Oberösterreich als "Land der erneuerbaren Energien"
Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus in Linz präsentierte Landeshauptmann Mag. Thomas
Stelzer am 8. April gemeinsam mit Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner Details zur Strategie
"Energie-Leitregion Oberösterreich 2050".
Mit der Energiestrategie "Energie-Leitregion OÖ 2050" hat Oberösterreich seine energiepolitischen
Ziele neu ausgerichtet: "Damit will sich Oberösterreichs als internationale Energie-Leitregion für
erneuerbare Energien und Energieeffizienz etablieren - also in Bezug auf den Einsatz erneuerbarer Energien und
die überdurchschnittliche Verbesserung der Energieeffizienz sowie bei der Anwendung neuer Technologien und
als internationaler Technologieführer in ausgewählten Kernbereichen der Energie- und Umwelttechnologie",
unterstreichen Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner.
Laut Prognosen wird für Oberösterreich im Jahr 2030 ein Strombedarf von 20,2 TWh und für die angestrebten
bis zu 97 % Strom aus erneuerbaren Energien eine zusätzliche Stromerzeugung von 9 TWh aus erneuerbaren Quellen
abgeschätzt. "Dies sind ca. 80 % der aktuellen erneuerbaren Stromerzeugung - also muss diese deutlich
gesteigert werden. Dieses sehr ambitionierte Ziel ist für Oberösterreich nur erreichbar, wenn alle möglichen
Potentiale an erneuerbaren Stromquellen auch bestmöglich ausgeschöpft werden. Und das streben wir mit
einer Offensive für erneuerbare Energien in Oberösterreich an", betonen LH Stelzer und LR Achleitner.
"Wobei Oberösterreich bereits jetzt unter den Bundesländern bei allen erneuerbaren Energieträgern,
ausgenommen bei Windkraft, die Nummer 1 ist, wir nutzen also jeweils die meiste Energie aus Biomasse, Wasserkraft
bzw. der Sonne. Dies wollen wir weiter ausbauen", so LH Stelzer und LR Achleitner.
Oberösterreich soll zu einem "Land der erneuerbaren Energien" werden - mit entsprechenden positiven
Rahmenbedingungen seitens des Landes: Insbesondere durch Förderimpulse, rechtliche Regelungen sowie Information
und Beratung. Wesentlich sind aber auch innovative Energietechnologie- Unternehmen mit Sitz in Oberösterreich,
die in Marktsegmenten rund um Energieeffizienz und erneuerbare Energien technologisch führend und international
erfolgreich sind.
Schrittweiser Ausstieg aus fossilen Energieträgern
"Der schrittweise Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist eine zentrale Strategie, um auch die Wettbewerbsfähigkeit
des Wirtschaftsstandortes Oberösterreich langfristig abzusichern", so Landeshauptmann Stelzer. Steigende
Preise für fossile Energieträger und der globale Umbau der Energiesysteme durch Dekarbonisierung und
Dezentralisierung werden die Energiezukunft prägen. "Aufgrund der Veränderungen, die auf den Energiemärkten,
aber auch in vielen anderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen stattfinden, sowie auf Basis der
Erfahrungen der vergangenen Jahre wird dieser Weg zur Energieleitregion konsequent verfolgt. Wettbewerbsfähigkeit,
Standortsicherung und Lebensqualität durch Dekarbonisierung ist unser Ziel", betont Landesrat Achleitner.
Erneuerbare Energien in Oberösterreich
Der oberösterreichische Energieverbrauch ist seit 2005 etwa konstant, bei einem Wirtschaftswachstum von
plus 49% (nominal). Oberösterreich ist energetisch zu über 70% importabhängig, mehr als 2 Milliarden
Euro werden jährlich für Energieimporte ausgegeben. Daher ist neben der Energieeffizienzsteigerung auch
der Ausbau der heimischen erneuerbaren Energieträger so wichtig.
Die Energieträger-Gruppe "Erneuerbare Energie" ist inzwischen in der oberösterreichischen Gesamtenergiebilanz
die größte. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger am Gesamtenergieverbrauch beträgt etwa
31 %. Unter den erneuerbaren Energieträgern ist anteilsmäßig die Biomasse die größte
Gruppe, gefolgt von der Wasserkraft und den Energieträgern Sonne/Umgebungswärme, Wind und Geothermie.
Der Kohlebruttoinlandsverbrauch erfolgt nahezu ausschließlich im Sektor Eisen- und Stahlerzeugung.
Erneuerbare Wärme
Wärme aus erneuerbaren Energieträgern wird auf vielerlei Weise genutzt: zur Raumwärme, Dampferzeugung
und in Industrieöfen. Sowohl der erneuerbare Raumwärmeanteil als auch die erneuerbare Gesamtwärme
(also inklusive der gesamten industriellen Wärme) sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Elektrische Energie
Strom hat einen Anteil von ca. 22% am gesamten Endenergieverbrauch von Oberösterreich, der Stromverbrauch
stieg in den letzten Jahren um durchschnittlich etwa 1,24% pro Jahr. Der in Oberösterreich erzeugte erneuerbare
Strom entspricht ca. 77% des elektrischen Endenergieverbrauchs.
Wasserkraft in Oberösterreich
Oberösterreich ist ein Land der Wasserkraft: 67% der Stromerzeugung bzw. 90% des in OÖ erzeugten
erneuerbaren Stroms kommen aus Wasserkraft.
Energie aus Wasserkraft ist mit etwa 10.000 GWh pro Jahr (und einer installierten Kapazität von 1.808 MW)
nach der Biomasse die mengenmäßig bedeutendste heimische Energieform in Oberösterreich.
Es gibt in Oberösterreich neben den 30 Großkraftwerken 686 als Ökostromanlage anerkannte Kleinwasserkraftwerke
mit einer Engpassleistung von etwa 160 MW und etwa 700 GWh Regelarbeitsvermögen, in Summe gibt es inkl. Kleinstanlagen
etwa knapp 900 wasserrechtlich erfasste Wasserkraftanlagen. Bezogen auf den Gesamtstromverbrauch stammen ca. 5%
aus Kleinwasserkraft.
"Die Wasserkraft als Basis der oberösterreichischen Stromversorgung kann noch weiter zur Erreichung der
Ausbauziele der #mission2030 des Bundes beitragen. Die Oö. Wasserkraftpotentialanalyse zeigt ein Ausbau- und
Steigerungspotential von etwa 500 GWh in Oberösterreich", erläutern LH Stelzer und LR Achleitner.
Die Wasserkraft ist eine heimische CO2-freie Energie, sie liefert auch Beiträge zur wirtschaftlichen Entwicklung
und insbesondere zur Frequenz- und Strom- Systemstabilität in Österreich. Gerade dieser Beitrag zur Systemstabilisierung
ist im Zusammenhang mit dem starken Ausbau volatiler Stromerzeugungsanlagen (Wind, Photovoltaik) von großer
Bedeutung, um auch weiterhin eine zuverlässige Stromversorgung sicherstellen zu können. Auch Pumpspeicherkraftwerke
werden dazu unverzichtbar sein, damit rund um die Uhr genügend Strom zur Verfügung steht.
Die Wasserkraft hat zudem zahlreiche positive Sekundärnutzeneffekte für die Gesellschaft in den Bereichen
Hochwasserschutz bzw. -management, Sohlstabilisierung, Lebens- und Erholungsraum, Tourismus und Schifffahrt. Darüber
hinaus haben Investitionen in Wasserkraft einen sehr hohen heimischen Wertschöpfungsanteil: Mehr als 80 %
der Investitionssumme fließen in die österreichische Gesamtwirtschaft. Auch zahlreiche oberösterreichische
Betriebe sind hier mit ihrem Know-How führend tätig und können durch Wasserkraftprojekte weitere
Arbeitsplätze in Oberösterreich schaffen bzw. absichern.
"Hier kommt gerade auch den Energieversorgern wie der Energie AG eine besondere Rolle zu, zu prüfen,
welche Projekte das noch vorhandene Potential zur Nutzung von zusätzlichem erneuerbaren Strom aus Wasserkraft
und Photovoltaik möglich sind", erklären LH Stelzer und LR Achleitner.
Photovoltaik in Oberösterreich
In Oberösterreich gibt es derzeit etwa 27.000 netzgekoppelte Photovoltaik- Anlagen mit einer Leistung
von ca. 300 MWpeak am oberösterreichischen Stromnetz und erzeugen jährlich etwa 300 GWh (das entspricht
etwa 2% des Gesamtstromverbrauchs oder 10,5% des Haushaltsstromverbrauchs). Der Zuwachs in den letzten Jahren verlief
rasant, als Potenzial werden bis 2030 von etwa 2.600 bis 6.000 GWh ausgegangen. "Dazu sollen auf möglichst
vielen Dächern und Gebäuden PV-Anlagen installiert werden um Strom aus Sonnenkraft zu. Um diese sehr
große Menge an Sonnenstrom aufbringen zu können, werden wir auch große Freiflächenanlagen
z.B. auf Deponie-, Gewerbe- oder Verkehrsflächen benötigen", erklären LH Stelzer und LR Achleitner.
"Damit dies gelingen kann, liegt es auch am Bund, mit dem Erneuerbaren- Ausbau-Gesetz die nötigen Rahmenbedingungen
zu schaffen und einen sinnvollen Mix an erneuerbaren Erzeugungsanlagen zu fördern", so LH Stelzer. "In
die entsprechenden Beratungen dazu auf Bundesebene bringt sich auch Oberösterreich intensiv ein. Denn mit
den entsprechenden Rahmenbedingungen können sich auch die oö. Unternehmerinnen und Unternehmer inklusive
der Energieversorger sowie die Bevölkerung insgesamt an einem weiteren zügigen Ausbau der erneuerbaren
Energiegewinnung in Oberösterreich beteiligen", ergänzt LR Achleitner.
Mobilität
Der Anteil der erneuerbaren Energie an unserem Energieverbrauch für Mobilität liegt derzeit bei 8,9%
(erneuerbare Treibstoffe und Elektromobilität, inklusive Eisen-, Straßen- & Seilbahn).
Aktivitäten zum Ausbau der erneuerbaren Energieträger
"Zur Erreichung unserer Ziele müssen wir alle vorhandenen Potentiale bestmöglich nutzen, neben
der Energieeffizienzsteigerung sind das Aktivitäten zum Ausbau der erneuerbaren Energieträger - in allen
Bereichen, also Wärme, Strom und Mobilität", so LH Stelzer und LR Achleitner.
3er-Paket für "Raus aus Öl"
"Wir setzen gezielt auf den schrittweisen Ausstieg aus dem Heizen mit Öl. Unser 3er-Paket dazu umfasst
die Verlängerung der Heizkesseltauschförderung des Landes OÖ verknüpft mit einer neuen Landes-
Förderung für die Entsorgung eines Öl-Tanks. Insgesamt gibt es für den Ersatz einer Öl-Heizung
durch eine Pelletsheizung oder Wärmepumpe oder einen Fernwärmeanschluss, verbunden mit einer Öl-Tankentsorgung,
bis zu 3.900.- Euro Landesförderung. Als dritter Schritt kommt noch das Verbot von Öl- Heizungen in Neubauten
dazu: Ab 1. September 2019 sollen in Oberösterreich Neubauten nur noch mit nachhaltigen Heizungsanlagen ausgestattet
werden. Feuerstätten für flüssige fossile und/oder feste fossile Brennstoffe dürfen im Neubau
dann nicht mehr errichtet werden", hebt LR Achleitner hervor.
Zusammen mit dem "Raus aus dem Öl-Bonus" des Bundes bekommt man damit in Oberösterreich von
Bund und Land bis zu 8.900 Euro für den Ausstieg aus dem Heizen mit Öl und die Entsorgung des Öltanks.
In Oberösterreich gibt es derzeit noch rund 100.000 Haushalte mit Ölheizungen.
Plattform New Energy for Industry (NEFI) Wettbewerbsfähigkeit durch Nachhaltigkeit
Im Innovationsverbund NEFI "New Energy for Industry" werden in den kommenden sieben Jahren Wege zur
vollständigen Dekarboniserung der Industrie demonstriert. Dies ist wesentlich für die Sicherung des Industriestandortes
Oberösterreich und eröffnet große Marktchancen für Technologien "Made in Upper Austria".
"Durch die Zusammenarbeit von Forschung sowie innovativen Produktions- und Energietechnologieunternehmen zeigt
Oberösterreich die Möglichkeiten zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern auch der Industrie auf
und kommt auch damit seinem Ziel der Energietechnologieleitregion näher", betonen LH Stelzer und LR Achleitner.
Das Leitprojekt "Industrial Microgrids", mit der FH-Oberösterreich und dem OÖ Energiesparverband,
ist ein wesentlicher Baustein von NEFI. Hier werden neue Geschäftsmodelle rund um den Energietausch zwischen
Industrie- Unternehmen getestet, der jetzt durch rechtliche Änderungen möglich wird. Es wird eine Plattform
erarbeitet, die in einem räumlichen Kontext industrielle Energieverbraucher und -erzeuger sichtbar macht.
In drei "Testbeds" für industrielle Energiegemeinschaften werden neue Lösungen entwickelt und
validiert.
Landesförderungen für "Erneuerbare Energien" und "Effiziente Energienutzung":
In den Bereichen "Erneuerbare Energien" und "Effiziente Energienutzung" werden seitens des
Landes OÖ eine Reihe von Förderungen an Betriebe und Privatpersonen gewährt.
Schwerpunkte sind zum Beispiel:
- Fernwärmeanschlüsse - Betriebe/Private
- Biomasseheizungen - Betriebe/Private
- Thermische Solaranlagen - Betriebe/Private
- Wärmepumpen - Betriebe/Private
- PV-Anlagen - PV-Speicher - Betriebe
- Effiziente Energienutzung - Betriebe
- Thermische Sanierungen von Gewerbeobjekten
- Revitalisierung von Kleinwasserkraftwerken
- etc.
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