Die Trägerkonferenz aller Kassen beschließt den bundesweiten Gesamtvertrag. Die
Primärversorgungseinheiten können damit als neue Versorgungsform auf Schiene gebracht werden.
Wien (hauptverband) - Bei der Sitzung der Trägerkonferenz wurde am 9. April dem Abschluss eines
bundesweiten Gesamtvertrages zur neuen Primärversorgung einstimmig zugestimmt. Mit dem grünen Licht für
den Vertragsabschluss zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und der Österreichischen
Ärztekammer (ÖAK) ist nun – vorbehaltlich einer Zustimmung seitens der Ärztekammer - die neue österreichweite
Versorgungsform abgesichert. „Mit dem Gesamtvertrag Primärversorgung haben wir die Gesundheitsversorgung bundesweit
neu gedacht und machen Menschen damit innovative Angebote“, freut sich der Verbandsvorsitzende im Hauptverband
der Sozialversicherungsträger, Alexander Biach.
„Der heutige Beschluss ist ein wichtiger Meilenstein. Nach den ersten PHC-Pilotprojekten in Wien steht einem nachhaltigen
Ausbau nun nichts mehr im Weg. In Wien gibt es bereits zwei Primärversorgungszentren und wir sehen, dass die
längeren Öffnungszeiten von den Patientinnen und Patienten sehr geschätzt werden. Zudem tragen die
Einrichtungen zur Entlastung der Spitalsambulanzen bei. Laut einer Befragung wären 20 Prozent der Patientinnen
und Patienten des PHC MedizinMariahilf in eine Spitalsambulanz gegangen, gäbe es dieses Primärversorgungszentrum
nicht“, betont Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse und Vorsitzende der Trägerkonferenz des
Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger.
Das Gesundheitssystem steht heute vor neuen Herausforderungen wie die überlaufenen Spitalsambulanzen, die
steigende Anzahl der Wahlärztinnen und Wahlärzte und Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung der Kassenstellen.
Ärztinnen und Ärzte wollen mehr Flexibilität und Arbeitsmodelle für eine bessere Vereinbarkeit
von Familie und Privatleben. Patientinnen und Patienten wollen außerdem wohnortnahe medizinische Versorgung.
„Wir bieten mit dem Gesamtvertrag Lösungen zu den aktuellen Herausforderungen. Mit neuen Kooperationsmodellen
werden Hausärztinnen und Hausärzte gleichzeitig gestärkt und entlastet. Sie können nun in Teams
arbeiten und so Familie und Beruf besser vereinbaren. Außerdem rückt mit der Primärversorgung die
medizinische Versorgung direkt vor die Haustür der Menschen“, erklärt Biach.
In den neuen Primärversorgungseinheiten (PVE) sind nun zum ersten Mal in institutionalisierter Form Ärztinnen
und Ärzte sowie weitere Gesundheits- und Sozialberufe entweder unter einem Dach oder in einem Netzwerk vereint.
Die Aufgaben einer Primärversorgungseinheit reichen von der Akutversorgung bis hin zur Versorgung chronisch
Kranker, psychosoziale Betreuung, gesundheitsfördernde Maßnahmen und Prävention. Die Versorgung
in diesen Bereichen steht mit ausgedehnten Mindestöffnungszeiten von 40 bis 50 Stunden pro Woche zur Verfügung.
Bis 2021 soll es 75 Primärversorgungseinheiten (PVE) in Österreich geben. Bisher wurden bereits 14 Primärversorgungseinheiten
eröffnet bzw. befinden sich in der Umsetzungs- und Gründungsphase. In die Zukunft gerichtet sagt Reischl,
dass es heuer in Wien noch einen Ausbau geben soll. Insbesondere bestehende Gruppenpraxen würden sich hierfür
eignen.
„Wir haben bereits mit der Stadt Wien und der Wiener Ärztekammer Grundsteine für die Umsetzung gelegt“,
so die WGKK-Obfrau. Bis Ende 2025 sind wienweit insgesamt 36 PVE vorgesehen. Reischl: „Ich hoffe, dass es uns rasch
gelingt, dieses Ziel zu erreichen. Alle Wienerinnen und Wiener sollen möglichst bald von dieser modernen Versorgungsform
profitieren können.“
„Mit dem heutigen Beschluss der Trägerkonferenz zum Vertragsabschluss mit der Österreichischen Ärztekammer
(ÖAK) wurde einem Meilenstein der österreichischen Gesundheitsversorgung der Weg frei gemacht. Mit diesem
Gesamtvertrag ist es uns gemeinsam mit der ÖAK gelungen, eine völlig neue Versorgungsform für ganz
Österreich verfügbar zu machen, die unser hochqualitatives Gesundheitssystem ins 21. Jahrhundert und
viel näher an unsere Versicherten bringt“, so Alexander Biach abschließend.
Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über
der solidarischen Kranken-, Unfall-und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert
unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine
sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,7 Millionen Menschen (Versicherte und mitversicherte Angehörige)
anspruchsberechtigt.
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