BürgerInnen-Dialog zu Automatisierter Mobilität

 

erstellt am
09. 04. 19
13:00 MEZ

Fast 170 Personen nahmen in Wien, Linz, Graz, Pörtschach & Salzburg teil, um sich über mögliche Potenziale auszutauschen.
Wien (austriatech) - Einen Tag lang diskutierten BürgerInnen am 6. April über Möglichkeiten, wie automatisierte Mobilität unser Leben verändern könnte. Österreich war dabei gemeinsam mit Aachen in Deutschland das erste Land, das diese global organisierte, öffentliche Debatte durchgeführt hat. Die Teilnehmenden hatten nicht nur die Gelegenheit, sich in offener Atmosphäre auszutauschen und andere Sichtweisen zu hören, sondern konnten auch in den fünf bis sechs organisierten Diskussionsrunden viel Neues über automatisierte Mobilität lernen. Anwendungsszenarien – wie private PKW mit neuen Fähigkeiten, oder ergänzende Services für bestimmte Personengruppen – wurden ebenso vorgestellt, wie technische Hintergründe, und rechtliche Rahmenbedingungen erklärt. Besonders beeindruckend wurde von den jeweiligen Organisatoren wahrgenommen, wie schnell sich die TeilnehmerInnen in das Thema hineinversetzen konnten und wie aktiv und wertschätzend darüber diskutiert wurde. Bis Juni 2019 werden noch mehr als zehn weitere Dialoge dieser Art in Städten in ganz Europa und auch Nordamerika und Singapur durchgeführt.

Erste Ergebnisse des Dialogs in Österreich
In automatisierten Mobilitätslösungen wird viel Potenzial gesehen. Generell sind mehr als die Hälfte der Befragten automatisierter Mobilität gegenüber positiv eingestellt. Interessant war, dass Männer dieser Technologie eher positiv gegenüberstehen als Frauen (64% zu 38% Prozent). Dies kann ein erster Hinweis sein, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse an neue Mobilitätslösungen noch genauer abgefragt werden müssen, um die Akzeptanz zu erhöhen.

Ein weiterer Aspekt, bei dem sich die TeilnehmerInnen weitestgehend einig waren, dreht sich um die Akzeptanz der verschiedenen Stufen der Automatisierung, den sogenannten SAE-Levels. Während bei Level 2 (teilautomatisierte Systeme, wobei die LenkerInnen jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug haben müssen) noch 83,7% der Teilnehmenden vollständig oder eher zustimmten, in automatisierte Systeme und Tests mit fahrerlosen Fahrzeugen zu vertrauen, und lediglich 6,1% mit „weiß nicht/unsicher“ antworteten, waren es bei Level 5 (vollautomatisiertes Fahren unter allen Bedingungen) nur noch 44%, die voll oder eher zustimmten und 21,7% mit „weiß nicht/unsicher antworteten. „Je verständlicher und realistischer die Möglichkeiten durch automatisierte Mobilität vermittelt werden, desto eher vertrauen wir dem System. Der nächste Schritt für uns muss daher sein, ein besseres Verständnis zu entwickeln, wie realistische Erfahrungen kreiert und erlebbar gemacht werden können“, unterstreicht Martin Russ, Geschäftsführer der AustriaTech, die Auswertungen des Dialogs.

Die eigene Sicherheit steht bei neuen Entwicklungen immer im Vordergrund.
Dass der Aspekt Sicherheit für beinahe alle Teilnehmenden eine sehr wichtige Rolle spielt, hat sich in mehreren Antworten widergespiegelt. So war Sicherheit der meistgenannte Begriff in Bezug auf die Hoffnungen, die in automatisierte Mobilitätslösungen gesteckt werden. Bei den Bedenken rangierten Vertrauen in die Software sowie Datensicherheit und Datenschutz unter den meistgenannten Begriffen. Hierzu sagten rund 88% der Befragten, dass sie den Verkauf von Fahrgastdaten, die aus automatisierten Verkehrssystemen generiert wurden, nicht oder eher nicht in Ordnung fänden und selbst bestimmen möchten, wie Daten genutzt werden dürfen, die für das Funktionieren des automatisierten Systems nicht erforderlich sind. Hingegen stimmten bei der Frage, ob städtische Verkehrsleitzentralen Zugriff auf Fahrgastdaten haben können, die von automatisierten Verkehrssystemen generiert werden, fast 72% voll oder eher zu. Hierbei steht das Gemeinwohl im Vordergrund und die Befragten vertrauen darauf, dass die Information nicht missbräuchlich verwendet werden.

Nächste Schritte und detaillierte Ergebnisauswertung
„Es hat sich klar gezeigt, dass nicht nur die BürgerInnen auf viele Fragen noch keine Antwort haben, sondern auch wir ExpertInnen noch viel Lernbedarf haben. Umso wichtiger sind Dialoge wie dieser, vor allem, wenn sie regionale und nationale Unterschiede oder Gemeinsamkeiten sichtbar machen können. Durch die Teilnahme an diesem Dialog haben uns die BürgerInnen mitgegeben, welche Perspektiven ihnen wichtig sind und welche Zukunft sie sich wünschen. Dies gilt es nun, in den weiterführenden Aktivitäten und Maßnahmen zu berücksichtigen“, so Russ. Alle Daten werden nach Abschluss der Diskussionsreihe anonymisiert ausgewertet und die Ergebnisse miteinander verglichen. Die Gesamtauswertung und Interpretation der Ergebnisse wird nach Abwicklung aller BürgerInnen-Dialoge im Herbst 2019 offiziell präsentiert.

Partner, die den BürgerInnen-Dialog in Österreich durchgeführt haben:

  • Land Steiermark, Stadt Graz und Mobility Lab Graz
  • Direktion für Straßenbau und Verkehr des Landes Oberösterreich
  • SURAAA (Smart Urban Region Austria Alps Adriatic), Prometeus und Land Kärnten
  • Land Salzburg, Organisator: Salzburg Research
  • Stadt Wien, Magistratsabteilung 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung

Über den Globalen BürgerInnen-Dialog zu Automatisierter Mobilität
Der Globale BürgerInnen-Dialog ist eine Initiative von Mission Publiques, einem Beratungsunternehmen, das sich auf partizipative Prozesse spezialisiert hat. AustriaTech – Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Maßnahmen GmbH, ist nationaler Koordinator des BürgerInnen-Dialogs zu automatisierter Mobilität. Als nationale Kontaktstelle für Automatisierte Mobilität ist sie Ansprechpartnerin für jene Organisationen, die auf österreichischen Straßen mit öffentlichem Verkehr automatisierte Fahrzeuge testen wollen. Zudem fördert sie durch gezielte Vernetzung aller Stakeholder den Wissensaustausch. AustriaTech ist ein Unternehmen des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie.

 

 

 

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