Wiener Neustadt (nöwpd) - Die Wiener Neustädter Start-up-Firma Enpulsion, die Antriebssysteme für
Satelliten fertigt, wagt sich mit ihren High-Tech-Produkten immer weiter in den Weltraum hinaus. Während der
Betrieb, der aus dem Forschungsumfeld der Fachhochschule Wiener Neustadt hervorgegangen ist, in der Regel Ionenantriebe
für Satelliten baut, die in einer erdnahen Umlaufbahn kreisen, wird Enpulsion erstmals eine Sonde zu einem
fernen Asteroiden tragen. „2016HO3“ heißt dieser 120 Meter lange und 40 Meter breite Gesteinsbrocken, den
das private schwedische Weltraumunternehmen „Beyond Atlas“ mit Hilfe niederösterreichischer Technik ab 2020
erkunden will.
„Bis die Sonde den Asteroiden erreicht, wird sie rund 27 Millionen Flugkilometer zurücklegen, das entspricht
ungefähr der 70-fachen Entfernung zwischen Erde und Mond“, rechnet Enpulsion-Geschäftsführer Alexander
Reissner dem NÖ Wirtschaftspressedienst vor. Für seine Firma als Zulieferer hätte sich „Beyond Atlas“
entschieden, weil die in Wiener Neustadt entwickelte Antriebstechnik besonders energiesparend sei, „was sich auf
großen Distanzen natürlich positiv auswirkt.“ Mit Indium verwende man ein flüssiges Metall als
Treibstoff, der direkt im Ionenantrieb integriert ist, was einen externen Tank überflüssig macht. „Da
sind wir der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus“, stellt Reissner fest.
Zurzeit baut Enpulsion jeden Werktag ein Antriebssystem, fünf pro Woche. Die weltweite Nachfrage nach dem
„Nano Thruster“ sei aber so groß, „dass wir die Kapazität bis Ende des heurigen Jahres auf 20 produzierte
Antriebe pro Woche vervierfachen wollen“, kündigt der Geschäftsführer an. 2019 peilt Enpulsion,
das eine Vertriebsniederlassung für US-Kunden im kalifornischen Silicon Valley betreibt, einen Umsatz von
fünf Millionen Euro an.
Die erst 2016 gegründete Firma Enpulsion ist eines der jüngsten „Küken“, die dem „Brutkasten“ der
Luft- und Raumfahrttechnik in und um Wiener Neustadt erfolgreich entschlüpft sind. „Hier sind Ausbildung,
Forschung und Wirtschaft eng miteinander vernetzt“, erklärt Niederösterreichs Wirtschaftslandesrätin
Petra Bohuslav. Unternehmen, wie der Flugzeugbauer Diamond Aircraft oder der Drohnen-Produzent Schiebel, aber auch
Forschungsinstitute, wie der Studiengang Aerospace Engineering an der FH Wiener Neustadt, würden für
mehr als 1.000 einschlägige Arbeitsplätze vor Ort sorgen.
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