Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im März auf 2,4 Punkte – trotz guter
Performance der Wirtschaft im Inland der niedrigste Wert seit Herbst 2016
Wien (bank austria) - Das Konjunkturklima in Österreich hat sich Ende des ersten Quartals 2019 weiter
eingetrübt. „Der Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator vom Allzeithoch von 4,6 Punkten
zum Jahreswechsel 2017/18 setzte sich im März fort. Mit 2,4 Punkten erreicht der aktuelle Indikator nur mehr
den niedrigsten Wert seit Herbst 2016“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt:
„Damit übertrifft der Indikator jedoch weiter seinen langfristigen Mittelwert. Die Dynamik flacht sich zwar
ab, die österreichische Wirtschaft läuft aber immer noch überdurchschnittlich gut. Von einem bevorstehenden
Einbruch der Konjunktur oder gar einer Krise kann damit keine Rede sein.“
Der aktuelle Indikator unterstreicht eine Fortsetzung der unterschiedlichen Entwicklung von Inlands- und Auslandskonjunktur.
„Der erneute Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im März ist ausschließlich
auf die Außenhandelskomponenten der heimischen Wirtschaft zurückzuführen. Die Konjunkturstimmung
in den unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen im Inland hat sich dagegen nach der Abschwächung im Jahresverlauf
2018 zu Beginn des Frühlings auf einem hohen Niveau stabilisiert“, so Bruckbauer.
Globale Schwäche trifft auf Optimismus im Inland
Die gute Lage am Arbeitsmarkt hat die Stimmung der heimischen Konsumenten Ende des ersten Quartals 2019 sogar wieder
etwas verbessert, nachdem in den vergangenen Monaten die Verunsicherung durch das stärker fordernde internationale
Umfeld durchgeschlagen hatte. Dadurch haben sich auch die optimistischen Geschäftseinschätzungen des
Dienstleistungssektors stabilisiert. Zudem hält angesichts der vollen Auftragsbücher die Hochstimmung
am Bau unvermindert an.
Die Belastungen durch die internationale Konjunktur nehmen jedoch vorerst weiter zu. Konkret ist der Rückgang
des Indikators etwa zu gleichen Teilen auf die Verschlechterung des internationalen Exportumfelds sowie den in
Folge nachlassenden Optimismus in der exportorientierten Industrie zurückzuführen. Der mit dem österreichischen
Außenhandel gewichtete globale Exportstimmungsindikator ist im März auf den niedrigsten Wert seit dem
Frühjahr 2016 zurückgegangen und liegt damit auch erstmals seitdem unter dem langjährigen Mittelwert.
In der Folge ist auch die Stimmung in der heimischen Industrie unter diesen gefallen. In den ersten drei Monaten
dieses Jahres ist der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator auf durchschnittlich 2,5 Punkte zurückgegangen.
Dieser Wert steht im Einklang mit einem Wirtschaftswachstum von rund 1,5 Prozent im Jahresvergleich für das
erste Quartal 2019.
„Nach der Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte 2018 hat sich die Konjunktur angesichts bestehender Unsicherheiten
wie dem Brexit und der Belastung durch das schwächere internationale Umfeld weiter verlangsamt. Die Inlandsnachfrage
hat die österreichische Wirtschaft zwar auf Wachstumskurs gehalten, aber insgesamt zeigt sich für den
Start ins Jahr 2019 mit einem geschätzten Plus von rund 1,5 Prozent im Jahresvergleich die niedrigste Dynamik
seit rund drei Jahren“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
2019 wird das Wirtschaftswachstum in Österreich weiterhin ganz wesentlich vom privaten Konsum getragen werden.
Ein kräftiges Beschäftigungswachstum, die gestiegene Lohndynamik und leichte fiskalische Impulse durch
die Einführung des Familienbonus Plus werden das Konsumwachstum unterstützen und annähernd auf Vorjahresniveau
halten können. Die Investitionstätigkeit wird dagegen spürbar an Schwung verlieren. Der anhaltend
hohen Dynamik der Bauinvestitionen steht im Ausrüstungsbereich ein voraussichtlich geringeres Tempo bei Erweiterungen
gegenüber.
Doch angesichts der weiterhin überdurchschnittlich hohen Kapazitätsauslastung ist 2019 mit keinem Einbruch
der Investitionstätigkeit zu rechnen, obwohl die geringere Auslandsnachfrage belasten wird. Zumindest einige
der bestehenden Unsicherheiten auf europäischer Ebene, wie zum Beispiel der Brexit, sollten sich ab Mitte
2019 mildern. Auch wenn damit das Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas stärker
als zu Jahresbeginn ausfallen dürfte, ist 2019 mit einem deutlich niedrigeren Anstieg des BIP als im Vorjahr
zu rechnen. „Angesichts der zu Jahresbeginn langsamer laufenden Konjunktur erwarten wir für das Gesamtjahr
2019 nunmehr einen deutlichen Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 1,4 Prozent nach 2,7 Prozent im Vorjahr.
Mit der voraussichtlichen Abkühlung der US-Konjunktur kommt 2020 ein weiterer Störfaktor hinzu, sodass
der Anstieg des BIP in Österreich nur 1,3 Prozent betragen dürfte“, meint Pudschedl.
Keine Krise, nur langsameres Wachstumstempo
„Die aktuelle Schwäche der Weltwirtschaft ist die 18. dieser Art seit 1960 und nur eine, nämlich jene
von 2008, führte in eine Krise. Die anderen 17 Schwächeperioden endeten nach einigen Quartalen schwächeren
Wachstums mit einem erneuten Durchstarten der globalen Wirtschaft. Und genau dies können wir auch diesmal
erwarten“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Spätestens 2021 können wir wieder mit höheren Wachstumszahlen
rechnen und dann sollte es auch zu kleinen Zinsschritten nach oben kommen.“ Bis Ende 2020 erwarten die Ökonomen
der UniCredit Bank Austria hingegen unveränderte Leitzinsen der Europäischen Zentralbank – geschuldet
der schwächeren Konjunktur und den niedrigen Inflationsaussichten. Die Inflation im Euroraum wird voraussichtlich
von durchschnittlich 1,8 Prozent 2018 auf nur noch 1,4 Prozent 2019 sinken. In Österreich ist zwar erneut
mit einer Inflationsrate über jener im Euroraum zu rechnen, mit 1,7 Prozent wird die Teuerung 2019 aber auch
unter dem Vorjahreswert von 2,0 Prozent zu liegen kommen.
Verbesserungstrend am Arbeitsmarkt läuft aus
Der langsamere Konjunkturverlauf wird sich in den kommenden Monaten auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt auswirken.
Die derzeit noch starke Beschäftigungsdynamik mit einem jährlichen Plus von 2,1 Prozent im ersten Quartal
2019 wird sich in den kommenden Monaten verlangsamen. In der Folge wird sich die Arbeitslosenquote, die in den
ersten drei Monaten saisonbereinigt bei 7,3 Prozent lag, nicht mehr weiter verbessern. „Mit 7,3 Prozent wird die
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2019 spürbar unter den 7,7 Prozent von 2018 liegen. Das Tempo des
Rückgangs wird damit jedoch langsamer ausfallen als im Vorjahr und für 2020 ist angesichts der schwächeren
Wachstumsaussichten keine Verbesserung der Arbeitslosenquote mehr in Sicht“, so Pudschedl. Der langsamere Anstieg
der Beschäftigung wird gerade ausreichen, um das steigende Arbeitskräftepotenzial unterzubringen.
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