200.000 Kilometer, 6.373 Kontrollbesuche und drei Betriebsschließungen – Einblick in
die von Jahr zu Jahr steigende Komplexität, unsere Lebensmittel „sicherer“ zu machen
Klagenfurt (lpd) - Knapp 200.000 Kilometer haben sie im Vorjahr zurückgelegt, um 6.373 Kontrollbesuche
landauf, landab zu absolvieren: Gemeint sind die 19 Lebensmittel- aufsichtsorgane, die tagtäglich in ganz
Kärnten unterwegs sind, um das Anrecht der Verbraucher auf sichere Lebensmittel sicherzustellen.
„Die Kontrolle unserer Lebensmittel ist für mich als Gesundheitsreferentin ein extrem wichtiger Bereich. Die
Lebensmittelkontrolle selbst wird von Jahr zu Jahr komplexer, differenzierter, umfassender“, betonte LHStv.in Beate
Prettner am 2. April im Rahmen einer Pressekonferenz. Sie erinnerte daran, dass man vor 20 Jahren im Supermarkt
vielleicht zwischen fünf Joghurts wählen konnte, heute aber vor Zwölf-Meter-Regalen stehen würde.
„Die Produktvielfalt hat ganz massiv zugenommen - und jedes Jahr kommen neue Lebensmittel hinzu, sei es aus Gründen
der Globalisierung, sei es aus Gründen neuer Essgewohnheiten. Stichwort vegan bis hin zu Insekten“, so Prettner.
Für die Mitarbeiter des ILV (Institut für Lebensmittelsicherheit, Veterinärmedizin und Umwelt) bedeute
das eine große Herausforderung - „sie müssen laufend up to date sein. Parallel dazu nimmt auch die Komplexität
der Laboranalysen ständig zu - denken wir an neue chemische Inhaltsstoffe, Farbstoffe, Ergänzungsmittel.“
Die Gesundheitsreferentin zeigte sich überzeugt: „Wir verfügen im Land Kärnten über ein vorbildliches
System: Einer der Vorzüge liegt darin, dass Untersuchungsstelle und Lebensmittelaufsicht eng kooperieren und
auch räumlich gemeinsam untergebracht sind. Damit ist eine effiziente Lebensmittelkontrolle gut möglich.“
Personell ist das ILV mit insgesamt 57 Beamten bzw. Vertragsbediensteten und vier externen Mitarbeitern bestückt.
Davon sind 38 Mitarbeiter im Fachbereich Lebensmittel tätig und 23 im Fachbereich Veterinärmedizin. Zusätzlich
werden aktuell neun Lehrlinge ausgebildet.
Wie Gunther Vogl, Leiter des Institutes für Lebensmitteluntersuchungen, und Edeltraud Kovacs, Leiterin der
Lebensmittelaufsicht, erklärten, stehen 11.296 Lebensmittelbetriebe im amtlichen „Überwachungsprogramm“
– von Gastronomiebetrieben über den Handel, Bauernmärkte bis zu Festzelten. Von den im Vorjahr durchgeführten
6.373 Kontrollbesuchen fielen 2.289 Kontrollen auf so genannte risikobasierte Überprüfungen. 593 Kontrollen
wurden zum Zwecke von Probenziehungen durchgeführt. 1.629 amtliche Proben wurden entnommen. „Stark zugenommen
haben Kontrollbesuche aufgrund von Meldungen aus dem EU-weiten Schnellwarnsystem: In Kärnten mussten wir 2018
aus diesem Grund 393 Mal Nachschau in Betrieben halten“, erklärte Kovacs. Sie verwies auch auf 86 Verbraucherbeschwerden,
die im Vorjahr gemeldet wurden – „meistens ging es dabei um vermeintliche Hygienemängel in Restaurants, gefolgt
von Meldungen über verderbliche Produkte.“
Laut Kovacs wurden im Vorjahr 260 Beanstandungen registriert – 61 Prozent davon betrafen Kennzeichnungen, es ging
also nicht um gesundheitsschädliche Aspekte. „Wir sind in Kärnten, offensichtlich auch aufgrund der zahlreichen
Überprüfungen, auf einem sehr guten Weg. Die wirklich gesundheitsschädlichen Produkte nehmen ab.“
Dennoch: Drei Betriebsschließungen mussten im Vorjahr verordnet werden – und zwar wegen hygienischer Missstände.
Konkret betraf es zwei Gastronomiebetriebe und einen Fischeinzelhändler.
Laut Vogl habe das ILV im Vorjahr über 100.000 Proben untersucht, davon im Fachbereich Lebensmittelsicherheit
12.000 (inklusive Trinkwasser). „Darunter fallen auch Schwerpunktaktionen, die das Land jedes Jahr umsetzt. Im
Vorjahr lag unser Fokus auf Wurstwaren, auf rohem Fleisch sowie auf Rohmilchprodukten. Die Ergebnisse waren erfreulich:
In Summe hat es nur eine gesundheitsschädliche und zwei bedenkliche Proben gegeben. Bedenklich deshalb, weil
das Mindesthaltbarkeitsdatum zu großzügig bemessen war“, informierte Vogl. Zur „Rangliste“ der Verunreinigungen
zählen die Gesamtkeimzahl (also Verderb der Lebensmittel), Hygienemängel und Erreger, die durch den Menschen
auf das Lebensmittel gebracht werden. Massiv abgenommen haben Salmonellen, zugenommen hingegen Campylobacter. „Die
Beurteilung ‚gesundheitsschädlich‘ kommt bei Spielzeug am häufigsten vor, aufgrund von Kleintieren die
von Kindern verschluckt werden könnten“, zog Vogl ernüchternde bzw. für die Lebensmittelsicherheit
erfreuliche Bilanz. Übrigens: Auch Spielzeuge und Kosmetika fallen in den Untersuchungsbereich des ILV.
Für 2019 sind weitere Schwerpunktaktionen geplant: Spezialtests gibt es heuer für Verhackertes und Maischerln
sowie für Hartwürste mit essbarer Haut. „Alle anderen geplanten Sonderkontrollen können noch nicht
verraten werden“, hüllen sich Vogl und Kovacs in Schweigen. „Wenn man Produzenten oder Händlern die Möglichkeit
gibt, sich darauf vorzubereiten, sind die Ergebnisse verfälscht. Und das ist nicht im Sinne der Lebensmittelsicherheit.“
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