Gaal: Generalsanierung der Werkbundsiedlung mit Erneuerung eines Architektur-Juwels der Wiener
Moderne nahezu abgeschlossen
Wien (rk) - Die Wiener Werkbundsiedlung strahlt heute fast komplett in neuem Gewand: „Ich freue mich über
die erfolgreiche Sanierung des Loos-Hauses in der Werkbundsiedlung und dass die Generalsanierung der Werkbundsiedlung
mit der Erneuerung dieses Architektur-Juwels der Wiener Moderne nahezu abgeschlossen ist“, so Wohnbaustadträtin
Kathrin Gaal.
Im Jahr 2011 begannen die WISEG und das Büro P.GOOD Praschl Goodarzi Architekten mit der Sanierung der 48
Häuser, die sich im Besitz der WISEG befinden. Hauptziel der Sanierung war es, das Erscheinungsbild so nah
wie möglich an den Zustand von 1932 anzugleichen und die vorhandene Originalsubstanz langfristig zu sichern.
Als eines der letzten Häuser wurde jetzt ein wahres Highlight der Wiener Moderne erneuert: das Haus Woinovichgasse
15 von Adolf Loos und Heinrich Kulka.
Bundesdenkmalamt: Für ein Haus dieses Alters singulär
Auch das Bundesdenkmalamt war mit der Sanierung befasst. „Die Vielfalt an bauzeitlichen Ausstattungsdetails wie
farbige historische Linoleumböden, Türen und Fenster samt ihren Beschlägen, sowie die für Adolf
Loos charakteristischen farblich gefassten Holzgeländer ist sensationell und für ein Haus dieses Alters
singulär“, so Oliver Schreiber vom Bundesdenkmalamt: „Diese Ausstattungsdetails wurden fachgerecht konserviert
und restauriert und konnten so für die Nachwelt bewahrt werden.“
Auch den internationalen Vergleich muss die Werkbundsiedlung nicht scheuen, sagt WISEG-Geschäftsführer
Josef Wiesinger: „Wir hatten in den letzten Jahren im Rahmen der regelmäßigen Werkbundsiedlungstreffen
die Möglichkeit sämtliche Werkbundsiedlungen in Europa zu besichtigen. Das vorliegende Sanierungsergebnis
in Wien kann neben Stuttgart mit Fug und Recht als das Beste bezeichnet werden.“
Raumplan von Adolf Loos
Von Loos und Kulka wurden zwei Doppelhäuser realisiert, sie zählen mit jeweils 94m2 Wohnfläche zu
den größten in der Werkbundsiedlung. Das Haus Woinovichgasse 15 wurde bereits 2015 außen saniert,
die bisherigen Bewohner zogen kurz vor Beginn der Innensanierung aus, was die Befundung und Rekonstruktion erleichterte.
Ein weiterer Bonus: Das Haus hat in den 87 Jahren seines Bestehens nur wenige Änderungen durch die Bewohner
erfahren.
Das von außen einfach scheinende Haus folgt im Inneren dem „Raumplan“ von Adolf Loos. Herzstück ist
der zweigeschossige Wohnraum mit seiner großen Fensterfront zum Garten. Von dort leitet eine Stiege zu einer
niedrigen Galerie, die den Wohnraum an zwei Seiten umrahmt, und von der eine kleine Kammer im Zwischengeschoss
und mittels einer weiteren Stiege die Wohnräume im Obergeschoss erschlossen werden.
Archäologie der Wiener Moderne
Am Beginn der umfassenden Sanierung stand eine gründliche Befundung: Analyse, Fotodokumentation und Neuvermessung
des Gebäudes. Mittels mikroskopischer Untersuchung wurde in einer regelrechten „Archäologie der Moderne“
das Material in allen historischen Schichten analysiert, um Zustand und Farbigkeit der überdurchschnittlich
gut erhaltenen originalen Substanz zu ermitteln. Bei der Sanierung des Linoleumbodens konnte man auf die Erfahrungen
aus dem Haus Rietveld zurückgreifen.
Für die thermische Sanierung wurden kompensierende Maßnahmen vorgenommen, da eine Außendämmung
aus Denkmalschutzgründen ausgeschlossen war. Wie alle Häuser der Werkbundsiedlung wurde eine Außendämmung
des Kellergeschosses vorgenommen und das feuchte Mauerwerk trockengelegt. Dach und Kellerwände wurden gedämmt,
die ursprünglichen Einzelöfen durch neue Heizkörper in den Zimmern ersetzt, die Fenster thermisch
optimiert und ein effizientes Gas-Brennwertgerät im Kellergeschoss sowie eine kontrollierte Wohnraumlüftung
mit Wärmetauscher installiert. Die Örtliche Bauaufsicht und die Planung wurden vom Büro P.GOOD übernommen.
|