchschnitt (1,81 %). Konsumkredite weiteten sich
im Jahr 2018 vor dem Hintergrund steigender Zinssätze (+32 Basispunkte auf 4,99 %) nur geringfügig (+0,5
%) aus.
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