Sportministerium und SportEconAustria präsentierten die neuesten Berechnungen des Sportsatellitenkontos
Wien (bmoeds) - Der Wirtschaftsfaktor Sport ist um ein vielfaches größer, als bisher vermutet.
Das sind die neuesten Ergebnisse der Berechnungen des Sportsatellitenkontos von SportEconAustria, dem Institut
für Sportökonomie. Im EU-weiten Vergleich liegt Österreich in der Sportwirtschaft, gemessen am Anteil
zum BIP oder der Beschäftigung, weit voran. Dennoch wird der Sport in seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung
nicht entsprechend wertgeschätzt. Sportminister Heinz-Christian Strache und SportEconAustria präsentierten
am 8. April die neuesten Ergebnisse und Zahlen des Sportsatellitenkontos. Der Wirtschaftsfaktor Sport wird
unterschätzt, meinen die Experten des Instituts für Sportökonomie. Erstmals präsentierten Dr.
Christian Helmenstein, Geschäftsführer SportEconAustria, Dr. Anna Kleissner, Leiterin der Arbeitsgruppe
Sport & Gesellschaft der Sport Strategie Austria und stellvertretende Geschäftsführerin der SportEconAustria
die volkswirtschaftlichen und sozioökonomischen Effekte des Sports.
Sportminister Heinz-Christian Strache: "Der Sport wird in einer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung noch immer
nicht entsprechend wertgeschätzt. Es ist an der Zeit das Wissen um die genannten ökonomischen und vor
allem sozioökonomischen Effekte des Sports ernst zu nehmen. Sport tut gut - der Wirtschaft, der Gesellschaft
und jedem einzelnen".
Dr. Chrstian Helmenstein: „Sport ist nicht nur die schönste Nebensache der Welt sondern wirtschafts- und gesundheitspolitisch
von enormer Bedeutung“.
Dr. Anna Kleissner, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport & Gesellschaft der Sport Strategie Austria und stv. Geschäftsführerin
SportEconAustria: „Die Ausgaben in den Sport rechnen sich. Die fiskalischen Rückflüsse an den Staat liegen
mit 123 Millionen Euro deutlich über den Ausgaben der Bundes Sportförderung“, Dr. Anna Gleissner,
Wirtschaftlicher Beitrag des Sports höher als jener der Bauwirtschaft
Folgt man den Ergebnissen der aktuellsten Studie zur ökonomischen Bedeutung des Sports in Österreich,
dann zeigt sich, dass der Sport unmittelbar und mittelbar für 5,75% der Wertschöpfung verantwortlich
ist. Damit liegt der Wertschöpfungsbeitrag des Sports höher als jener der Bauwirtschaft, in etwa doppelt
so hoch wie der Beitrag der Finanzdienstleister oder sechs mal so hoch wie jener des Sektors Landwirtschaft. Das
methodische Instrument, um den gesamtwirtschaftlichen Beitrag der Querschnittsmaterie Sport zu messen, ist ein
sogenanntes Satellitenkonto Sport. Ein solches ist erforderlich, um über den Kernbereich des Sports, welcher
die Tätigkeit der Vereine und den Betrieb von Sportanlagen umfasst, auch alle anderen Wirtschaftsbereiche
zu erfassen, die mit dem Sport verbunden sind, wie beispielsweise die Sportartikelproduktion, der Sportartikelhandel,
die Bauwirtschaft, das Unterrichtswesen oder das Gesundheitswesen.
Ein detaillierterer Blick auf die Zahlen zeigt, dass es vor allem die Beherbergung und Gastronomie sind, die mit
3,9 Mrd. Euro Wertschöpfung am stärksten vom Sport profitieren, gefolgt vom Unterrichtswesen und dem
Einzelhandel. Der Kernbereich des Sports, also die Tätigkeit der Vereine, die Aktivitäten von Profisportler
und sportlerinnen , Trainer und Trainerinnen sowie der Betrieb von Sportanlagen liegen mit 920 Millionen Euro nach
dem Gesundheitswesen und dem Landverkehr erst an sechster Stelle.
Sport ist ein Beschäftigungsmotor und sichert so viele Arbeitsplätze wie Beherbergung und Gastronomie
gemeinsam
Noch höher als der Wertschöpfungsbeitrag ist der Sport-bezogene Beschäftigungsanteil mit 7,13% oder
295.000 Erwerbstätigen. Der Sport schafft und sichert damit gleich viele Arbeitsplätze wie die Sektoren
Beherbergung und Gastronomie gemeinsam oder die Bauwirtschaft. Die Zahl der im und durch den Sport Beschäftigten
liegt damit höher als die gesamte Einwohnerzahl des Burgenlands.
Mit einem Steuer- und Abgabenaufkommen von 123 Millionen Euro trägt der Sport auch wesentlich zum fiskalischen
Aufkommen bei
Erstmals konnte auch der fiskalische Beitrag des Sports quantifiziert werden: Demnach fließen aus dem Sport
rund 123 Millionen Euro an Steuern und Abgaben an den Staat zurück, wobei die lohnabhängigen Steuern
und Abgaben für rund die Hälfte des Gesamtaufkommens verantwortlich sind. Am stärksten profitieren
hier der Bund (41,6%) und die Sozialversicherungsträger (31,7%), gefolgt von den Ländern und Gemeinden.
Österreich ist Europameister im Sport
Eindrucksvoll sind diese Zahlen auch im europaweiten Vergleich. Ein solcher Vergleich ist möglich, da
Definitionen und Methoden heute europaweit harmonisiert sind, was im Wesentlichen auf die österreichische
Ratspräsidentschaft 2006 zurückzuführen ist.
Mit einem direkten Anteil am BIP in Höhe von 4,2 Prozent liegt der Wert in Österreich in etwa doppelt
so hoch wie im EU-28-Durchschnitt von 2,12 Prozent und höher als in allen anderen Mitgliedsstaaten der EU.
Man kann daher zurecht sagen, dass Österreich Europameister ist, was den wirtschaftlichen Beitrag des Sports
anbelangt. Auch hinsichtlich der Beschäftigungseffekte liegt man in Österreich mit einem direkten Anteil
von 5,6 Prozent deutlich vor unserem Nachbarn Deutschland mit 4,6 Prozent und dem sportaffinen Großbritannien
mit 3,8 Prozent. Zurückzuführen ist dies auf die hohe Bedeutung des Sporttourismus in Österreich:
58 Prozent aller Übernachtungen, das entspricht 63 Millionen Übernachtungen pro Jahr oder 172.000 Übernachtungen
täglich, sind als sportrelevant einzustufen. Der Sporttourismus in Österreich ist damit so stark wie
der gesamte Tourismus in Kroatien oder Polen.
Sozioökonomische Effekte des Sports noch unberücksichtigt
Diese Zahlen sind beachtlich, aber umso beachtlicher, als diese nur jenen ökonomischen Teil des Sports erfassen,
welcher auch in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung abgedeckt wird. In diesen Ergebnissen spiegeln sich folglich
noch gar nicht alle sportrelevanten Aspekte wider.
In seiner wirtschaftlichen Dimension in diesen Zahlen nicht abgebildet ist beispielsweise die Bedeutung des Sports
als Innovationstreiber. Möchte man die wirtschaftliche Bedeutung des Sports insgesamt abbilden, so ist es
auch unumgänglich, den Beitrag der Freiwilligenarbeit im Sport entsprechend zu visualisieren und zu quantifizieren.
Die Bedeutung der Freiwilligenarbeit ist in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht berücksichtigt,
weil der Arbeitsleistung kein Geldfluss gegenübersteht. Demnach wird hierdurch keine originäre Bruttowertschöpfung
produziert. Nichtsdestotrotz hat die Freiwilligenarbeit einen großen wirtschaftlichen Beitrag, welcher auf
europäischer Ebene auf 0,88 Prozent des BIPs geschätzt wird. Der Wert der Freiwilligenarbeit übersteigt
somit den wirtschaftlichen Beitrag der Vereine, des Betriebs von Sportanlagen sowie der SportlerInnen, TrainerInnen
usw. um das 2,5-fache!
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nur unzureichend – nämlich
nur über jene Kosten, die durch Sportunfälle ausgelöst werden - erfasst wird, sind die gesundheitsökonomischen
Kosten. Nicht erfasst sind der Nutzen der körperlichen Aktivität in Form nicht verursachter Kosten noch
die bereits anfallenden, aber vermeidbaren Kosten körperlicher Inaktivität. So liegen die direkten Kosten
im Gesundheitswesen, welche ausschließlich auf körperliche Inaktivität zurückgeführt
werden können, bereits heute bei 1,7 Milliarden Euro jährlich. Hinzu kommen indirekte Kosten in Höhe
von 750 Millionen Euro, die durch Krankenstände, Invalidität und Mortalität ausgelöst werden,
Tendenz steigend.
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